Ford Edge: Familienausflug statt Abenteuer
Berlin (dpa-infocom) — Es hat zwar ein bisschen gedauert. Doch jetzt reagiert auch der europäische Ableger von Ford auf den anhaltenden SUV-Boom. Er holt aus dem riesigen US-Programm endlich den Edge ins Land.
Daheim in Amerika bereits seit 2007 im Handel und in den Zulassungsstatistiken immer ganz vorne, kommt die zweite Generation des großen Geländewagens zu Preisen ab 42 900 Euro im Juni nun auch bei uns auf die Straße.
Alltag statt Abenteuer
Wie alle modernen SUV will der Edge dabei weniger Abenteurer als Alltagsauto sein und wendet sich deshalb an Familien statt Forscher. Wichtiger als Watttiefe, Böschungswinkel und Bodenfreiheit waren den Entwicklern aus diesem Grund ganz andere Tugenden — zum Beispiel das üppige Platzangebot auch in der zweiten Reihe.
Der Raum für Koffer und Kisten ist mit 602 bis 1847 Litern riesig. Für Ford-Verhältnisse ist das Ambiente ziemlich vornehm, die vielen Ablagen an allen Sitzplätzen und eine Reihe Details sehr praktisch.
Praktische Details
So gibt es nicht nur ein halbes Dutzend USB- und 12-Volt-Anschlüsse, sondern im Fond auf Wunsch auch eine konventionelle Steckdose. Die Heckklappe schwingt nach einem angedeuteten Fußtritt automatisch auf. Und wenn besorgte Eltern den Wagen an den Nachwuchs weiter geben, können sie über den Schlüssel sicherheitshalber das Spitzentempo limitieren.
Ebenfalls der Sicherheit dienen die bislang ziemlich konkurrenzlosen Gurt-Airbags für die Hinterbänkler und beim Rangieren hilft eine Kamera mit Split-View-Technik, mit der man auch an unübersichtlichen den Überblick behält.
Ruhe auf der Reise
Der ganze Stolz der Entwickler ist allerdings das ungewöhnlich niedrige Geräuschniveau. Dafür bekommt der Edge neben laminiertem Isolierglas als einer der ersten Geländewagen ein System, das Störgeräusche ähnlich wie HiFi-Kopfhörer mit Gegenschall elektronisch unterdrückt. Das bringt Ruhe auf Reisen und macht den Geländegänger zum idealen Langstreckenauto.
Der größte Aktionsradius in der Familie
Trotzdem kann man den Edge natürlich ein bisschen härter rannehmen als einen Mondeo Turnier oder einen S-Max, mit denen er in interner Konkurrenz steht: Der Allradantrieb ist schließlich serienmäßig und einen ausgefahrenen Feldweg, eine verschneite Bergstraße oder die Wiese zur Weide jedenfalls schafft der Ford auch ohne Geländeuntersetzung oder spezielle Offroad-Fahrprogramme.
Außerdem bietet der Edge im Vergleich mit seinen Plattformbrüdern die höchste Sitzposition und damit den bequemsten Einstieg sowie den besten Ausblick.
Immer mit Diesel
Treibende Kraft ist dabei immer ein 2,0 Liter großer Diesel, der eher vernünftig als vergnüglich sein will. Zwar gibt es den Vierzylinder wahlweise mit 132 kW/180 PS oder 154 kW/210 PS. Doch auch der stärkeren Variante geht zumindest auf der Autobahn relativ bald die Puste aus.
Im Stadtverkehr dagegen wirkt der Edge mit seinen 450 Nm sehr spritzig. Auf der Landstraße ist er so behände, dass Überholen zum Kinderspiel wird und selbst Bergtouren Spaß machen mit dem 4,81 Meter langen Brocken.
Eher Gleiter als Fighter
Dabei hilft dem Edge das ausgereifte Fahrwerk von Galaxy und Mondeo sowie die Adaptivlenkung aus dem S-Max. Sie ist betont leichtgängig bei niedrigem Tempo etwa in der Stadt, so dass man bequem rangieren und um enge Ecken wuseln kann, wird aber bei höherer Geschwindigkeit spürbar steifer. Dass gibt Stabilität in schnellen Kurven.
Trotzdem will der Edge gar kein Fighter sein, sondern fühlt sich wohl in seiner Rolle als Gleiter und Kilometerfresser. Zwar könnte der Diesel auf der Autobahn trotzdem einen etwas längeren Atem haben und nicht schon bei 211 km/h die Segel streichen. Doch dafür ist er zumindest auf dem Papier halbwegs sparsam: Knapp sechs Liter für ein Trumm von fast fünf Metern und rund zwei Tonnen sind jedenfalls nicht schlecht.
Fazit: Die Rechnung könnte aufgehen
Er sieht gut aus, ist angenehm zu fahren und in vielen Disziplinen einfach besser als ein Kombi oder Van — zwar ist der Edge aktuell auch das teuerste Modell im Ford-Programm und auch an der Tankstelle zahlt man weiterhin einen Aufschlag für den gemütlichen Geländewagen.
Doch wenn die SUV-Welle weiter rollt, wird sich der Import aus Amerika für die Kölner rechnen — und womöglich einem noch viel erfolgreicheren und größeren US-Modell eine Brücke über den Atlantik bauen. Denn der Explorer als meistverkauftes SUV in Amerika scharrt schon mit den Hufen.
Datenblatt: Ford Edge
Motor und Antrieb
Vierzylinder-Common-
Rail-Diesel
Maße und Gewichte
Fahrdaten
Kosten
Wichtige Serienausstattung
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke