Renault Zoe: Mit Strom und Schick gegen den Polo

Berlin (dpa-infocom) ­ So langsam geht es los mit der elektrischen Mobilität: Renault will den Zug natürlich nicht verpassen. Deshalb schickt der Autobauer den Zoe ins Rennen, der als innovativer Cousin des Clio mit Strom und Schick gegen VW Polo und Co. antreten soll.

Die E-Testflotten werden immer größer, die Ankündigungen konkreter, und die ersten Fahrzeuge aus der Großserie sind bereits auf dem Markt. Deshalb meldet sich jetzt auch Renault vehement zu Wort - schließlich wollen die Franzosen gemeinsam mit ihrer Konzernschwester Nissan bald 500 000 Elektroautos pro Jahr bauen und sich zum elektrischen Weltmarktführer aufschwingen. Dabei ruhen die Hoffnungen vor allem auf dem Zoe.

Ein charmanter Sonderling

Zwar dauert es noch 18 Monate bis zur Markteinführung. Doch schickt Renault den im Oktober 2010 auf dem Pariser Salon noch als Studie gezeigten Fünftürer schon jetzt auf seine Jungfernfahrt. Denn viel wird sich zwischen Studie und Serie nicht mehr ändern, verspricht Designer Axel Breun. Wenn der Designer Wort hält, wird der Zoe kein weiterer gesichtsloser Kleinwagen im Stil des Twingo - dem das Kostendiktat den letzten Charme ausgetrieben hat. Er bleibt ein charmanter Sonderling, der leicht, elegant und edel wirkt. Man reist auf dünnen Sitzschalen mit integrierten Kopfstützen, blickt auf minimalistische Bedienelemente und streift mit den Händen über hochglanzpolierte Kunststoffe, weiche Oberflächen - oder pfiffige Sensorfelder, die Schalter und Hebel ersetzen.

Sehr schön sind auch die schlanken Konsolen, die wie Ufos durch den Innenraum schweben. Diese ungewöhnliche Konstruktion sieht nicht nur gut aus, sie ist auch praktisch. Mit schlanken Bauteilen schaffen die Designer mehr Platz auf allen Plätzen: Obwohl der Zoe nur 4,09 Meter misst, kann man bei 2,92 Metern Radstand deshalb vorn und hinten gut sitzen und hat bei 292 Litern Ladevolumen genügend Stauraum für Tüten und Taschen. Auf den zweiten Blick sieht und nimmt man das eingebaute Wellness-Programm wahr. „Wir wollten, dass man sich beim Autofahrern wieder wohlfühlt“, sagt Designer Breun. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die beruhigenden Lichtspiele in den hinterleuchteten Konsolen, die Entspannungsdüfte, die aus der Lüftung wehen, und die eigens komponierte Soundkulisse.

Schnell in der Stadt

Der Antrieb wird diese Tiefenentspannung später nicht stören. Noch läuft der Prototyp ein wenig rau und unruhig. Doch wenn die Ingenieure fertig sind, sollte der Zoe flüsterleise durch die Stadt surren, wie von Geisterhand beschleunigen und eher schweben als fahren. Dabei hilft ihm ein Elektromotor von 60 kW/82 PS, der ab der ersten Sekunde ein maximales Drehmoment von 222 Newtonmetern leistet.

Beim Ampelspurt ist das Auto damit so schnell wie ein Sportwagen. Jenseits des Ortschilds, wo Verbrenner einen Gang zurückschalten und ordentlich Gas geben, wird die Luft wie immer bei Elektroautos etwas dünn. Und bei 135 km/h macht die Elektronik mit Rücksicht auf die Reichweite ganz dicht. Doch weil der Zoe vor allem für Ballungsräume konzipiert ist und man in Frankreich ohnehin nicht schneller als 130 fahren darf, wird den Kunden kaum etwas fehlen.

Volltanken in drei Minuten

Statt eines Tanks hat der Zoe einen Lithium-Ionen-Akku. Dieser hat eine Kapazität von 22 Kilowattstunden und reicht im Normzyklus für etwa 160 Kilometer. Danach müsste der Wagen eigentlich zwischen vier und acht Stunden an eine Haushaltssteckdose oder für 30 Minuten an eine Schnellladesäule. Doch haben die Franzosen eine Alternative eingebaut: das „Quickdrop“-System. An speziellen Wechselstationen kann man den leeren Akku automatisch binnen drei Minuten gegen einen vollen austauschen. Allerdings ist die erste Station in Frankreich noch im Bau und in Deutschland nicht einmal geplant.

So ungewöhnlich wie das gesamte Auto ist auch sein Preis: In Frankreich, wo der Staat Elektrofahrzeuge mit 5000 Euro subventioniert, soll der Zoe den Kunden nur so viel kosten wie ein Clio mit Dieselmotor. In Deutschland kalkuliert Renault mit etwa 21 000 Euro. Damit wäre der schicke Wagen rund 10 000 Euro billiger als der Mitsubishi i-Miev oder der Nissan Leaf. Nur hat das Schnäppchen einen Haken: Die Batterie ist dann noch nicht an Bord. Sie kostet eine Monatsmiete von etwa 70 Euro und ist damit ungefähr so teuer wie ein Tank voll Sprit.

Fazit: Mehr als ein elektrischer Exot

Er sieht prima aus, bietet genügend Platz, hat alltagstaugliche Fahrleistungen und einen Preis, der schon nicht mehr ganz so abschreckend ist wie bei den aktuellen Elektrofahrzeugen: Wenn Renault diesen Plan durchhält und der Zoe tatsächlich so kommt, dann hat er gute Chancen, mehr als nur ein elektrischer Exot zu werden. So kann er konventionellen Kleinwagen das Leben schwer machen.