Vollgas für alle - Mit dem Alltagsauto auf die Rennstrecke
Köln/Berlin (dpa/tmn) - Schnelles Autofahren ist auf öffentlichen Straßen kaum noch möglich. Warum nicht mal mit dem Privatwagen auf eine Rennstrecke? Ein Schongang fürs eigene Auto sind die sogenannten Publikumsfahrten oder Trackdays aber nicht.
Die Strecke ist sauber, der Asphalt griffig, die nächste Kurve gut einsehbar. Wir befinden uns auf einer Rennstrecke, hier darf gerast werden. Manche Rundkurse bieten aber nicht nur PS-Profis eine Spielwiese für ihre Passion, sondern auch Laien mit ihren Alltagsautos.
Zu den Rennstrecken in Deutschland, die ihre Pisten für sogenannte Trackdays, Touristen- oder Publikumsfahrten ohne Zeitmessung geöffnet haben, gehören Nürburgring, Hockenheimring, Sachsenring, Eurospeedway Lausitz, Heidbergring und der Spreewaldring. Ein ähnliches Programm bieten der Motorpark Oschersleben, das Bilster Berg Drive Ressort und der ehemalige Flughafen Groß-Dölln. Auf den Internetseiten der jeweiligen Betreiber finden sich Öffnungszeiten und Preise. Beispielsweise kostet eine Runde auf legendären Nordschleife des Nürburgrings 27 Euro.
„Das Auto sollte allgemein in einem guten Zustand sein, denn Fahrten auf Rennstrecken sind für einen Wagen sehr belastend“, sagt Hans-Gerd Brauneiser von der Rheinland-Garage in Köln. Der Mechaniker mit Rennsporterfahrung empfiehlt, vor dem Start alle Betriebsflüssigkeiten wie Öle und Wasser zu kontrollieren und diese bis auf den erlaubten Maximalstand aufzufüllen. Die Bremsflüssigkeit sollte für möglichst hohe Bremsleistung nicht älter als zwei Jahre sein.
Beim Luftdruck ist Nachjustieren angesagt: „Der Reifendruck sollte zu Beginn der Fahrt den vom Hersteller vorgeschriebenen Wert haben. Nach ein paar Runden steigt wegen der Erwärmung der Druck, dann sollte man etwas Luft ablassen“, sagt Brauneiser. Auch wenn Fahrer nicht dazu verpflichtet sind: Sicherer ist die Fahrt mit einem Schutzhelm.
Wer sich mit dem Alltagsauto auf die Piste wagt, muss mehr zahlen als die reinen Gebühren vermuten lassen. Denn vor allem „bei Steigerung der Rundenzeiten und längerer Nutzung auf der Strecke kommen diverse Fahrzeugbauteile an ihre Belastungsgrenze und sind stärkerem Verschleiß ausgesetzt“, sagt Rennmechaniker Brauneiser. Vor allem Reifen, Bremsanlage und radführende Teile des Fahrwerks leiden.
Motor, Getriebe und Bremse schonen Piloten am besten mit einer Auslaufrunde nach der schnellen Fahrt. So können sich Kühlsystem, Bremsen und Reifen schonend abkühlen, sagt der Experte. Ist der Trip vorbei, werden erneut die Reifen überprüft. Profiltiefe und Zustand müssen noch stimmen. Bei starker Beschädigung muss Ersatz her. Wenn die Reifen abgekühlt sind, wird wieder der vorgeschriebene Luftdruck auf die Gummis gegeben.
Auch wenn das Auto in einem guten technischen Zustand ist, können Unfälle passieren. Oft sind die Piloten übermütig und schätzen ihr Können falsch ein. Oder sie lassen sich von anderen Teilnehmern mitreißen. Liegt das Auto erstmal abseits der Strecke im Gras oder Kies, kann es teuer werden. Denn nicht jede Versicherung übernimmt automatisch den entstandenen Schaden.
Wer mit hoher Geschwindigkeit im Kiesbett oder an der Leitplanke landet, der hat womöglich ein Argumentationsproblem bei der Schadensregulierung. Alina Schön vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rät, sich vorab nach dem passenden Versicherungsschutz zu erkundigen.
Sicheres und schnelles Fahren lernen Möchtegern-Rennfahrer nicht durch ein paar Runden im Publikumsverkehr auf der Rennstrecke. „Wer sein Fahrzeug nicht nur schnell, sondern auch sicher auf einer Rennstrecke bewegen will, ist bei einem Fahrerlehrgang gut aufgehoben“, sagt Michael Kramp vom Deutschen Motor Sport Bund (DMSB).