Fisker Karma: Luxus ohne Laster

Berlin (dpa-infocom) - Wer sagt dass Öko-Autos klein, langsam und bescheiden sein müssen? Wenn es nach Henrik Fisker geht, können sich auch verwöhnte Autofahrer ein grünes Mäntelchen umhängen - und zwar mit dem Fisker Karma.

Nach vier Jahren Entwicklungsarbeit will Fisker die elektrisch angetriebene Oberklasse-Limousine Karma im Februar an den Start bringen. Der fünf Meter lange, markant gezeichnete, nobel ausgeschlagene und schnelle Wagen verspricht Luxus ohne Laster. Allerdings hat das gute Gewissen seinen Preis: Mindestens 101 800 Euro verlangen die sieben deutschen Händler für den großen Gleiter. Damit ist der Karma zum Teil erheblich teurer als konventionelle Konkurrenten wie der Mercedes CLS oder der Audi A7.

Unauffällig durch die Stadt

Angetrieben wird der ungewöhnliche flache Viertürer von zwei Elektromotoren im Heck. Sie leisten jeweils 150 kW/204 PS und beschleunigen den Karma in 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Obwohl der Fisker wegen seiner riesigen Lithium-Ionen-Akkus im Mitteltunnel weit über zwei Tonnen wiegt, geschieht das völlig mühelos, leise und beinahe unwirklich. Nicht umsonst nennt der Hersteller diese Betriebsart „Stealth Mode“: Die Limousine schnurrt unauffällig durch die Stadt. Bei 153 km/h ist in diesem Modus Schluss mit der Beschleunigung.

Allerdings muss sich mit diesem Tempo niemand begnügen. Ähnlich wie der Opel Ampera und der baugleiche Chevrolet Volt hat auch der Karma eine Art Notstromaggregat an Bord, das man mit der Sporttaste am Lenkrad aktiviert. Dieser Range Extender treibt einen Generator an und liefert nicht nur Strom für weitere Strecken, sondern auch genügend elektrische Leistung für schnellere Sprints. Sobald der 2,0 Liter große Turbo-Vierzylinder mit 190 kW/260 PS startet, steigt die theoretische Reichweite von rund 80 auf knapp 500 Kilometer. Gleichzeitig steigt die Spitzengeschwindigkeit auf 200 km/h und Tempo 100 ist breites nach 5,9 Sekunden erreicht.

Ein Spritsparer

Obwohl der Karma spritziger ist als mancher Sportwagen und fast so schnell wie eine konventionelle Oberklasse-Limousine, braucht er weniger Sprit als ein Kleinwagen: Weil er den ersten Teil der Strecke mit Strom aus der Steckdose fährt, ist er mit 2,4 Litern zufrieden. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 83 g/km und macht ihn zum Saubermann - zumindest solange der Strom aus grünen Quellen kommt.

Neben der Sporttaste gibt es rechts am Lenkrad noch eine weitere Taste, mit der man die Rekuperation regelt. Je öfter man sie drückt, desto stärker verzögert der Wagen nicht mit den Bremsen, sondern mit dem Generator. Wenn man den Fuß vom Gas nimmt, zerrt der umgepolte E-Motor am Vortrieb und lädt so den Akku. Das streckt zwar genau wie das für die Fahrzeugkühlung im Stand montierte Solardach die Reichweite. Wer allerdings einen Bogen um die Tankstelle machen will, muss trotzdem regelmäßig an die Steckdose. Dort dauert es sechs Stunden, bis der Karma geladen ist.

Als Blickfang gezeichnet

Neben seinem Antrieb will der Flachmann mit den vier Türen einer Limousine und der Silhouette eines Coupés auch mit seinem Design punkten. Außen ist der Karma eigenständig und unverwechselbar. Innen setzt der einst bei BMW und Aston Martin engagierte Designer Fisker auf eine schlichte Eleganz: Statt tausend Tasten gibt es auf dem Mitteltunnel noch drei Knöpfe für vorwärts, rückwärts und parken und im Armaturenbrett neben den eigentlichen Instrumenten kaum mehr als den riesigen Touchscreen. Die freien Flächen, die für Fisker auch die unkomplizierte Leichtigkeit des elektrischen Fahrens symbolisieren, schmückt er mit weichen, warmen Ledern und überraschend natürlichem Holz.

Soweit, so gut. Doch bei aller Konzentration auf einen neuen Motor und eine neue Marke hat Fisker beim Karma ein paar handwerkliche Fehler gemacht. Die Autos, die bei Valmet in Finnland montiert werden, sind zumindest bislang noch in einem ziemlich unsauberen Zustand. Denn Karosseriefugen von unterschiedlicher Breite wollen genauso wenig zum Oberklasse-Anspruch passen wie herabfallende Konsolen und im Fahrtwind flatternde Zierleisten. Und was noch dazu kommt: Obwohl der Karma so groß ist wie eine Luxuslimousine, bietet er im Fond und im Kofferraum weniger Platz als ein Kleinwagen.

Fazit: Wegweisendes Auto mit Startschwierigkeiten

Zukunftsweisender Antrieb, attraktive Fahrleistungen und atemberaubendes Design - so hat der Karma das Zeug, auch verwöhnten Besserverdienern alternative Antriebe schmackhaft zu machen und dem Elektroauto den Weg in die Oberklasse zu ebnen. Der hohe Preis ist dabei genauso wenig hinderlich wie die unbekannte Marke und das kleine Händlernetz. Nur an der Qualität muss Fisker noch feilen. Sonst ist es mit dem Vertrauen der Kunden schnell vorbei.