Fiat Panda: Comeback der „tollen Kiste“

Berlin (dpa-infocom) - Die Werbung hat ihn als „tolle Kiste“ gefeiert, und die Kunden haben ihm über drei Jahrzehnte die Treue gehalten. So wurde der Fiat Panda zum meistverkauften Kleinwagen in Europa.

Diese Position gilt es mit der dritten Generation zu verteidigen.

Der Fiat Panda will seine Führungsrolle behaupten. Denn diese Position wollen ihm Newcomer wie der VW Up streitig machen. Deshalb bringt Fiat im März die dritte Generation des kleinen Klassikers in den Handel. Die Preise stehen noch nicht fest, sollen aber unter 10 000 Euro beginnen.

Mitten im Leben

Technisch ist der neue Panda ein Ableger des Fiat 500. Wo dieser die Knutschkugel für die Lifestyle-Gesellschaft gibt, steht der Panda als Praktiker mitten im Leben. Beim Generationswechsel ist er um elf Zentimeter in die Länge und sieben Zentimeter in die Breite gegangen. Dennoch bleibt der Panda in der dritten Auflage ein Kleinwagen. In dem jetzt 3,65 Meter langen Viersitzer können die Insassen vorne sehr ordentlich und hinten ganz leidlich Platz nehmen. Weil es auf Wunsch eine verschiebbare und asymmetrisch geteilte Rückbank gibt, beweist der Kleine auch im Kofferraum große Nehmerqualitäten: 225 Liter sind Standard, 260 Liter gehen hinter die verschobene Rückbank und als Zweisitzer schluckt der Panda bis zu 870 Liter.

Sah die erste Generation des Panda noch aus, als wäre er mit der Blechschere geschnitten und über dem Winkeleisen gefaltet, hat er jetzt so etwas wie ein Design. Noch immer schlicht und sachlich geformt, sind die Kanten deutlich runder geworden. Bestimmendes Motiv ist das „Squircle“, eine Mischung aus Square und Circle - Quadrat und Kreis. Es bestimmt nicht nur die Form des hinteren Seitenfensters oder der Schlussleuchte, es taucht auch bei den Instrumenten, den Schaltern, in den Türtafeln oder auf den Sitzpolstern wieder auf.

Im Zeichen des runden Quadrats

Diese Squircles sind nicht das einzige Steckenpferd der Designer. Eine augenzwinkernde Liebe zum Detail beweisen sie auch beim Handbremshebel oder den Kunststoffen auf den Konsolen: Statt diese konventionell mit einer Narbung zu überziehen, haben sie darauf tausendfach den Panda-Schriftzug eingeprägt. Dabei haben sie die praktischen Dinge des automobilen Alltags nicht vergessen: Es gibt jede Menge großer und kleiner Ablagen bis hin zum offenen Handschuhfach des Originals. Der Schaltknauf ist griffgünstig weit oben platziert. Und für den Transport langer Ladung lässt sich die Lehne des Beifahrersitzes nach vorne falten.

Die Ausstattung ist auf den ersten Blick üppig: Vier Airbags, Servolenkung und Start-Stopp-Automatik sind genau wie die Zentralverriegelung oder die Fondtüren Standard. Außerdem bietet Fiat gegen Aufpreis Extras wie ein Notbremssystem für den Stadtverkehr oder ein Navi zum Aufstecken an. Dass die Italiener sparen mussten, merkt man trotzdem: Ein Radio gibt es erst im höchsten Ausstattungsniveau, die Lenksäule kann man nur in der Höhe und nicht in der Länge verstellen, und den Getrieben fehlt der sechste Gang. Außerdem wirken viele Materialien auf den zweiten Blick ziemlich preiswert.

Klein, quirlig und kein Kostverächter

Fürs erste gibt es den Panda in Deutschland mit drei Motoren: Vom Vorgänger übernimmt er einen Vierzylinder-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum und 51 kW/69 PS sowie den 1,3-Liter-Diesel. Er leistet 55 kW/75 PS und ist mit einem Verbrauch von 3,9 Litern (CO2-Ausstoß: 104 g/km) das sparsamste Modell. Der ganze Stolz von Fiat ist aber der Zweizylinder im Top-Modell. Aus nur 0,9 Litern Hubraum schöpft der kleine Turbo 63 kW/85 PS und treibt mit bis zu 145 Newtonmeter Drehmoment die 14-Zoll-Rädchen an. Damit fährt sich der Panda vor allem im dichten Stadtverkehr spritziger als der Sprintwert von 11,9 Sekunden bis Tempo 100 vermuten lässt. Er ist ein bisschen laut und knurrig, hängt aber gut am Gas.

Beim Ampelspurt ist man flott dabei. Auf der Autobahn schafft der Panda 177 km/h. Den Normverbrauch von 4,2 Litern erreicht man nur mit großer Selbstbeherrschung. Flott, vor allem in der Stadt gefahren und zu zweit besetzt, braucht der Panda zwei, drei Liter mehr. Bei der Testfahrt zeigt der Panda zwei Gesichter: In der Stadt ist er agil und handlich, lässt sich leicht lenken und problemlos in jede Parklücke bugsieren. Außerdem ist das Fahrwerk so kompromissbereit, dass ihn auch Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher nicht erschüttern können. Über Land dagegen wirkt der Winzling erwachsen, rollt lässig und leise über die Autobahn und taugt so auch für längere Strecken.

Fazit: Kleiner Klassiker mit Chancen auf große Zukunft

Einfach, ehrlich, schlicht, schick und kein vermeintliches Premiummodell, das an seinen eigenen Ansprüchen scheitert - so könnte der kleine Klassiker noch eine große Zukunft haben.