Vor Hauptversammlung: ADAC hofft auf Neustart-Hilfe
München (dpa) - Die gelbe Herrlichkeit ist dahin. Der Skandal um Fälschungen beim Autopreis „Gelber Engel“ hat den ADAC tief in die Krise gestürzt. Es folgten Vorwürfe, zwei Enthüllungsbücher und eine Kündigungswelle.
Nun will der Autofahrerclub den Neustart versuchen.
Der ADAC liegt am Boden. Der gelbe Glanz, den der zweitgrößte Autofahrerclub der Welt einst verbreiten wollte, ist verblasst. Für viele Kritiker hat ein selbstherrlicher und allzu machtbewusster Verband das bekommen, was er verdient hat. Viele der Tausenden von Mitarbeitern des Großunternehmens sind verunsichert, manche bangen um ihre Jobs. Rund 290 000 Mitglieder des Vereins haben ihre Konsequenzen gezogen und sind aus dem ADAC ausgetreten. Am Samstag (10. Mai) tagt die Hauptversammlung der taumelnden Organisation in Saarbrücken. Der ADAC hofft auf einen Neustart - und vor allem darauf, dass in den kommenden Monaten wieder alles gut wird.
Vor allem hofft der ADAC, das ramponierte Image wieder ein wenig polieren zu können. Dabei haben die Entrüstungsstürme, die in den vergangenen Monaten über den Club hinweg gezogen sind, weniger konkreten Schaden angerichtet als befürchtet. Zwar ist die Zahl von 290 000 Kündigungen in den ersten vier Monaten enorm hoch, die Austrittswelle konnte den seit Jahren anhaltenden Zustrom von neuen Mitgliedern aber nur bremsen. Zum 30. April hatte der ADAC 18 960 216 Mitglieder, immerhin 17 415 mehr als zu Jahresanfang. Das Ziel, in diesem Jahr die Marke von 19 Millionen Mitgliedern zu knacken, ist also nur vertagt. Trotz aller Vorwürfe sind viele dem ADAC treu geblieben.
Begonnen hatte das beispiellose Drama damit, dass die „Süddeutsche Zeitung“ über Fälschungen beim Autopreis „Gelber Engel“ berichtete. Richtig Schwung bekamen die Vorgänge, als die ADAC-Führung bei der Feierlichen Preisverleihung die Journalisten für die Berichte scharf angriff, sich über die Zeitung lustig machte und die Vorwürfe empört zurückwies. Doch die Anschuldigungen stimmten. Die Verantwortung übernahm der innerhalb des ADAC eher gefürchtete statt geliebte Kommunikationschef Michael Ramstetter. Sein Rauswurf beschäftigt inzwischen die Gerichte. Geholfen hat er dem ADAC ohnehin nicht.
In der Folge schwoll eine Welle der Empörung an, die neben Präsident Peter Meyer auch die Geschäftsführung des Clubs um Karl Obermair davonspülte. Sei es die Nutzung von Rettungshubschraubern für dienstliche Zwecke, steuerliche Privilegien, undurchsichtige Geschäfte mit der Pannenhilfe, die Methodik der Pannenstatistik, Intransparenz oder der Vereinsstatus - viele Vorwürfe wurden laut. Manche hielten einer Überprüfung nicht stand. Auf andere reagierte der ADAC mit Sofortmaßnahmen, strich etwa Boni für den Verkauf von Ersatzbatterien durch Pannenhelfer. Auch Hubschrauberflüge für ADAC-Termine wurden untersagt.
Etlichen Kritikern ging das nicht weit genug. Gleich zwei Bücher erschienen in den vergangenen Wochen zum Thema. Die Politik schaltete sich ein und auch die Justiz. Das Amtsgericht München prüft den Vereinsstatus des ADAC, eine Entscheidung dazu steht aus. Auch die Hauptversammlung, auf der 190 Delegierte über die Zukunft beraten werden, wird auf viele Fragen noch keine endgültigen Antworten geben. Das Signal soll aber klar sein: Der Club soll zurück zu seinen Wurzeln, Interessenkonflikte sollen getilgt werden. Alles soll untersucht werden, auch das Firmengeflecht, das sich gebildet hat.
Doch schon die Suche nach einem Präsidenten gestaltet sich schwierig. Nach dem - je nach Sichtweise der Beteiligten - Rauswurf oder Rücktritt von Peter Meyer hat August Markl die Führung des Vereins übernommen. Ambitionen, den Job zu behalten, hat er zwar nicht. „Bisher konnten wir aber leider keinen geeigneten Kandidaten finden“, sagte er der „Zeit“. Und so will sich der ADAC erst reformieren und dann eine neue Spitze wählen. Über die Neuerungen soll in Saarbrücken diskutiert werden. Ein prominent besetzter Beirat soll den Club bei den Umbauten unterstützen. Weniger Kommerz und mehr Service soll es geben. Umfassend wolle sich der Club zu seinem Vereinsstatus bekennen - und hofft darauf, auch einer bleiben zu dürfen.