Erste Testfahrt Seat Ibiza: Kleiner Löwe mit neuem Mut

Berlin (dpa-infocom) - Seat schickt sein wichtigstes Modell in die nächste Runde: Ab Juni bringen die Spanier ab 14 240 Euro den neuen Ibiza in Stellung und wollen sich mit einem großen Sprung von Konkurrenten wie dem Ford Fiesta, Peugeot 208, Opel Corsa und natürlich dem VW-Vetter Polo absetzen.

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Verführerische Form und ein neues Format

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Seat setzt nicht allein auf die vielleicht verführerischsten Formen in dieser Klasse, sondern auch auf ein neues Format. Weil der Ibiza als erster Kleinwagen aus dem VW-Konzern den neuen Modularen Querbaukasten A0 nutzt, haben die Entwickler die Proportionen zugunsten des Platzangebots neu geordnet.

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Der Ibiza behält seine Länge von 4,06 Metern, bekommt aber knapp zehn Zentimeter mehr Radstand und geht beinahe neun Zentimeter in die Breite. Das spürt man mit mehr Schulter- und Kniefreiheit auf allen Plätzen, und man sieht es beim Blick in den Kofferraum: Der wächst um runde 20 Prozent und fasst mit 355 Litern jetzt beinahe so viel wie Golf und Co.

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Außen sexy, innen seriös

Der Ibiza gibt außen den Latin Lover - ganz im Stil des großen Bruders Leon. Der möchte den Betrachter auf den ersten Blick betören. Innen macht der Ibiza auf seriös und solide: Noble Materialien, piekfeine Verarbeitung, große Ablagen und jeder Schalter gut zur Hand - so stellen die Spanier sicher, das aus dem feurigen Flirt eine lange Liebe werden kann.

Wem das Ambiente gemessen am Außendesign im vornehmen Schwarz zu nüchtern ist, der kann mit bunten Sitzpolstern und Konsolen im Karosserielack ein bisschen Farbe ins Spiel bringen.

Entspannt auf langer Strecke

Neben dem Raumangebot profitiert auch das Fahrgefühl vom neuen Format: Mit dem längeren Radstand und der breiteren Spur fährt der Ibiza sehr viel entspannter und macht vor allem bei hohen Geschwindigkeiten einen erwachseneren Eindruck. Früher vor allem ein Stadtflitzer und für ein paar Spritztouren aufs Land gemacht, taugt er jetzt auch für die Langstrecke.

Bei aller Seriosität will der Ibiza keine Spaßbremse sein. Im Gegenteil: Stramm abgestimmt, mit einer sehr direkten Lenkung bestückt, gut ausbalanciert und wunderbar wendig muss man nur ein paar Kurven fahren, dann macht einen der Spanier munter wie ein Café solo, der Puls schlägt schneller und die Stimmung steigt. Das ist schon mit dem 75 kW/95 PS starken Dreizylinder-Benziner als vermutlich meistverkauftem Motor so - selbst wenn für ihn schon bei 195 km/h Schluss ist. Das wird mit dem 1,5-Liter-Turbo im Herbst noch besser. Der Motor leistet 110 kW/150 PS und zündet bei einem Sprintwert von 7,7 Sekunden und einem Spitzentempo von 215 km/h gar vollends das Feuer der Leidenschaft.

Zwischen Vernunft und Vergnügen

Auch unter der Haube geht das Wechselspiel zwischen Vernunft und Vergnügen weiter: Zu den vier Benzinern kommen im Herbst auch drei Diesel mit 1,6 Litern Hubraum und 59 kW/85 PS bis 85 kW/115 PS und zum ersten Mal in diesem Segment eine Variante mit Erdgasumrüstung.

Während der sparsamste Benziner mit 4,7 Litern und einem CO2-Ausstoß von 106 g/km angegeben wird und die Diesel bei knapp über drei Litern liegen dürften, soll er zum CO2-Champion in seiner Liga werden. Zugleich tröstet er die Kundschaft darüber hinweg, dass bei Seat als einziger Marke im VW-Konzern so schnell noch kein Elektroauto in Sicht ist.

Viel neue Technik

Mit dem Griff in den Modularen Querbaukasten sichert sich Seat über die Plattform hinaus viel neue Technik. Das reicht von den LED-Scheinwerfen im kessen Grill über den acht Inch großen und nobel hinter Glas gepackten Touchscreen im Cockpit über die gestochen scharfe Rückfahrkamera bis hin zu den Assistenzsystemen.

Denn zum ersten Mal bietet Seat in einem Ibiza jetzt auch einen Tempomat mit Abstandsregelung, einen Müdigkeitswarner sowie eine Umfelderkennung mit City-Notbremse für andere Autos, stehende Hindernisse und Fußgänger an. Allerdings steigt mit dem Anspruch auch der Preis: 20 000 Euro hat man deshalb schnell zusammen und 25 000 Euro sind keine unerreichbare Hürde.

Fazit: Unter den Kleinen ein ganz Großer

Er fährt gut und sieht noch besser aus, hat ein breites Motorenspektrum und bei entsprechender Zahlungsbereitschaft eine bessere Ausstattung als mancher Vertreter aus der Kompaktklasse. So wird der neue Ibiza zu einem ganz Großen unter den Kleinwagen. Im VW-Konzern können sie stolz auf die Spanier sein, die mit diesem Auto ihre Rückkehr in die Gewinnzone zuverlässig absichern können. Doch bei der Marke VW werden sie das mit geteilter Freude sehen. Denn wenn im Herbst der neue Polo kommt, liegt die Latte für die wichtigste VW-Neuheit des Jahres ein gutes Stück höher.

Datenblatt: Seat Ibiza 1.0 EcoTSI

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke