Nissan Juke-R: Flink wie eine Flipperkugel
Berlin (dpa-infocom) - Schon in der Serie ist er ein Quertreiber. Denn schräg wie der Nissan Juke war bislang kein anderer Kleinwagen. Doch jetzt treiben es die Japaner noch toller: Sie haben ihn mit dem Supersportwagen GT-R gekreuzt.
Jetzt wird es rasant: Um die sportliche Seite des Juke zu betonen, hat ihn Nissan mit dem Supersportwagen GT-R gekreuzt. In 22 Wochen Handarbeit entstanden zwei kraftstrotzende Einzelstücke, die mit sechs Zylindern, 3,8 Litern Hubraum und 356 kw/485 PS weltweit ihres Gleichen suchen.
Das Große muss ins Kleine
Technisch war der mit rund 200 000 Euro veranschlagte Umbau keine leichte Übung: Der GT-R-Motor ging etwa so gut in den Bug des Juke wie eine Bowling-Kugel in das Tor eines Tischfußball-Automaten. Auch mit den Achsen des Spitzensportlers, vor allem aber der Kardanwelle und dem hinten angeschlagenen Getriebe hatte der mit dem Spezialauftrag betraute Rennstall seine liebe Mühe. Erst als der Triebstrang des GT-R um 25 Zentimeter gekürzt und die Kotflügel mit Karbonelementen sichtlich verbreitert waren, haben die Techniker den nötigen Platz gefunden.
Weil zu den prallen Radhäusern um die 20-Zoll-Räder noch eine bitterböse dreinblickende Frontpartie, ein riesiger Diffusor am hinteren Wagenboden und der gewaltige Heckspoiler kommen, sieht der Juke-R beinahe zum Fürchten aus. Wenn dieser mattschwarz lackierte Wagen auf der Autobahn im Rückspiegel auftauchen würde, würde jeder die linke Spur räumen.
Der Motor lässt die Wände wackeln
Aber der Juke-R ist kein Blender. Auf der Rennstrecke hält der Kraftzwerg, was sein Design verspricht: Er lässt die Wände wackeln, den Asphalt kochen und das Publikum staunen. Kaum erwacht das V6-Aggregat zum Leben, kann man den Dialog mit dem Beifahrer vergessen. Selbst die innere Stimme ist im Motorgebrüll nicht mehr zu hören, wenn sie ein letztes Mal zur Vernunft mahnt und zum Aussteigen motiviert.
Zu spät. Viel zu fest schnüren einen die Hosenträger-Gurte in die engen Rennschalen, viel zu starr ist der Blick auf die lange Gerade am Ende der Boxengasse gerichtet. Und viel zu sehnsüchtig wartet man auf die grüne Ampel, damit der Spaß endlich beginnt. Davon gibt es reichlich: Bis zu 588 Newtonmeter Drehmoment reißen beim Start an allen vier Rädern, die Doppelkupplung wechselt die Gänge so schnell, dass die Anzeige kaum hinterherkommt. Noch vor der ersten Kurve hat der Juke-R 160 Sachen auf dem Tacho. Kein Wunder, schließlich reichen ihm 3,7 Sekunden bis Tempo 100.
Wie eine Flipperkugel durch die Schikanen
Rechts, links, bremsen, Gas geben, das Lenkrad wieder herumreißen, noch mal scharf in die Eisen und dann wieder Gas, Gas, Gas: Wie eine Flipperkugel kurz vor dem Freispiel schellt der Wagen durch die Schikanen und lässt sich dabei ausgesprochen gut auf Kurs halten. Dass der Schwerpunkt deutlich höher ist als bei einem normalen Sportwagen, merkt man nur an der besseren Übersicht. Vor jeder Kurve freut man sich mehr darüber, dass die Ingenieure neben dem Motor auch die Bremsen den GT-R übernommen haben. Sie beißen zu und sorgen dafür, dass der eingebaute Überrollbügel eine reine Vorsichtsmaßnahme bleibt.
Zwar fühlt sich der Juke-R nirgends mehr zu Hause als auf der Rennstrecke. Doch wenn den Piloten der Sinn danach steht, können sie mit dem Juke-R zum Brötchenholen fahren. Denn das Auto ist so gebaut, dass es eine Zulassung hat.
Fazit: Keine Chance auf die Serie
Sonderlich häufig wird man den Juke-R nicht auf der öffentlichen Straße sehen. „Auch wenn wir seit dem ersten Auftauchen des Juke R täglich E-Mails von ernsthaft interessierten Kunden bekommen, ist eine Serienfertigung ausgeschlossen“, lässt Projektleiter Michael Mallock die Träume reicher Raser platzen. Ganz so viel Leistung trauen die Japaner offenbar weder ihren Kunden noch ihrem Auto zu. Aber bevor die Enttäuschung allzu groß wird, hat Mallock immerhin einen kleinen Trost parat: Zwischen dem stärksten Serienmodell mit 140 kW/190 PS und dem Juke-R wird es künftig eine offizielle Tuningversion mit wohl um die 184 kW/250 PS geben. Die ist zwar nicht ganz so potent und brachial, doch dafür wird sie jeder kaufen können.