Wie Extras und Motoren den Restwert beeinflussen

Bonn (dpa/tmn) - Karge Basismodelle sind als Gebrauchtwagen oft wenig gefragt. Doch auch eine zu opulente Ausstattung wird beim Wiederverkauf selten honoriert. Kühle Rechner bedenken schon beim Neuwagenkauf, welchen Preis der künftige Gebrauchte in einigen Jahren erzielt.

Für viele ist es immer noch ein besonderes Gefühl: ein neues Auto bestellen. Einen Wagen, bei dem man Farbe, Innenraum und Ausstattungsdetails genau so gestalten kann, wie man es wünscht. Allerdings lässt sich mit so manchem Extra der Kaufpreis erheblich nach oben treiben. Deshalb sollte beim Neuwagenkauf auch die Frage gestellt werden: Welches Extra macht sich beim Wiederverkauf bezahlt? Und welche Motorisierung wird den Restwert eher nicht nach oben treiben?

„Die Ausstattung sollte dem Segment entsprechend sein“, nennt Jens Nitschke vom Fahrzeugbewerter Eurotax Schwacke eine Grundregel und erläutert: „Also keine übermäßige Ausstattung bei einem Kleinwagen, aber auch keine spartanische bei einem Premium-Mittelklassefahrzeug.“ Ansgar Klein vom Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) in Bonn nennt Beispiele: „Eine Klimaanlage ist heute eigentlich in allen Fahrzeugklassen ein Muss.“ Dagegen brauche zum Beispiel ein 1er BMW nicht unbedingt ein Navigationssystem, um als Gebrauchter einen guten Preis zu erzielen - anders als etwa ein BMW X5. „Der Verlust beim Wiederverkauf wäre höher als der Preis für das System“, sagt Klein.

Eine ähnliche Rechnung muss bei Mittelklasseautos laut Eurotax Schwacke für Extras wie Leichtmetallfelgen oder ein Soundsystem aufgemacht werden. Dagegen sind Lederausstattung oder Xenon-Licht zwar bei vielen Gebrauchtwagenkäufern gern gesehen. Aber in der Mittelklasse könne man noch ohne sie auskommen, ohne den Restwert seines Wagens zu gefährden. Allgemein als Anhaltspunkt raten die Experten dazu, in den Autobörsen im Internet zu stöbern: Extras, die bei einem Großteil der angebotenen Fahrzeuge eingebaut sind, werden bei Gebrauchten meist auch erwartet.

Eine Sonderrolle spielt die Farbe: Eine Metallic-Lackierung über alle Fahrzeugklassen hält man bei Eurotax Schwacke für empfehlenswert. Dabei wird meist zu gedeckten Tönen geraten: „Der Mutige wird selten belohnt“, beschreibt Kurt Kolb von bf Forecasts die Marktlage. Das Unternehmen hat sich auf Restwertprognosen spezialisiert. Kolb rät zu konservativen Farben wie Schwarz oder Silber. Weißer Lack ist demnach wieder beliebter geworden. Dagegen wird von Rot bei größeren Fahrzeugen eher abgeraten.

Was die Wahl des Motors angeht, so sind in der Regel die mittleren für ein Modell angebotenen Varianten später am besten wieder verkäuflich. Leistungsstarke Top- und Sportversionen haben in der Regel einen höheren Wertverlust, genau wie schwach motorisierte Basismodelle. Und generell gilt: Sparsame Varianten sind sehr gefragt. Laut BVfK-Sprecher Klein wird das auch so bleiben, „da man erwarten kann, dass der Treibstoff in Zukunft noch teurer wird.“ Wertstabiler als herkömmliche Autos werden Hybrid-Fahrzeug eingestuft. „Hier ist das Angebot auf dem Gebrauchtmarkt ziemlich klein, die Nachfrage aber groß“, sagt Kolb.

Eine weitere Sonderregel gilt bei der Wahl, ob es ein Benziner oder Diesel sein soll. Keine der beiden Varianten wirkt sich laut den Experten negativer auf den Restwert aus als die andere. Deshalb sollte vor allem das Fahrprofil den Ausschlag geben: Wichtig sei vor allem, wie viele Kilometer man pro Jahr fährt, erklärt Kolb.

Wer eine genauere Vorstellung vom zu erwartenden Restwert bekommen möchte, kann Profis nachrechnen lassen. Prognosen erstellen mehrere Anbieter auf Basis von Erfahrungen, wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen und bereits getätigten Gebrauchtwagengeschäften.

Allerdings lauert ein Fallstrick bei mancher Vorhersage - immer dann, wenn die Restwerte nur in Prozent angegeben sind. Kolb erläutert: „Entscheidend ist immer die absolute Zahl in Euro. So hat ein VW Polo prozentual einen geringeren Wertverlust als ein Dacia Sandero.“ Doch der Verlust in Euro und Cent dargestellt sei beim im Anschaffungspreis weitaus günstigeren Dacia dennoch geringer. Eine aktuelle Studie, die bf Forecasts mit dem Magazin „Focus“ erstellt hat, belegt die Unterschiede: Dort schneiden beim Restwert in Prozent die deutschen Premiummarken sowie VW und Opel meist am besten ab. Bei den absoluten Beträgen sieht es dagegen anders aus: Hier finden sich mehrfach Dacia, Hyundai und Seat an der Spitze.

Bleibt für die kühlen Rechenköpfe unter den Neuwageninteressenten noch der Tipp, über den Tellerrand zu blicken. Denn in Sachen zu erwartender Fahrzeugkosten sollte nicht allein der Wertverlust ermittelt werden. In der Gesamtbilanz sind neben dem Verbrauch vor allem auch Steuern und Versicherungsbeiträge wichtige Posten. Angaben zu den gängigen Modellen - meist auf Monatsbasis - halten Automobilclubs wie der ADAC oder der AvD in der Regel für ihre Mitglieder bereit.