Von PS bis bar - Maßeinheiten beim Auto
Berlin (dpa/tmn) - PS steht für „Pferdestärken“ - so weit ist alles klar. Aber entsprechen 100 PS wirklich der Kraft von 100 Tieren? Und was bedeutet das in Newtonmetern gemessene Drehmoment? Die Maßeinheiten rund ums Auto sind vielfältig und nicht immer einleuchtend.
Beim Blättern in den Prospekten der Autohersteller sind die Tabellen meist das Interessanteste. Wie viel PS hat ein Auto? Wie hoch ist der Verbrauch? Wie viele Schadstoffe pustet es in die Luft? Was dort schwarz auf weiß beziffert ist, hat oft jedoch nur eingeschränkte Aussagekraft - gemessen am Alltag des Autofahrers. Experten von ADAC, TÜV Rheinland und vom Verband der Automobilindustrie (VDA) klären über die gängigsten Maßeinheiten auf:
Pferdestärke (PS): „Pferdestärke“ ist eine alte Bezeichnung, die es nach der heutigen Norm nicht mehr gibt, sagt Hans-Ulrich Sander vom TÜV Rheinland. Anstelle dessen wird seit 1978 für die Leistung eines Motors offiziell die Einheit Kilowatt (kW) verwendet. 1 kW entspricht 1,36 PS. Dass die absoluten PS-Zahlen höher liegen und so nach mehr Leistung klingen, könnte ein Grund dafür sein, dass PS immer noch gebräuchlich ist, mutmaßt Sander. „Historisch gesehen ist 1 PS die Dauerleistung eines Arbeitspferdes“, schreibt der VDA. Der Begriff geht auf James Watt zurück, der die Leistung von Pferden in Gruben und Dampfmaschinen verglich.
Newtonmeter (Nm): Das ist die Einheit für das Drehmoment. Gemeint ist in der Mechanik die Kraft, die senkrecht auf einen Hebelarm wirkt, der sich um eine Achse dreht - beim Auto ist das die Kurbelwelle. Unter anderem sagt das maximale Drehmoment, also die höchste Kraft, die ein Motor an die Kurbelwelle und schließlich über das Getriebe an die Achse abgibt, etwas aus über die Durchzugskraft des Aggregats. Bei einer bestimmten Motordrehzahl, die je nach Aggregat variieren kann, wird es erreicht. Ebenso ist der kW/PS-Wert immer die Maximalleistung eines Motors in Abhängigkeit von der Drehzahl. Leistung und Drehzahl stehen in einem direkten Verhältnis.
Umdrehung pro Minute (U/min): Die Motordrehzahl, genauer die Drehbewegung der Kurbelwelle, wird in dieser Maßeinheit angegeben. Ottomotoren in Pkw drehen in der Regel maximal bis zu 6000 oder 7000 U/min. Diesel-Pkw kommen für die gleiche Kraftentfaltung mit einer geringeren Drehzahl von maximal rund 4500 Umdrehungen aus. Das liegt daran, dass Selbstzünder ein höheres Verdichtungsverhältnis von gewöhnlicherweise 20:1 benötigen, um den Treibstoff selbst zu entzünden. Eine höhere Verdichtung bedeutet immer auch mehr Druck im Zylinder und damit mehr Kraft, also ein Plus an Drehmoment. So kommt es zur dieseltypischen Durchzugskraft schon bei niedrigen Drehzahlen.
Kubikzentimeter (ccm): Damit wird die Größe der Brennkammern beziffert, in denen sich die Kolben bewegen. In ccm wird das Volumen angeben, das sie verdrängen. Eine Umrechnung in Liter ist leicht möglich: 1000 ccm entsprechen 1 Liter. In Autodatenblättern ist die Einheit ccm gebräuchlich, wobei das Volumen der einzelnen Zylinder addiert wird. Je größer der Hubraum, desto besser kann sich das Drehmoment in Abhängigkeit von der Motordrehzahl entwickeln. Großvolumige Motoren sind vom Start weg kräftiger. Beim Vergleich eines Diesels und Benziners mit identischem Hubraum entwickelt der Selbstzünder in der Regel das höhere Drehmoment.
Liter (l): Der Kraftstoffverbrauch wird in Litern pro 100 Kilometer beziffert. Die Verbrauchsangaben der Hersteller sind jedoch zu niedrig angesetzt. Ermittelt werden die Katalogwerte nach einem normierten Fahrzyklus. „Der ist weit entfernt vom realen Fahrverhalten im Straßenverkehr“, sagt TÜV-Experte Sander. Autofahrer hätten mit ihrem Gasfuß großen Einfluss auf den Spritdurst: 25 Prozent des Verbrauchs hingen vom individuellen Fahrverhalten ab.
Gramm pro Kilometer (g/km): Das ist die Einheit für die ausgestoßenen Schadstoffe Kohlendioxid (CO2), Stickoxide (NOx) und der Partikel bei Dieseln. Seit 2004 sind Autohersteller laut VDA dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoß auszuweisen, der direkt mit dem Kraftstoffverbrauch korrespondiert.
Kilowattstunde (kWh): Im Kfz-Bereich ist sie zum Beispiel das Maß für die Kapazität von Akkus in Elektroautos, die üblicherweise einen Energieinhalt von 20 bis 27 kWh haben. Das reicht nach Erkenntnissen des ADAC im Alltagsbetrieb je nach Außentemperatur und Fahrstil für Reichweiten von um die 100 Kilometer.
Kilogramm (kg): In dieser Maßeinheit für die Masse wird etwa das Leergewicht eines betriebsfertigen Autos gemessen. Darin enthalten sind pauschal 75 Kilogramm für den Fahrer, der zu 90 Prozent gefüllte Tank und zum Beispiel noch andere Betriebsflüssigkeiten. Autokäufer sollten auch auf die maximal erlaubte Zuladung achten, die bei manchen Autos bei voller Besetzung nur noch wenige Dutzend Kilogramm beträgt.
Bar (bar): Für den Luftdruck in den Reifen wird die allgemeine Druck-Einheit Bar herangezogen. Der relative Druck von 1 bar in einem Reifen entspricht der Kraft von 10 Newton pro Quadratzentimeter Reifeninnenfläche. Ein Autoreifen verliert nach ADAC-Angaben etwa 0,1 bar im Monat. Dieser schleichende Druckverlust sei Ursache für rund 85 Prozent der Reifenplatzer. Reifendruck-Kontrollsysteme, die ab November 2014 Pflicht bei allen Neufahrzeugen sind, sollen das verhindern.