Nissan Cube: Nippon-Würfel mit Witz
Der Cube wagt gekonnt den Bruch mit traditionellen Pkw-Vorstellungen. Sein polarisierendes Wesen kommt in Asien gut an.
Düsseldorf. Kollegen können manchmalätzend sein. Und das allesnur, weil ein Pkw nicht aufden ersten Blick gefällt. "Sagmal, baut Ikea jetzt auchAutos?" war die harmlosereEinlassung. Andere Sätzehatten etwas mit knurrendenBlindenhunden und dergleichenzu tun.
Ja, der Cube von Nissanpolarisiert und provoziert.Wohl so extrem, wie es langekein Auto getan hat. Und erzeigt, dass Asien in Fragendes Geschmacks und derVorlieben (zum Glück) ebennoch immer eine eigene Weltist. Oft werden dort dieseWagen für junge Pärchen sogarzum Freiraum, zum Ersatzfür den fehlenden eigenenoder den meist viel zukleinen Wohnraum der elterlichenFamilie.
Raum ist auch der prägendeBegriff, wenn man denCube beschreibt. Der witzigeWürfel kokettiert und schertsich nicht um Windkanalund Konformität. Alles amCube wirkt steil, subtil, fastnoch experimentell. Der Innenraumspielt mit demLichteinfall, bringt im Dachbereicheine an japanischesReispapier erinnernde Jalousiemit, die das Sonnenlichtnoch merklich, aber stark gefiltertdurchlässt.
Die baubedingtgroße Raumhöhemacht das Einsteigen leichtund liefert hervorragendeSitzfreiheit. Die Insassenlümmeln auf Lounge-ähnlichemGestühl, dasallerdings den Seitenhalt vermissenlässt. Und währendder deutsche Mann den Ingenieur"raushängen" lässt undtechnikvernarrt über Spaltmaßeund Durchrostungsschutzfabuliert, genießt Fraueinfach das Ambiente dieseskleinen begehbaren Kleiderschrankes,den sie zu Hausedoch so gern hätte.
Der Cube ist voll vonEigenheiten. Die Hecktür istasymmetrisch geformt undwie bei einem Kühlschrankseitlich angeschlagen undrastet in drei Winkeln ein,um Anschlagschäden beimHintermannzu vermeiden. Wem 260 LiterKofferraum nicht reichen,der schiebt mit einem Handgriffdie komplette hintereSitzbank einige Zentimeternach vorn.
Das Cockpit setzt mit seinenüberwiegend rund gehaltenenInstrumenten dengeometrischen Kontrapunktzum kantigen Außendesign.Das Kombiinstrument bündeltTacho und Tourenzählersowie die Digitalanzeigen desBordcomputers. Die Klimaanlagewird über das bierdeckelgroßePaneel in derMittelkonsolebedient.
Das größte Rund im Testwagenwar übrigens einoptionaler, eierkuchengroßerTeppichflecken oben aufdem Armaturenträger, dessenvermutete Funktion denInsassen über hunderte Reisekilometerspannende Rätselstundenbeschert. Um esgleich vorweg zu nehmen:Die Lösung steht nicht einmalim Betriebsheft.
Nissan pflanzt dem Cubeeinen 1,6-Liter-Benzineroder den 1,5-Liter-Diesel ein.Beide Motoren sind mit110 PS (81 kW) gleichstark,unterscheiden sich aber deutlichim Verbrauch. Währendder Benziner mindestensneun Liter fordert, geht derSelbstzünder mit nur etwafünf Litern über die 100 Kilometer.Gefallen kann beimBenziner allerdings das stufenloseCVT-Automatikgetriebe.Das harmoniert wunderbarmit der Kraftentfaltungdes Triebwerksund beschert muntereFahrleistungen.
Auf Autobahnen leidet derCube aber spürbar unter seinerForm. Mehr als zwölfSekunden braucht er bisTempo 100. Der Weg bis zurHöchstgeschwindigkeit von170 km/h wirkt später schierunerträglich lang. Und: DieSeitenwind-Anfälligkeit istenorm. Das serienmäßigeESP verhindert aber, dass derCube dem "Elch" zum Opferfällt.
Wer den Nissan Cubemag, wird auch den Liebhaber-Preis erdulden. Unter18 000 Euro geht gar nichts,und selbst damit erwirbt mannur die Einstiegsvariante. Allerdingssind dort Klima undTempomat, MP3-Bluetooth-Radio und Glasdach schoninbegriffen. Aufwärts geht esdanach über die drei OptionsstufenZen, Iki und Kaadobis zum möglichen Endpreisvon 21 300 Euro inklusiveMetalliclack.