Schotten dicht: So atmen Allergiker im Auto durch
Mönchengladbach (dpa/tmn) - Die Augen tränen, die Nase juckt - da braut sich was zusammen: In einem Niesanfall entlädt sich die Pollenallergie. Ausgerechnet jetzt, beim Autofahren. „Niest ein Fahrer bei Tempo 80, fährt er rund 25 Meter mit geschlossenen Augen“, gibt Heike Behrbohm von der Deutschen Haut- und Allergiehilfe zu bedenken.
In so einer Situation kann Heuschnupfen lebensgefährlich sein. Autofahrer, die darunter leiden, sollten sich deshalb gut auf die bevorstehende Pollenflugsaison vorbereiten.
„Schwachstelle des Autos ist die Lüftung“, sagt Behrbohm. Damit die Frischluftzufuhr Pollengeplagten nicht zum Verhängnis wird, kommt es vor allem auf einen intakten Filter an - und es muss der Richtige sein. „Es gibt im Prinzip zwei Arten von Pollenfiltern“, erklärt Christian Pflughaupt, Landesinnungsmeister des Kfz-Gewerbes in Rheinland-Pfalz. „Die einen bestehen nur aus einer Zellstoffschicht, die andere und weitaus effektivere Sorte hat eine zusätzliche Aktivkohleschicht.“
Die Aktivkohlefilter kosten zwar je nach Automodell etwa 15 bis 40 Euro mehr als reine Zellstofffilter, sollten aber für Allergiker die erste Wahl sein. „Hochwirksame Filter nehmen auch kleinste Pollen wie Maulbeerpollen auf“, erklärt Behrbohm. Ganz wichtig: „Ein Pollenfilter setzt sich mit der Zeit zu, er sollte daher einmal pro Jahr in einer Werkstatt auf seine Funktionstüchtigkeit geprüft und gegebenenfalls erneuert werden.“
Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) rät, den Filter auf jeden Fall jährlich zu erneuern, zumal sich in der feuchten Herbst- und Winterzeit gerne Bakterien und Schimmelpilze darauf ansiedeln. „Beim Filterwechsel sollte man die Lüftungskanäle und den Verdampfer der Klimaanlage reinigen lassen.“ Nach Angaben des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kostet der Filterwechsel inklusive Arbeitslohn in der Regel unter 150 Euro, bei älteren Autos unter 70 Euro. Für Reinigung und Desinfektion der Klimaanlage kommen noch einmal um die 75 Euro dazu.
Aber Pollen kommen nicht nur durch die Lüftung in den Wagen. Fenster und Türen sollten Allergiker möglichst geschlossen halten und beim Losfahren die Klimaanlage erst einmal kurz auf Umluftbetrieb stellen. Um möglichst wenig Allergieauslöser mit der Kleidung einzuschleppen, gehört die Jacke in den Kofferraum und nicht auf die Rückbank, sagt Behrbohm. Außerdem sollte das Auto während der Pollensaison öfter in die Waschanlage gefahren und - noch wichtiger - regelmäßig von innen geputzt werden.
„Lassen Sie das möglichst ein Familienmitglied machen, das nicht allergisch ist“, empfiehlt Behrbohm. Alle Oberflächen werden am besten mit einem feuchten Lappen abgewischt und die Teppiche mit einem Staubsauger mit Wasserfilter gereinigt. Wer Ledersitze hat, ist als Pollenallergiker im Vorteil, denn auf Stoffbezügen haftet der Blütenstaub um einiges hartnäckiger.
Milde Temperaturen beschleunigen die Baumblüte, deshalb dürfte die Pollensaison in diesem Jahr schon recht früh beginnen. Bei extremem Pollenflug lassen Allergiker ihr Auto wegen des erhöhten Unfallrisikos lieber stehen. Alternativ fragen sie jemand anderen, ob er sie fahren kann, raten Behrbohm und Schwalfenberg. Asthmatiker müssen natürlich an ihr Notfallset und ihren Allergiepass denken.
An anderen Tagen fahren Betroffene gut mit Medikamenten, die die Allergie unterdrücken. Aber Vorsicht: „Verwenden Sie Antihistaminika mit modernen Wirkstoffen, die nicht müde machen oder die Fahrtauglichkeit anderweitig beeinträchtigen können“, betont Schwalfenberg. Er empfiehlt unbedingt den Arzt oder Apotheker danach zu fragen.
Treten unterwegs plötzlich Beschwerden auf, steht eine Zwangspause an. Schwalfenberg warnt davor, die antiallergischen Medikamente beim Fahren einzunehmen: Das lenkt nicht nur noch mehr ab, sondern macht obendrein wenig Sinn, weil die Mittel ja auch wirken müssen. „Fahren Sie erst bei guter Besserung der Symptome weiter.“ Und die DAAB-Sprecherin hat noch einen Tipp parat: „Allergiker können sehr lichtempfindlich sein - dann gehört eine Sonnenbrille ins Auto.“