Showstar von der Insel: Triumph Speed Triple

Berlin (dpa/tmn) - Ein kess aufgestelltes Heck und ein wild fauchender Dreizylindermotor verhalfen der Triumph Speed Triple zum Kultstatus. Eine echte Amazone wurde die Britin aber erst in zweiter Generation: abgespeckt, leistungsgesteigert und bösem Blick.

Ethan Hunt steckt in der Klemme: Aus allen Rohren feuern Bösewichte im Film „Mission: Impossible 2“ auf den von Tom Cruise gemimten Topagenten. Hunt schießt zurück, holt einen Schurken vom Motorrad und schnappt sich die Maschine - eine Triumph Speed Triple. Das Fluchtfahrzeug ist ein Glücksgriff: Kugeln und Granaten können das Bike nicht stoppen. Und der durchdrehende Hinterreifen erweist sich als wirkungsvolle Nebelmaschine, um den Verfolgern die Sicht zu nehmen.

Natürlich ist das alles Hollywood-Hokuspokus. Als „Mission: Impossible 2“ im Jahr 2000 in die Kinos kam, war die Triumph Speed Triple bereits seit sechs Jahren auf dem Markt und somit kein knackfrisches Modell mehr. Trotzdem entschieden sich die Filmemacher für die britische Maschine. Denn mit ihrer radikalen Streetfighter-Optik passte sie wunderbar in den Action-Streifen.

Streetfighter - zu Deutsch Straßenkämpfer - sind im Prinzip nichts anderes als Supersportmaschinen, die aus ihrem Plastikkleid gepellt wurden und deshalb einen hohen Showfaktor bieten. Eine breite Lenkstange ersetzt die Stummelgriffe. Typisch ist außerdem ein Doppelscheinwerfer mit runden Lampen. In den späten 1980er Jahren jagten die ersten Streetfighter über die Straßen Großbritanniens. Dabei handelte es sich meist um reparierte Unfallmotorräder, deren Besitzer sich nach einem Sturz das Geld für neue Verkleidungsteile sparten. Marke Eigenbau waren die Maschinen anfangs durch die Bank, denn ein Serienmodell im Streetfighter-Stil gab es von keinem Hersteller - bis Triumph 1994 die Speed Triple auf den Markt brachte.

Bei der Entwicklung des Motorrads haben sich die Ingenieure konsequent an die Spielregeln der Fighter-Szene gehalten: Sie wählten das Sportmodell Daytona 900 aus dem damaligen Sortiment, schraubten die Front- und Seitenverkleidung ab, passten noch ein paar Kleinigkeiten an. Und fertig war die erste „Speedy“, wie Fans das Modell nennen. Nur an den Lenkerstummeln der Daytona hielten die Entwickler bei der ersten Generation mit der Typbezeichnung T300B fest, statt eine durchgehendes Lenkerrohr zu montieren. Und einen Doppelscheinwerfer, der später zum Markenzeichen der Speed Triple werden sollte, gab es auch noch nicht.

Dennoch unterschied sich die T300B bereits deutlich von anderen Naked Bikes: Für ein unverkleidetes Motorrad war sie extrem kurz und kompakt. Vor allem aber steckte ein ungewöhnlicher Motor im Stahlrahmen: ein Dreizylinder. Satte 72 kW/98 PS lagen an, wenn das 885 Kubikzentimeter große Vergaser-Aggregat heiser fauchend seine Leistungsspitze erreichte. Der Sound passte perfekt zum wilden Modellkonzept, ebenso die Motorcharakteristik: „Der Dreizylinder vereint das hohe Drehmoment bei niedrigen Touren, das V2-Motoren entwickeln, mit dem Drehvermögen und der Leistung eines Vierzylinders“, erklärt Gerd Jurkutat. Er ist Triumph-Kenner und Mitgründer der Marken-Fanseite „T5net.de“. „Die Speed Triple war einfach wahnsinnig aufregend“, sagt er rückblickend.

Und sie wurde drei Jahre nach ihrem Debüt noch aufregender: Die zweite Modellgeneration bekam 1997 das wahre Streetfighter-Gesicht mit zwei großen Schweinwerfern an der Front und einem unverkennbar bösen Blick. Außerdem setzte Triumph die Speedy auf Diät: Brachte die T300B vollgetankt noch 250 Kilogramm auf die Waage, wurde die Nachfolgerin 30 Kilogramm leichter. Ein neuer Rahmen aus Aluminium und eine Einarmschwinge trugen maßgeblich dazu bei. Beim Antrieb löste eine programmierbare Benzineinspritzung den Vergaser ab, die Leistung stieg auf 78 kW/106 PS. Das Fahrwerk ließ sich nun nach Belieben justieren. „Zwischen der ersten und zweiten Speed-Triple-Generation liegen Welten“, stellt Jurkutat fest.

Dennoch waren die Speed-Triple-Fans etwas beleidigt, dass es bei 855 Kubikzentimetern Hubraum blieb, obwohl der Motor des eng verwandten Superbikes Daytona inzwischen ein Zehntel Liter mehr hatte. Man wollte das Naked Bike deutlich von der Sportmaschine abgrenzen, erklärt Triumph-Sprecher Uli Bonsels. Zwei Jahre später bekam dann auch die Speedy den großen Motor. „Da schossen die Verkaufszahlen durch die Decke“, weiß Gerd Jurkutat.

Mehr als 65 000 Exemplare ihres Streetfighters von der Stange haben die Briten laut Bonsels bis heute verkauft. Für das Modell gibt es sogar eine eigene Rennserie: Die Speed Triple Challenge wird in England und Deutschland ausgetragen.

Seit Ende vergangenen Jahres fährt die Speedy in fünfter Generation - neuerdings mit tropfenförmigen statt runden Scheinwerfern. Aber natürlich wie gehabt mit einem Dreizylinder. Den hatte Triumph bereits 2005 komplett erneuert und auf 1050 Kubikzentimeter aufgebohrt. Der Showstar von der Insel leistet aktuell 99 kW/135 PS. Das reicht für Tempo 248.