Renault-Roadster: Fahrspaß hart am Wind
Der Franzosen-Roadster macht Freude, taugt aber nur für Puristen.
Mal ehrlich, wann haben Sie sich das letzte Mal nach einem Auto umgedreht? Kaum einer der Windkanal-Mutanten entlockt der deutschen Autofahrer-Gemeinde doch heute noch einen Ton des Erstaunens. Da tut ein Winzling wie der Renault Wind doch mal richtig gut. Der Wagen präsentiert sich als ehrlicher Zweisitzer und straft all jene Lügen, die sich in diesem Segment als Viersitzer tummeln und es eigentlich nicht sind.
Mithin schränkt sich der Nutzen des Mini-Cabrios auf einen einzigen Zweck ein: Spaß. Die Passagiere sitzen bequem. Selbst größere Insassen haben weder bei geschlossenem noch offenem Verdeck einen unangenehmen Druck auf dem Scheitel. Auch die Beinfreiheit ist passabel. Das Gestühl ist indes eine Spur zu schmal geraten und presst wegen der hohen Seitenwangen die Insassen doch arg in die Sitze.
Wohl dem, der vor dem Kauf seinen Bodymaßindex prüft. Gelungen ist die Dachkonstruktion, die elektrisch klappt und versenkt und wohl einen Rekord für sich verbuchen dürfte. Knapp zwölf Sekunden für den Blick zur Sonne - länger braucht es nicht. Da macht es fast diebischen Spaß, den Hintermann an der roten Ampel mit dem sich unvermittelt öffnenden Heckabteil zu erschrecken, was dann sekundenschnell das Dach verschluckt. Selbiges wird übrigens in ein separates Fach gefaltet und schlägt nicht auf den Kofferrauminhalt.
Der ist immerhin 270 Liter groß. Kritikpunkt das Dach betreffend: Der Bedienungsschalter und neben ihm die viel häufiger genutzten Tasten für die Scheibenheber sind ungünstig tief in der Mittelkonsole versteckt. Renault begrenzt die Motorenauswahl auf zwei Benziner. Der Sauger leistet aus 1,6 Litern Hubraum 133 PS (98 kW), die mit dem nur 1,3 Tonnen schweren Wagen nicht viel Mühe haben.
Der getestete 1,2-Liter-Turbo- Benziner ist Renaults Beitrag zum Downsizing und gibt sich nicht minder kraftvoll. Immerhin stehen 102 PS (75 kW) satte Leistung bereit, die sich nach Einsetzen des Turboladers über die Vorderräder recht beherzt ihren Weg auf den Asphalt bahnen. Tempo 100 ist nach etwa zehn Sekunden erreicht, Ende der Jagd ist bei ziemlich 190 km/h. Allerdings gibt sich das Triebwerk dann doch recht laut und rau.
Wohler fühlt sich der Wind auf Landstraßen, deren Kurven er gekonnt und lustvoll durchwuselt. Die serienmäßigen schmucken 17- Zoll-Reifen mit 40er Querschnitt tun dank straffen Fahrwerks ein Übriges dazu, dass der Wagen zwar stoisch an der Straße klebt, die Federung aber bisweilen Unebenheiten gnadenlos hart an die Insassen weiterreicht. Aber vielleicht muss man auch so sein, wenn man ein ernsthafter Roadster sein will. rwo