Fahrbericht Porsche Panamera Sport Turismo im Test: Der Eil-Transporter
Berlin (dpa-infocom) - Der Porsche Panamera riskiert eine große Klappe. Von Oktober an verkaufen die Schwaben ihr Flaggschiff zu Preisen ab 97 557 Euro auch als Sport Turismo. Sie wollen damit Kunden ködern, die mit ein bisschen mehr Platz und Variabilität einen Hauch von Vernunft in ihren Lustkauf bringen wollen.
Bei jeder anderen Marke oder jedem anderen Modell wäre das nur eine Fußnote wert. Doch beim Porsche Panamera ist das gleich doppelt beachtenswert. Zum einen, weil der Sportwagenhersteller nach dem Bau seiner SUV nun ein weiteres Tabu bricht und zum ersten Mal eine Art Kombi baut. Zum anderen, weil der Sport Turismo die erste Oberklasse-Limousine ist, die ihre Hecklappe so weit aufreißt.
Schönere Proportionen, aber kaum mehr Platz
Lademeister dürfen vom neuen Panamera nicht zu viel erwarten. Weil Porsche nur die Form und nicht das Format geändert hat, hält sich der Raumgewinn in engen Grenzen: Gerade mal 20 Liter mehr fasst der Kofferraum bei aufrechten Rücksitzen.
Bei flacher Bank sind es immerhin 50 Liter, die den Unterschied machen sollen. Doch mit 520 bis 1390 Litern ist der Kofferraum unter dem Strich kleiner als bei einem VW Golf Variant. Und das bei einer Länge von 5,05 Metern und einem Radstand von 2,95 Metern.
Weniger Sport beim Schleppen
Aber darum geht es den Schwaben auch gar nicht. Neben dem alternativen Designentwurf mit dem knackigeren, weil breiteren Heck lagen ihnen vor allem die Variabilität und die bequemere Nutzung der Kehrseite am Herzen.
Die Kofferraumklappe ist beim Sport Turismo deutlich größer und die Ladekante etwas tiefer. Deshalb muss man schwere Kisten und Koffer eben nicht mehr ganz so hoch wuchten und nach dem Packen nicht gleich wieder duschen.
Mehr Raum auf dem Rücksitz
Auch die Hinterbänkler profitieren ein wenig von der neuen Karosserievariante. Zwar gibt es für die Fond-Passagiere auch weiterhin nichts besseres als die Executive-Version des Panamera mit ihren 15 Zentimetern mehr Radstand, die leider nicht mit dem Kombi-Heck kombiniert werden kann. Doch das Dach ist etwas höher und der Türausschnitt etwas größer - so kommt man leichter rein und raus in den Fond und sitzt auf der Rückbank etwas bequemer.
Es sei denn, man landet auf dem Mittelplatz, den Porsche jetzt erstmals als vollwertigen Sitz deklariert. Denn der taugt allenfalls für Kleinkinder.
Der beste Platz bleibt vorne links
Egal wie es hinten aussieht, der beste Platz in einem Porsche ist der hinter dem Lenkrad. Das gilt beim Panamera nicht allein wegen des großen Spaßes, den man selbst mit einem Dickschiff von mehr als zwei Tonnen haben kann. Der Panamera ist unabhängig vom Aufbau der erste Porsche, an dem man schon im Stand seine Freude hat.
Der Grund dafür ist das faszinierende Infotainment-System mit einem riesigen Touchscreen. Darauf kann man die Finger sehr leicht bewegen. Selbst wenn nun wirklich niemand die Lüfterdüsen mit einem Fingerzeig verstellen muss, sind es genau solche Details, die den Reiz des Systems ausmachen: Hoffnungslos überflüssig und deshalb ein wunderbarer Ausweis von Luxus.
Als Plug-In ein doppelter Lademeister
Überfluss - das ist auch die Devise für den Antrieb. Denn Porsche bietet den Kombi, der keiner sein möchte, mit fast allen Motoren an, die auch den normalen Panamera befeuern. Die Palette reicht vom V6-Benziner mit 243 kW/330 PS bis zum 4,0 Liter großen V8-Motor mit 404 kW/550 PS, der den Fokus bei 304 km/h Spitze eher auf Sport als auf Turismo legt.
Obwohl das natürlich typisch Porsche ist und der 310 kW/422 PS starke V8-Diesel typisch Kombi wäre, passt eine weitere Motorvariante noch besser: Der Plug-In-Hybrid, der zum V6-Benziner noch einen 100 kW/136 PS starken E-Motor und einen Lithium-Ionen-Akku bekommt. Denn mit Steckdosen-Anschluss für bis zu 50 elektrische Kilometer wird dieses Auto gleich im doppelten Sinne zum Lademeister.
Fazit: Panamera mit Mehrwert
Natürlich ist der Sport Turismo als Kombi eine Katastrophe, und der Raumgewinn von 20 bis 50 Litern eine Frechheit. Aber so praktisch das Auto ist, will es gar kein Praktiker sein. Die neue Karosserievariante versteht sich als Lifestyle-Laster, die vor allem den schönen Schein bedient. Denn sie sieht besser aus als der konventionelle Panamera, und man kann vielleicht nicht viel mehr, aber das wenige dafür bequemer einladen. Spätestens wenn man den Neuling nicht mit den Avants, Tourings und T-Modellen dieser Welt vergleicht, sondern mit Audi A8, BMW 7er und Mercedes S-Klasse, dann wird er tatsächlich zum Panamera mit Mehrwert.
Datenblatt: Porsche Panamera Sport Turismo 4 E-Hybrid
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke