Ford Mustang Cabrio: Ein Amerikaner mit europäischem Herzen

Berlin (dpa-infocom) - Auf dem Ponyhof herrscht Partylaune: Nach 50 Jahren bringt Ford den neuen Mustang zum ersten Mal offiziell nach Deutschland - und das gleich im Doppelpack.

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Auf den ersten Blick ein Muscle-Car

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Wenn die Kölner mit der Auslieferung der neuen Generation beginnen, gibt es den US-Volkssportwagen nicht nur als Coupé, sondern saisongerecht auch als Cabrio. Obwohl die Preise wegen der Wechselkurse noch vor dem Start um 2000 Euro nach oben korrigiert wurden, ist der Mustang für 37 000 Euro mit und 41 000 Euro ohne Dach - gemessen an der Konkurrenz aus Deutschland - noch immer ein Schnäppchen.

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Dabei lockt er zunächst mit den typischen Reizen eines Muscle-Cars: Der wütende Blick zu allem entschlossen, die Haube lang, die Kotflügel weit ausgestellt und das Heck so lasziv wie die Kehrseite eines Pin-Up-Girls. Mögen sie in Italien die rassigeren Sportwagen bauen und in Deutschland die präziseren: Mehr Leidenschaft lässt sich kaum ins Blech pressen. Erst recht nicht zu diesem Preis.

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Typisch amerikanisch

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Amerikanisch sind auch Ambiente und Ausstattung - im Guten wie im Schlechten. Im Guten, weil der Mustang selbst in der Basisversion viele Extras wie einen Tempomat, eine Klimaautomatik und Xenon-Leuchten bietet. Auch weil er ein geräumiges Auto ist. Und weil sich die Designer ein paar augenzwinkernde Scherze erlaubt haben. So leuchtet einem auf dem Asphalt bei Nacht das Mustang-Logo entgegen, die Schalterleisten sehen aus wie im Flugzeug-Cockpit, und der Tacho ist nicht mit Meilen oder km/h überschrieben, sondern wie im Kampfjet mit „Groundspeed“.

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Und im Schlechten, weil die deutlich verbesserte Materialauswahl und Verarbeitungsqualität noch immer keine europäischen Standards erfüllt. Und weil das Cabrioverdeck eine ziemlich nachlässige Konstruktion ist: Selbst wenn die Amerikaner irgendwann noch ein Windschott nachreichen, passt es zum Beispiel nicht mehr in die Zeit, dass sich die elektrische Stoffmütze nur bis kurz jenseits der Schrittgeschwindigkeit öffnen lässt. Was die Geräuschdämmung angeht, kann der Mustang mit einem Audi A5 oder einer offenen Mercedes E-Klasse auch nicht mithalten. Aber erstens ist er dafür ja auch ein paar Tausender billiger. Und zweitens genießt man so ein Auto ohnehin die meiste Zeit offen. Selbst wenn es bei uns öfter regnet als auf der Route 66 hat man am Steuer des Mustang Cabrios doch nur California Dreamin' im Sinn.

Unter dem Blech ein halber Europäer

Während der Auftritt durch und durch amerikanisch ist, kommt der neue Mustang den europäischen Vorstellungen unter dem Blech näher denn je. Aber auch das hat seine guten und schlechten Seiten. Für die Europäisierung spricht das zeitgemäße Fahrwerk. Denn mit Einzelradaufhängung statt Starrachsen und einer überraschend präzisen Lenkung kann man den Mustang jetzt nicht mehr nur unter den strengen amerikanischen Tempolimits und auf den schnurgeraden Highways bewegen, sondern ihn auch mit großem Vergnügen über kurvige deutsche Landstraßen treiben. Aber dagegen spricht, dass die Amerikaner glauben, sie müssten den Europäern einen Vierzylinder bieten.

Der 2,3 Liter große Motor mag das vernünftigere Triebwerk sein. Und weil ein Turbo dem Direkteinspritzer stolze 233 kW/317 PS einbläst, reicht seine Leistung natürlich völlig aus. Zumal die maximal 432 Newtonmeter das Cabrio in 5,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100 beschleunigen und man mit einer Höchstgeschwindigkeit von 234 km/h wirklich gut auf der linken Spur mithalten kann. Doch wer einmal den 5,0 Liter großen V8-Motor gehört und einmal den Punch von 310 kW/421 PS und bis zu 530 Newtonmeter gespürt hat, der will vom Vierzylinder nichts wissen. Dann klingt der Motor plötzlich so leidenschaftlich wie ein Rasenmäher und hat so viel Dynamik wie ein Ackerschlepper. Warum ein Pony reiten, wenn man auch ein Wildpferd haben kann? Erst recht, wenn der Preisunterschied fast schon lachhafte 5000 Euro beträgt. So viel Benzin kann man gar nicht sparen, damit sich dieser Selbstbetrug lohnt. Selbst wenn zwischen den beiden Motoren je nach Getriebevariante auf dem Prüfstand tatsächlich bis zu 5 Liter liegen.

Fazit: Die Route 66 ist überall

Er sieht aus wie ein typischer Mustang, aber fährt wie ein europäischer Sportwagen. Er bietet hohe Leistung für einen niedrigen Preis, und er ist absolut alltagstauglich. Auch nach 50 Jahren hält Mustang damit dem Ideal vom amerikanischen Muscle-Car die Treue. Vor allem im Cabrio bekommt deshalb jede Fahrt etwas von einem US-Urlaub und eine ganz gewöhnliche Bundesstraße fühlt sich plötzlich an wie die Route 66. Nur darf man dabei unter der Haube nicht sparen. Wenn Muscle-Car, dann bitte mit Muskeln und wenn schon Mustang, dann bitte mit V8. Man bestellt einen Big Mac auch nicht auf Vollkorn-Brot.

Datenblatt: Ford Mustang Cabrio

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke