Audi R8 V10plus: Fahren wie auf der Rennstrecke
Berlin (dpa-infocom) - Audi attackiert die etablierten Sportwagen-Marken und schickt Ende September die zweite Generation des R8 ins Rennen. Noch leichter, noch schneller und noch schärfer als die Erstauflage von 2007 soll das Coupé den AMG GT von Mercedes und den Porsche 911 auf Distanz halten.
Drehzahl statt Turbo
Wer die Hackordnung auf der Überholspur in Frage stellen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Denn schon das Basismodell mit 397 kW/540 PS kostet mindestens 165 000 Euro, und wer wirklich vorne mitfahren möchte, der muss 187 400 Euro aufwärts für die stärkere Version mit 449 kW/610 PS investieren. Dafür bietet der R8 ein Erlebnis, das selten geworden ist in diesem Segment. Denn wo die Konkurrenz mit Rücksicht auf den CO2-Ausstoß längst auf Lader setzt, lässt Audi den 5,2 Liter großen V10-Motor höher drehen. Erst kurz vor 9000 U/min flackern die Schaltleuchten im Cockpit. Nicht umsonst beschleunigt die Top-Version in 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und fährt nach 9,9 Sekunden schon Tempo 200.
Entsprechend explosiv erlebt man den Vortrieb: In null Komma nix dreht das Triebwerk über 6000, 7000 oder sogar 8000 Touren. Die neuerdings serienmäßige Doppelkupplung wechselt die Gänge kaum merklich und es geht voran, als ginge es um den Siegerpokal von Le Mans. Wer die Umdrehungen ausreizt, sinkt tief in den Ledersessel und sieht die Welt draußen an sich vorbeirasen. Und wenn man tatsächlich die Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h schafft, dann wirkt es so, als führen die Autos nach dem Überholen im Spiegel rückwärts.
Blindes Vertrauen in Allrad und Elektronik
Die rasanten Fahrten gehen keineswegs auf Kosten der Stabilität. Denn der neue R8 fährt mit dem nochmals um 50 Kilogramm reduzierten Gewicht, dem neuen Allradantrieb und der völlig variablen Kraftverteilung, dem tieferen Schwerpunkt, der breiteren Spur und der neuen Lenkung so sicher auf der Ideallinie, das man sich fast blind auf das Auto verlassen kann.
Bei aller Perfektion wehrt sich der Leistungssportler gegen das Langweiler-Image. Man muss deshalb nur das Setup verändern, dann lässt der Quattro-Antrieb ein paar hübsche Driftwinkel zu. Wenn man die Schallklappen im Auspuff öffnet, dann zischt es aus den Endrohren. Und nach ein paar heißen Runden schwitzt nicht nur der Fahrer, sondern auch das Auto dampft Öl und Gummi.
Stimmung wie im Rennwagen
Dass man sich dabei fühlt wie in einem Rennwagen , liegt nicht allein an der schieren Leistung und dem Fahrverhalten. Sondern es liegt auch an dem neuen Cockpit: Die digitalen Instrumente stammen aus dem TT, das Lenkrad mit den vier Bediensatelliten ist inspiriert von Le Mans-Renner R 18 und zusammen ermöglichen sie eine Fokussierung auf den Fahrer, wie sie sonst kein Audi bietet.
Zwar verspricht Audi auch einen besseren Langstreckenkomfort und hat etwas mehr Platz im Innenraum geschaffen. Doch zum Cruisen kauft sich den Supersprinter wohl kaum jemand. So sind auch die Spritsparbemühungen nur halbherzig: Es gibt zwar jetzt eine Zylinderabschaltung und mit dem Gewicht sinkt der Verbrauch. Doch schon auf dem Prüfstand braucht der R8 12,3 Liter (CO2-Ausstoß: 287 g/km) und der Express-Zuschlag ist gewaltig. Macht aber nichts, sagen sie bei Audi. Denn erstens sind die Stückzahlen gering und zweitens gibt es bald den R8 e-Tron als erstes Elektroauto von Audi. Dann stimmt der Schnitt wieder.
Fazit: Le Mans ist überall
Jeder Lamborghini ist lauter, jeder Aston Martin eleganter und ein Ferrari hat mehr Seele. Doch als kühler Perfektionist hat der R8 seinen Platz gefunden und mit der zweiten Auflage noch einmal gefestigt: Kühl und kalkulierbar steht er nur für den Reiz des Rasens und beweist mit jedem Kilometer: Le Mans ist überall.
Datenblatt: AudiR8V10plus
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke