Fahrbericht Opel Crossland X: Außen Pampa, innen Pampers
Berlin (dpa-infocom) - Schon beim Mokka hatte Opel den richtigen Riecher und ist der Konkurrenz mit dem kleinen Geländewagen meilenweit vorausgefahren. Nun übertragen die Hessen diese Idee in die Klasse darunter.
Wenn Ende Juni der Nachfolger des Meriva an den Start geht, wird der kleine Van zu einem Crossover und bekommt einen neuen Namen: Crossland X heißt der Hoffnungsträger an der Familienfront, für den Opel mindestens 16 850 Euro verlangt.
Außen fürs Abenteuer gewappnet
Von außen sieht der Meriva-Nachfolger aus, als sei er für jedes Abenteuer bereit. Die Karosserie ist bullig gezeichnet, die Bodenfreiheit spürbar angehoben und rustikale Anbauteile unterstreichen seinen robusten Charakter.
Weil es dazu noch ein paar pfiffige Designdetails wie den eigenwilligen Schwung an der hinteren Karosseriesäule sowie die Option auf ein Dach in Kontrastfarben gibt, kann der Crossland X in der Lifestyle-Wertung selbst gegen Mini Countryman oder Fiat 500 XL mithalten.
Innen ein Praktiker
Während er außen auf Pampa macht, gibt der Crossland X innen den praktischen Pampersbomber und ist wie sein Vorgänger vor allem für Kind und Kegel gewappnet. Die entgegen der Fahrtrichtung angeschlagenen Fondtüren sind zwar Geschichte, aber der variable Innenraum ist dem neuen Crossover-Modell geblieben. Er fußt vor allem auf einer geteilten Rückbank, die sich gegen Aufpreis um 15 Zentimeter verschieben und in der Neigung verstellen lässt.
Dann können in dem 4,21 Meter kurzen Fünftürer entweder selbst Erwachsene einigermaßen bequem sitzen, oder man kann spürbar den Kofferraum erweitern. Fasst er schon bei normaler Position der Rückbank 410 Liter, wächst er dann peu à peu auf bis zu 520 Liter und kommt fast an den Astra Sports Tourer heran. Wenn man die Lehnen umlegt, kann er es bei 1255 Liter auch mit größeren Kombis aufnehmen.
Fahrer fühlt sich im SUV
Hinten fühlt sich der Crossland X mehr nach Van an als nach Geländewagen. Doch in der ersten Reihe gibt es keine Unterschiede: Man sitzt hoch, sieht gut und findet sich im bewährten, mittlerweile allerdings ein wenig biederen Opel-Cockpit gut zurecht.
Das einzige, was einem zum Mokka möglicherweise fehlt, ist der Allradantrieb, den Opel auch für Geld und gute Worte nicht anbietet. So weit geht die Liebe zum SUV in diesem Segment dann noch nicht.
Fünf Leistungsstufen zur Wahl
In Fahrt bringen den Meriva-Nachfolger ein 1,6-Liter-Diesel mit 73 kW/99 PS oder 88 kW/120 PS und ein Dreizylinder-Benziner mit 1,2 Litern Hubraum, den es in drei Leistungsstufen von 60 kW/81 PS bis 96 kW/130 PS gibt. Der Motor schnattert zwar ein bisschen aufdringlich, wie es alle Dreizylinder tun, ist aber vor allem in der stärkeren Variante flott bei der Sache und passt gut zur eher strammen Auslegung des Crossland X.
Erst recht, wenn man tatsächlich in 9,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt und die 206 km/h bei Vollgas ausprobiert. Außerdem ist er zumindest auf dem Prüfstand mit 5,0 Litern und einem CO2-Ausstoß von 114 g/km so genügsam, dass man sich den Diesel besser zweimal überlegt. Zumal Opel im Lauf des Sommers für Sparer auch noch eine Variante mit Autogas in Aussicht stellt.
Ein Kind fremder Eltern
Zwar sieht der Crossland X aus wie ein Opel und fährt sich auch so. Auf der Ausstattungsliste findet man viele vertraute Positionen wie die Sitze mit dem Gütesiegel der „Aktion Gesunder Rücken“, die große Touchscreen-Navigation oder den konkurrenzlosen Telematikdienst OnStar. Doch wenn man genauer hinschaut, entdeckt man nicht nur ungewöhnliche Optionen wie die Plastikscheibe, die als Head-Up-Display aus dem Cockpit klappt, sondern auch eine Reihe fremder Markenzeichen.
Denn der Crossland X ist nicht allein von Opel entwickelt. Er stammt aus einer schon vor Jahren vereinbarten Kooperation mit dem französischen PSA-Konzern und bekommt so plötzlich auch eine wichtige symbolische Bedeutung. Nachdem die Franzosen die Hessen mittlerweile übernommen haben, wird er zum Vorbild für die gelungene Differenzierung zwischen Opel, Citroen und Peugeot, an dem sich alle künftigen Modelle messen lassen müssen.
Fazit: Im Mainstream und doch vorweg
Anders als der Meriva ist der Crossland X weder sonderlich einfallsreich, noch einzigartig. Vor allem unter den Importmarken ist die Kreuzung aus Van und Geländewagen weit verbreitet. Doch erstens ist der Opel einfach gut gemacht. Und er ist zumindest den direkten Wettbewerbern Ford und VW mal wieder voraus. Insofern ist der Meriva als Crossland X damit im Mainstream angekommen und fährt trotzdem noch vorneweg.
Datenblatt: Opel Crossland X 1.2 Direct Injection Turbo
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke