BMW M550d: Ein Sportler auf Sparflamme
Berlin (dpa-infocom) - Schnell fahren und Sprit sparen - das wollte bislang nicht zusammenpassen. Zumindest nicht bei den Sportmodellen der Werkstuner. Die Autoveredler von BMW starten jetzt einen Versuchsballon und bringen mit dem M550d ihren ersten Diesel an den Start.
Schnell fahren und trotzdem Sprit sparen - das soll mit dem BMW M550d möglich sein. Der 3,0 Liter große Sechszylinder leistet 280 kW/381 PS und gibt seinen Einstand in Limousine und Kombi des 5ers. Später kommt er dann auch im X5 und X6 zum Einsatz. Zwar hat die M GmbH den Diesel nicht neu erfunden und greift auf den 3,0-Liter-Motor aus der Großserie zurück. Aber mit konventionellem Chiptuning begnügt man sich nicht.
Diesel-Dampfhammer mit 740 Newtonmeter Drehmoment
Statt nur die Elektronik umzuprogrammieren, haben die Werkstuner eine völlig neue Aufladung konstruiert. Nicht mehr zwei, sondern drei Turbolader werden kombiniert, um die Luft schneller und stärker zu verdichten, das Turboloch zu stopfen und die Leistung anzuheben. Das wirkt: Gegenüber dem 535d legt die M-Version in der Leistung um rund 20 Prozent zu. Mehr noch als mit seiner Leistung imponiert der M550d mit seinem Drehmoment: Bis zu 740 Newtonmeter wuchtet der Motor auf die Kurbelwelle und lässt damit selbst die knapp zwei Tonnen Leergewicht vergessen. Nur 4,7 Sekunden braucht die Limousine bis Tempo 100 und ist damit gerade einmal 0,3 Sekunden langsamer als der M5 mit seinem 412 kW/560 PS starken V8-Benziner.
Damit das auch sicher klappt, rüstet der BMW-Werkstuner den 5er als erstes M-Modell diesseits der X-Baureihen mit Allradantrieb aus. Das garantiert den nötigen Grip beim Anfahren und bringt den Wagen schneidig durch die Kurven. Mit ruhigem Heck und festem Biss zieht er schon ab dem Scheitelpunkt wieder davon und macht so jede Autobahnauffahrt zu einem Vergnügen.
Mehr als 1100 Kilometer mit einer Tankfüllung
Die kompromisslose Härte eines M5 sucht man dabei vergebens. Während man mit den Kernmodellen der M GmbH jederzeit bedenkenlos auf die Rennstrecke wechseln kann, hatten die Ingenieure für die Diesel vor allem die Autobahn im Sinn. So ist der M550d bei Fahrwerk, Lenkung und Bremsen zwar strammer, aber nicht knochenhart abgestimmt und taugt deshalb problemlos als Dauerläufer.
Und das kann man wörtlich nehmen. Denn zumindest auf dem Prüfstand steigt der Verbrauch gegenüber dem 535d nur um 0,6 auf 6,3 Liter. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 165 g/km. Mit einer Tankfüllung kommt man deshalb in der Theorie mehr als 1100 Kilometer weit. Selbst wenn man etwas forscher unterwegs ist, dürfte der M550d damit zum Sparer unter den Sportlern avancieren.
Preis fast so imposant wie die Leistung
Sieht man von der neuen Frontschürze und dem kleinen Spoiler auf dem Heckdeckel ab, wurde das Design wesentlich weniger stark modifiziert als beim M5. Der Innenraum ist nicht stark verändert, das Spitzentempo wird nicht über 250 km/h angehoben. Auch die Klangkulisse ist beim Diesel naturgemäß verhaltener: Wo der V8-Benziner bei gemächlicher Fahrt tief bollert und bei Vollgas laut aufbrüllt, spielt im M550d eine andere Musik: Bei niedrigen Drehzahlen hört man laut das Verbrennungsgeräusch des Selbstzünders. Erst wenn jenseits von 1500 bis 2000 Touren die Lader voll aufdrehen, klingt der Diesel wie ein Sportwagen und macht Schluss mit einem Vorurteil: Statt im Drehzahlkeller zu versauern, lässt er sich locker auf mehr als 5000 Touren treiben.
So imposant die Leistung des M550d, so stolz die Preispolitik: Mit 80 800 Euro kostet der erste M-Diesel fast 20 000 Euro mehr als der stärkste Serienselbstzünder mit Allradantrieb. Und selbst zum M5 fehlen nur noch 20 000 Euro mehr. Und dann sind wichtige Extras wie Navigationssystem, elektrische Heckklappe oder Aktivsitze noch nicht einmal an Bord. So viel kann man an der Tankstelle kaum sparen, bis man das wieder eingefahren hat.
Fazit: Der sparsamste M, der sportlichste Diesel
Unter dem Strich ist der M550d damit eine Sportlimousine wie viele andere auch: Faszinierend zu fahren und schwer zu bezahlen. Doch auf das neue Modell aus der BMW-Tuningschmiede treffen zwei Superlative zu: Nie war ein Auto der M GmbH so sparsam. Und kein anderer Diesel ist so sportlich.