Mercedes GLA: A-Klasse auf Abwegen

Berlin (dpa-infocom) - BMW und Audi haben es vorgemacht. Nach dem Erfolg von X1 und Q3 ist Mercedes auf den Geschmack gekommen und bringt den GLA in Stellung. Der kleine Geländewagen basiert zwar auf der zivilen A-Klasse, hat aber vor Matsch und Modder keine Angst.

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Vier sind offenbar noch einer zu wenig. Obwohl Mercedes mit der G-Klasse, den Brüdern GL und ML sowie dem GLK bereits eine stattliche Flotte an Geländewagen im Programm hat, legen die Schwaben jetzt noch einmal nach: Von Mitte März an soll der GLA die Flotte für Freizeit und Abenteuer nach unten abrunden, vom Trend zu den kleinen Allradlern partizipieren und Vorreitern wie dem BMW X1 oder dem Audi Q3 das Leben ein bisschen schwerer machen.

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Sportschuh statt Bergstiefel

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Mercedes ist ein bisschen spät dran und muss besonders auf sich aufmerksam machen. Deshalb haben die Designer für den GLA eine eigene Nische gesucht: Der 4,42 Meter lange Wagen ist nicht so kantig und wirkt weniger robust. Vor allem ist er deutlich flacher. Mit 1,49 Metern Höhe überragt er die A-Klasse, von der er technisch abgeleitet wurde, nur um wenige Zentimeter. Dazu die Powerdomes auf der Motorhaube, die sehnigen Flanken und das coupéartige Heck - so wirkt der GLA wie der Sportschuh unter den Bergstiefeln.

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Zwar will der GLA partout nicht in eine Schublade mit echten Geländewagen. Doch wenn es darauf ankommt, schlägt er sich abseits ausgetretener Pfade überraschend wacker. Weil es zur rund 2200 Euro teuren Allrad-Option immer auch vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit und eine andere Programmierung für die Traktionskontrolle gibt, kraxelt der Kleine tapfer über Stock und Stein. Zerfurchte Feldwege, verschneite Bergsträßchen, feuchte Wiesen oder die Piste zur Grillhütte im Wald - was der gemeine Zentraleuropäer so an Abenteuern in den Alltag packt, das pariert der GLA ohne Mühe.

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Mehr Übersicht im Stadtverkehr

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Vom neuen Zuschnitt der A-Klasse auf Abwegen profitiert man auch im Dschungel der Großstadt: Dank der höheren Sitzposition kann man bequemer einsteigen und vor allem besser hinausschauen. Auch wenn nicht jede Ecke gut einzusehen ist, zirkelt man relativ problemlos durch enge Parkhäuser oder den dichten Feierabendverkehr. Dass die erhabene Konstruktion auch ihre Kehrseite hat, merkt man am Kofferraum. Die Ladekante ist relativ hoch. Und weil die Luke zudem schmal geschnitten ist, dahinter eine kleine Stufe kommt und nach oben wegen des abfallenden Dachs ein wenig Luft zum Laden fehlt, ist für Hochstapler und Shopping-Meister ein kompakter Kombi oder ein Van wie die B-Klasse vielleicht doch die bessere Wahl.

Nichts zu mäkeln gibt es am Platzangebot für die Passagiere: Schon auf der Rückbank sitzen bei 2,70 Metern Radstand auch Erwachsene überraschend gut und in der erste Reihe gibt es kaum einen Unterschied zu den größeren Geländewagen-Baureihen. Das gilt übrigens auch für Ambiente und Ausstattung, die man mit Extras für viele tausend Euro beinahe auf Oberklasse-Niveau bringen kann. Obwohl eng verwand mit der A-Klasse hat der GLA beim Fahren einen eigenen Charakter. Zwar lässt sich auch der Geländewagen beherzt um die Kurven treiben, erst recht mit dem optionalen Sportfahrwerk. Aber in der Standardversion wirkt der Allradler viel friedlicher und harmonischer als die im Jugendwahn übers Ziel hinaus geschossene A-Klasse. Die Federung ist komfortabler, das Getriebe gelassener, die Lenkung nicht ganz so scharf - man fährt einfach entspannter.

Mit demGLA250 geht's zur Sache

Gleichwohl kann man den GLA auch sehr sportlich bewegen - erst recht mit dem stärksten Benziner. Denn man muss nicht erst das 265 kW/360 PS starke AMG-Modell bestellen, um sein Blut in Wallung zu bringen. Schon der GLA 250 kommt auf 155 kW/211 PS und geht mit seinen bis zu 350 Nm so vehement zur Sache, dass einem trotz Allrad ganz warm ums Herz wird. Drehfreudig und im Sportprogramm ziemlich vorlaut, treibt er den 1,5 Tonnen schweren Wagen in 7,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und stürmt wenn es sein muss mit bis zu 230 km/h über die linke Spur.

Wem der GLA 250 4matic mit mindestens 37 497 Euro zu teuer oder einem Normverbrauch von 6,5 Litern (CO2-Ausstoß 151 g/km) zu durstig ist, der hat drei Alternativen: Den als einzigen Motor nur mit Frontantrieb lieferbaren GLA 200 mit 115 kW/156 PS sowie die zwei Diesel im 100 kW/136 PS starken GLA 200 CDI und im GLA 220 CDI mit 125 kW/170 PS. So sinken der Preis bestenfalls auf 29 304 Euro, der Verbrauch auf 4,3 Liter und der CO2-Ausstoß auf 114 g/km.

Fazit: Ins Schwarze getroffen

Die B-Klasse mag zu langweilig sein, die A-Klasse zu jung und der CLA zu modisch. Doch beim vierten Wurf in ihrer Kompaktfamilie haben die Schwaben mit dem GLA ins Schwarze getroffen. Der kleine Geländewagen sieht prima aus, macht in der Stadt und auf dem Land eine gute Figur und kommt für eine aufgebockte A-Klasse auch im Gelände überraschend weit. Dazu noch ein halbwegs konkurrenzfähiger Preis, und schon haben BMW X1 und Audi Q3 nicht mehr ganz so viel zu lachen.

Datenblatt: MercedesGLA2504Matic

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke