Stimmen für gute Stimmung - Wie die Ansagen aufs Navi kommen

München (dpa/tmn) - Reibeisenstimme oder sanftes Gesäusel? Damit Navis den Weg weisen können, sprechen meist Schauspieler oder Synchronsprecher die Ansagen ein. Doch nicht alles, was das Navi ausgibt, wurde auch so gesagt: Die Aufnahmen dienen als Baukasten.

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Straßenkarten aus Papier sind aus den meisten Autos verschwunden. Navigationsgeräte geben die Richtung vor. Statt genervtem Gemurmel vom Beifahrer kommt aus den Lautsprechern eine immer gut gelaunte Stimme, die dem Fahrer den Weg weist.

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„Die Stimmen aus den Navigationsgeräten basieren in der Regel auf der Stimme einer Person“, sagt Arnd Weil, Produktmanager bei Nuance Communications, Anbieter von Sprachbearbeitungslösungen. Diese Person diktiere aber nicht sämtliche Ansagen, sondern zwischen 4000 und 8000 Sätze. Je nach Sprache variiert die Anzahl der Wörter. Um die Aufnahmen der Sprecher für die Navi-Ansagen nutzen zu können, werden sie in kleine Spracheinheiten zerteilt und dann wie Legosteine zu neuen Wörtern oder Namen zusammengebaut. „In der Regel nimmt man bei Sprachansagen wiederkehrende Formulierungen auf“, sagt Weil. Dann wird ein Satz wie „bitte biegen Sie jetzt links ab“ mit einem Straßennamen kombiniert.

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Für die Sprachaufzeichnungen werden meist Synchronsprecher, Sänger oder Schauspieler engagiert. „Wichtig ist nicht nur eine deutliche Aussprache, sondern auch eine angenehme Stimme. Damit wird auch in unübersichtlichen oder sogar stressigen Situationen eine einwandfreie Routenführung sichergestellt“, sagt Berna Celik-Rymdzionek, Produktmanager beim Navigationshersteller Garmin.

Sabine Bundschu hat so eine Stimme. Die diplomierte Schauspielerin und Musikerin arbeitet seit einigen Jahren für verschiedene Hersteller. Für eine komplette Sprachanweisung benötigt sie rund einen Tag zum Einsprechen. Das sei eine trockene Angelegenheit, die eine hohe Konzentration verlange. „Die Stimme muss verständlich, klar, sachlich, freundlich und frisch klingen“, sagt sie. Beim Sprechen stellt sie sich vor, wie es ist, wenn jemand jeden Tag die gleiche Stimme hört. „Die Stimme soll so angenehm sein, dass der Fahrer sie auch nach einem Jahr noch gerne hört“, sagt Bundschu.

Die Qualität der Sprachanweisungen ist dabei durchaus vom Gerät abhängig. Den Unterschied macht die Größe des verbauten Speichers. Wobei neuere Mobiltelefone mit im Auto verbauten oder portablen Navis durchaus mithalten können. „Da können dieselbe Software und die gleichen Daten installiert werden“, sagt Arnd Weil von Nuance Communications. Doch viele Smartphones benutzen auch cloudbasierte TTS-Systeme. Software und Sprache liegen dabei in einer Cloud und werden direkt aufs Handy übertragen.

Je nach Alter und Hersteller lässt sich die Stimmen-Software per DVD oder Datei auf einem USB-Stick aktualisieren. Einige Hersteller integrieren das Update bei der Fahrzeuginspektion, andere ermöglichen einen direkten Download auf das Gerät oder einen Computer.

„Stimmen-Profile zu ändern oder zu personalisieren ist ein Produktmerkmal, das von vielen Nutzern gerne in Anspruch genommen wird“, sagt Johannes Weicksel vom Branchenverband Bitkom. Aufbau, Komplexität und Wahlmöglichkeiten werden dabei von den anbietenden Unternehmen möglichst genau auf ihre Kundengruppen zugeschnitten.

Hersteller wie Garmin oder TomTom bieten für ihre Navigationssysteme verschiedene Sprecher an, zum Teil kostenpflichtig. Der Benutzer kann zwischen Männer- oder Frauenstimme wählen, zwischen Akzenten oder Dialekten. Bei manchen Anbietern stehen sogar Filmhelden zur Auswahl. Auch Internetseiten wie Pocketnavigation offerieren für einige Geräte unterschiedliche Stimmen. So lässt sich das Ziel auch auf Bayrisch oder Kölsch erreichen. Statt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht“ heißt es dann: „Do häs et geschaff“.