Wie man die CO2-Emission von Elektroautos berechnet
München (dpa/tmn) - Autohersteller betonen gerne, dass ihre Elektromodelle kein Kohlendioxid (CO2) ausstoßen. Doch das ist zu kurz gedacht, denn schon bei der Stromerzeugung wird CO2 freigesetzt. Kaufinteressenten können den CO2-Wert von E-Autos aber selbst errechnen.
Im Werbespot gleiten Elektroautos mit „null Emmission“ durch blühende Sonnenblumenfelder. Der ADAC hat jetzt beim neuen EcoTest den tatsächlichen Schadstoffausstoß unter die Lupe genommen und ein ernüchterndes Ergebnis vorgelegt. Im Vergleich zu den sparsamsten Benzin-, Diesel- oder Gasfahrzeuge seien Elektrofahrzeuge für den Klimaschutz „überhaupt kein Vorteil“, sagte ADAC-Vizepräsident Thomas Burkhard am Donnerstag (15. März) in München. Der Dreck „entsteht zwar nicht am Auspuff, sondern am Kraftwerk“, aber „wo die CO2-Emissionen entstehen, ist der Umwelt völlig egal!“ Außerdem seien die Herstellerangaben zum Stromverbrauch realitätsfern.
Mit dem neuen EcoTest messe der ADAC die Umweltbelastung von Elektro-, Benzin-, Diesel- und Gasautos zum ersten Mal nach dem selben Maßstab, erläuterte Testleiter Reinhard Kolke. Von den ersten acht so getesteten Autos kam der Elektro-Renault Fluence Z.E. auf den ersten Platz, erreichte aber nur vier von fünf möglichen Umweltsternen. Beim CO2-Ausstoß schnitt das zweite Elektroauto im Test, der Volvo C30 electric, sogar schlechter ab als der größere Audi A4 TDI und der Mercedes B 180 DCI BlueEfficiency. Beim ADAC-EcoTest gehe der gesamte Schadstoffausstoß „von der Kraftstoffquelle bis zum Rad“ in die Rechnung mit ein.
Denn das klimaschädliche CO2 wird bereits bei der Stromerzeugung in den Kraftwerken freigesetzt. Für den deutschen Strommix nennt Sonja Schmidt vom ADAC Technik Zentrum einen CO2-Wert von 563 Gramm pro Kilowattstunde (kWh). Weil die Autobauer den Stromverbrauch für E-Fahrzeuge nennen, können Kaufinteressenten leicht selbst ausrechnen, wie viel CO2 pro elektrisch gefahrenem Kilometer ungefähr anfällt.
„Dazu muss man den in Kilowattstunden pro hundert Kilometer angegebenen Fahrzeugenergieverbrauch mit dem CO2-Wert für den deutschen Strommix multiplizieren und durch 100 Kilometer teilen“, erklärt Schmidt und nimmt den elektrischen Renault Fluence Z.E. als Beispiel: Renault gibt der ADAC-Expertin zufolge einen Stromverbrauch von 14 kWh pro 100 Kilometer an, und 14 kWh mal 563 g/kWh, geteilt durch 100 Kilometer ergibt eine CO2-Emission von 79 g/km.
Doch das sei nur die halbe Wahrheit. Denn es müsse berücksichtigt werden, dass die Autobauer den Verbrauch nicht unter Bedingungen ermittelten, die für den Alltagsverkehr typisch sind - übrigens auch nicht für Modelle mit Verbrennungsmotoren. „Durch eingeschaltete Stromverbraucher wie Licht, Heizung und Radio, durch Stromverlust beim Laden und den Verbrauch für die Batterieklimatisierung benötigt ein Elektroauto deutlich mehr Energie als die Hersteller angeben“, erläutert Schmidt.
Bei eigenen und laut dem ADAC „praxisnäheren“ EcoTest hat der Automobilclub für den Renault Fluence Z.E. einen Stromverbrauch von 25,7 kWh pro 100 Kilometer ermittelt, also gut 84 Prozent mehr als vom Hersteller angegeben. Daraus ergibt sich ein rechnerischer CO2-Ausstoß von 145 g/km, wenn der Wagen mit dem deutschen Strommix an einer Steckdose aufgetankt wird.
Noch stärker weicht die ADAC-Messung beim Volvo C30 electric von den Herstellerangaben ab: Volvo gibt einen Stromverbrauch von 14,7 kWh pro 100 Kilometer für das kompakte E-Modell an. Im EcoTest hat der ADAC mit 28,3 kWh einen fast doppelt so hohen Verbrauch ermittelt und davon einen CO2-Ausstoß von 159 g/km abgeleitet.
Zum Vergleich: Für die Dieselmodelle Audi A4 2.0 TDI Ambition und Mercedes B 180 CDI BlueEfficiency mit Doppelkupplungsgetriebe hat der ADAC CO2-Werte von 156 g/km und 157 g/km gemessen. Weit darunter liegen die Herstellerangaben: Laut Audi kommt der A4 bei einem Normverbrauch von 4,3 Litern auf einen CO2-Ausstoß von 112 g/km, im Datenblatt der B-Klasse stehen 4,4 Liter Normverbrauch und ein CO2-Wert von 115 g/km.