Unsichtbare Lebensretter: Die besten Fahrerassistenten fürs Auto

Bonn (dpa/tmn) - Für Pkw gibt zwar noch keine Statistik dazu, aber Fachleute sind sich sicher: Fahrerassistenzsysteme machen den Straßenverkehr sicherer. Welche Helfer in dieser Hinsicht die besten sind, erklärt ein Experte vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat.

3600 Menschen starben im vergangenen Jahr bei Unfällen auf Deutschlands Straßen - ein neuer Tiefstand. Im Vergleich zu 2011 gab es 409 Verkehrstote weniger zu beklagen, meldete das Statistische Bundesamt am Mittwoch. Nach Einschätzung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) ist diese positive Entwicklung unter anderem auch der immer besseren Auto-Sicherheitstechnik zu verdanken. Selbst für Kleinwagen ist das Angebot an Fahrerassistenzsystemen mittlerweile groß. Doch welche Systeme sind wirklich wichtig?

Welf Stankowitz vom DVR hat einen klaren Favoriten: „Der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung“, sagte der Referatsleiter Fahrzeugtechnik. „Dieses System hat von allen aktuell verfügbaren Fahrerassistenten mit das größte Potenzial, die Zahl der Verkehrstoten zu senken.“ Stankowitz würde einer Notbremse, die im Stadtverkehr auch auf plötzlich vor dem Wagen aufkreuzende Passanten reagiert, immer den Vorrang vor anderen Assistenten geben. Viele Menschen, die innerorts bei Verkehrsunfälle getötet werden, seien Fußgänger, betonte der Experte.

Aber auch ohne Fußgängererkennung, die noch nicht alle Hersteller anbieten, zählen Notbremsassistenten laut Stankowitz zu den sinnvollsten Extras auf dem Automarkt. Mit ihnen ließen sich zahlreiche Auffahrunfälle verhindern oder deren Schwere mindern. „Wer häufig im Stadtverkehr unterwegs ist, kann damit zumindest das Risiko ärgerlicher Blechschäden deutlich verringern.“

Weitere wichtige Fahrerassistenzsysteme seien „alle, die irgendwie die Sicht verbessern“, so der Experte. „Dazu zählen zum Beispiel Fernlichtautomatik, Kurvenlicht - aber vor allem Xenon-Scheinwerfer, die das Umfeld vor dem Auto besonders gut ausleuchten.“ Mit zunehmendem Alter benötigten Fahrer immer besseres Licht am Wagen, um sicher unterwegs zu sein. „Das Sehvermögen bei Dunkelheit lässt ab dem 20. Lebensjahr kontinuierlich nach, ohne dass man das bemerkt“, weiß Stankowitz. „Zum Beispiel können mit der Zeit Grauabstufungen im Dunkeln schlechter wahrgenommen werden, das ist ganz normal.“

Technik zur Verbesserung der Sicht sollte daher auf jeden Fall Priorität vor reinen Komfortsystemen wie Einparkautomatik, Berganfahrhilfe oder Verkehrszeichenerkennung haben, rät der Experte. Besser beraten seien Kunden beim Autokauf mit einem Assistenten zur Spurhaltung oder einem Abstandstempomat, wenn das Budget noch reiche.

Das vielversprechendste Fahrerassistenzsystem der näheren Zukunft ist nach Ansicht des DVR-Fachmanns die Notbremsautomatik, die die komplette Kreuzungen überwacht, „also auch auf Querverkehr achtet und nicht nur auf den Bereich direkt vor dem Auto“. Erstmals wird so ein System ab Sommer in der neuen Mercedes S-Klasse erhältlich sein.

„Es gibt zwar bislang noch keine Statistik darüber, in welchem Maße Fahrerassistenzsysteme in Pkw zur Verkehrssicherheit beitragen - dafür aber Erkenntnisse für Lkw und Busse“, sagte Stankowitz. „Mit Assistenzsystemen haben diese Fahrzeuge 34 Prozent weniger Unfälle als ohne“, erläuterte er unter Berufung auf Untersuchungsergebnisse des Bundesverbands Güterkraftverkehr und Logistik und der Berufsgenossenschaft Verkehr. „Dass die Technik auch bei Pkw einen positiven Effekt auf die Unfallsicherheit hat, steht deshalb außer Zweifel.“