Versorgungsnetz für alternative Antriebe hat noch Löcher
Berlin (dpa/tmn) - Die mangelnde Reichweite? Bekannt. Auch wenn E-Autos mal den Aktionsradius eines Verbrenners erreichen sollten, bleibt die Frage nach den Stromtankstellen. Ein mangelhaftes Netz hat schon einmal einen alternativen Antrieb am Durchbruch gehindert.
Laden war früher ein Problem für Autos mit kleinem Kofferraum. Heute ist es der Knackpunkt bei Elektroautos. Wo gibt es die nächste Stromladestation am Wohnort oder Arbeitsplatz? Das dürfte eine der Kernfragen für Autofahrer sein, die beim nächsten Neuwagen mit einem E-Mobil liebäugeln. Bei der Infrastruktur für den Nachschub kämpfen auch andere alternative Antriebsformen mit Problemen.
Autofahrer, deren Wagen herkömmliche Verbrennungsmotoren unter der Haube haben, müssen sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Rund 14 700 Tankstellen bundesweit gibt es laut Mineralölwirtschaftsverband (MWV). Niemand muss fürchten, dass der Sprit nicht mehr bis zur nächsten Zapfsäule reicht. Kaum schwieriger wird es für Besitzer eines Wagens, der mit Autogas fährt. Bundesweit gibt es über 6700 Tankstellen, die das verflüssigte Autogas LPG (Liquefied Petroleum Gas) im Angebot haben.
Wer beim Nachtanken nicht gerade nachlässig ist, sollte also ans Ziel kommen, ohne auf Benzin zurückgreifen zu müssen. Denn LPG-Autos sind - so wie auch Erdgas-Fahrzeuge - in aller Regel bivalent ausgelegt: Sie können sowohl mit Gas als auch mit Benzin betrieben werden. Mehr Planung erfordert die lange Fahrt mit einem Erdgas-Auto dennoch - zumindest, wenn der Fahrer möglichst wenig auf das teurere Benzin im zweiten Tank zurückgreifen möchte. Das Versorgungsnetz für Erdgas umfasst laut der Initiative erdgas mobil 919 Tankstellen, es ist also nicht so gut ausgebaut wie das für LPG.
Das auch CNG (Compressed Natural Gas) genannte Erdgas ist unter den fossilen Brennstoffen der sauberste. Trotzdem: „In der Öffentlichkeit bestehen noch Vorurteile“, sagt Katja Waldor von erdgas mobil. Dazu gehöre die Angst vor Explosionen, obwohl diese völlig unbegründet sei. „Viele wissen auch nicht, dass man gegenüber Benzin bei den Kraftstoffkosten fast die Hälfte einspart.“ Anderseits kosten Erdgas-Autos gegenüber Benzinern auch einige Tausend Euro mehr, und ihre mit CNG mögliche Reichweite liegt mit 400 bis knapp 500 Kilometern nur etwa bei der Hälfte eines modernen Diesels.
Mangelnde Reichweite im Zusammenspiel mit ungenügender Infrastruktur bremst aber noch stärker die Verbreitung von Elektroautos. Wer nicht zu Hause über Steckdose verfügt, für den dürfte die Anschaffung eines E-Autos bislang wenig sinnvoll erscheinen. Rund 4400 öffentlich zugängliche Ladepunkte ermittelte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Oktober 2013. Das klingt nach viel angesichts der lediglich gut 10 000 Autos mit E-Antrieb auf deutschen Straßen. Doch ist dabei noch nicht berücksichtigt, dass ein Stromladevorgang meist mehrere Stunden dauert. Außerdem erreichen E-Autos mit einer Batterieladung einen Aktionsradius von oft nicht mehr als 100 bis 150 Kilometern. Einzig der Nissan Leaf und Teslas Model S kommen nennenswert über 200 Kilometer.
In Sachen Reichweite könnten E-Autos, die Wasserstoff tanken, eine Lösung sein. Die Krux liegt aber wieder in der Infrastruktur: Derzeit gibt es bundesweit etwas mehr als 30 Wasserstofftankstellen. Laut Nationaler Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (Now) sind davon auch nur 15 öffentlich zugänglich. Innerhalb der kommenden Jahre könnten es allerdings deutlich mehr werden.
Das Wasserstoffauto hat einen Vorteil und einen Nachteil: Einmal tanken dauert rund drei Minuten - laut DWV-Sprecher Ulrich Schmidtchen ein Riesenvorteil gegenüber anderen E-Autos, die meist für Stunden an die Steckdose müssten. Doch sind die Autos mit Brennstoffzelle an Bord noch einmal deutlich teurer als batteriebetriebene Stromer. Toyota nennt für seine geplante Wasserstoff-Limousine 70 000 bis 80 000 Euro als marktfähigen Preis.