Nissan Leaf: Etwas länger unter Strom
Die zweite Generation des Leaf rollt an. Auch der Neue braucht nur die Steckdose.
Düsseldorf. Gibt man eigentlich noch „Gas“ bei einem Elektroauto? Ein komischer Gedanke, zugegeben. Aber sitzt man in solch einem Mobil, geht einem das durch den Kopf. Vieles ist halt anders. Kein Schalthebel, kein Getriebe, kein Anlass- und Motorengeräusch. Nur das Summen des E-Motors und das Sirren der Reifen, wenn der Leaf rollt.
Das tut er nach dem Tritt auf das Was-auch-immer-Pedal dann sofort mit ungestümer Kraft. Elektromotoren müssen nicht erst wie Verbrenner ihr Drehmoment aufbauen. Es liegt bei einer Leistung von 109 PS (80 kW) in Höhe von 254 Nm vom ersten Augenblick in voller Höhe an und ist bis zum Spitzentempo von 144 km/h verfügbar.
Die Beschleunigung drückt den Körper in den Sitz, ein Gefühl wie beim Sprint in einem Achtzylinder macht sich breit, wenn es in 11,5 Sekunden auf Tempo 100 geht. Zumindest unmittelbar vor Ort produziert der Wagen keinen Schadstoff. Die Umwelt liebt die E-Autos, der Fiskus hätschelt sie, die Industrie bewirbt heftig den Trend, und langsam wird auch der Kunde wach.
Nissan hat an seinen Voll- Stromer Leaf kräftig Hand angelegt. Von 100 Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger weiß das Management zu berichten. Die wichtigste dürfte wohl sein, dass die Reichweite der Lithium- Ionen-Akkus nun von 175 auf 199 Kilometer gestreckt werden konnte. Daran dürfte der Cw-Wert von 0,28 und eine Gewichtsreduktion um 32 Kilogramm hohen Anteil haben.
Diese Strecke ist aber nur mit voller Ladung zu erreichen — und die nimmt etwa acht Stunden in Anspruch. Wer es zügiger will, geht auf Schnellladung und hat nach 30 Minuten schon 80 Prozent der möglichen Kapazität zur Verfügung. Heißt letztlich: So richtig weit von einer Steckdose kann man sich eigentlich nie entfernen.
Und sonst so? Der Leaf stromert in der Golf-Klasse, und kann in Sachen Komfort dort schon das Wasser reichen. Sauber verarbeiteter Kunststoff schafft Atmosphäre. Die Sitze sind straffer strukturiert, das Fahrwerk ebenso. Auch der Kofferraum schluckt nun nach Umbau klassenübliche 350 Liter.
Was dem Leaf indes noch immer fehlt, ist Aura. Dürfen Elektroautos nicht auch etwas für den Bauch sein? Der Leaf duckt sich zu auffällig unter dem Wind durch. Die asiatisch flache Haube, die leicht glubschigen Scheinwerfer und die experimentell wirkende Gesamtanmutung brauchen den wahren Fan als Käufer.
Der wird in der Einstiegsstufe Visia 29 690 Euro los und kann sein Konto bis zu 35 090 Euro plündern, gelüstet es ihn nach der höchsten Version Tekna. Allerdings bietet Nissan ein Batterieleasing ab 79 Euro monatlich an, was den Kaufpreis um etwa 3 000 Euro minimiert. raw