Zweitürer neu entdeckt: Das Coupé kommt zurück
Detroit (dpa/tmn) - Kombi-Coupés, Gelände-Vans, SUV-Limousinen: In den vergangenen Jahren haben die Autodesigner viele Nischenmodelle geschaffen. Bei der Motorshow in Detroit besinnen sie sich zurück auf alte Konventionen - und finden wieder Gefallen an normalen Coupés.
Früher war in der Autowelt alles klar geordnet: Da gab es die Limousine, das Coupé und vielleicht noch das Cabrio, aber viel mehr hatten die Hersteller in den Kindertagen des Automobils nicht zu bieten. Heute dagegen stürmen sie von einer Nische in die nächste und entwickeln - vom Marketing und wachsendem Konkurrenzdruck getrieben - immer neue Karosserieformen. Crossover heißt der Trend, bei dem ständig alle möglichen Gattungen miteinander gekreuzt werden. Doch so langsam scheinen den Autodesignern die Ideen auszugehen, oder sie haben die Lust am Experimentieren verloren: Auf der North American International Auto Show in Detroit (NAIAS, 14. bis 22. Januar) steht jedenfalls kein einziges neues Crossover-Modell. Stattdessen haben sich die Aussteller auf alte Werte besonnen und rücken das Coupé ins Rampenlicht.
Die größte Aufmerksamkeit bekommt dabei Chevrolet: Vor allem um jüngere Kunden anzusprechen, will die US-Marke nach eigenen Angaben in den nächsten Jahren einen Sportwagen auf den Markt bringen, der weniger als 20 000 Dollar kostet. Handlich und sparsam soll er sein. Weil aber noch keiner so recht weiß, wie dieser Wagen eigentlich aussehen sollte, stellt Chevrolet zwei völlig unterschiedliche Designstudien zur Diskussion: Der Code 130R im Retrostil erinnert ein wenig an den Chevrolet Camaro. Der Tru 140S ist dagegen ein futuristisch gezeichnetes, knapp über vier Meter langes Coupé, das glatt als die übernächste Generation des Opel Astra GTC durchgehen könnte. „Jetzt warten wir mal ab, wie die Messegäste reagieren, dann wissen wir, in welche Richtung wir das Serienmodell entwickeln müssen“, erläutert ein GM-Sprecher die Strategie.
Takanobu Ito ist da schon etwas weiter. Er ist der Vorstandsvorsitzende von Honda und hat auf der NAIAS das Tuch von einem neuen Supersportwagen gezogen. Das sehr breite und flache Coupé soll einmal mit Modellen wie dem Nissan GTR oder dem Lexus LFA konkurrieren. „Innerhalb der nächsten drei Jahre bringen wir den Wagen in Serie“, verspricht Ito und schlägt die Brücke zum legendären Honda NSX aus den 1990er Jahren - allerdings nur mit Blick auf den Namen und nicht auf das Design.
Die Motorisierung des Konzeptwagens ist dagegen zukunftsorientiert: Der nächste NSX wird ein Hybridmodell, das einen V6-Benziner im Heck mit drei Elektromotoren kombiniert. Einer davon dient dem normalen Antrieb und wurde dafür in die Doppelkupplung integriert, erläutert Ito. Die beiden anderen stecken vorn auf der Achse und helfen dem NSX mit kurzfristigem Allradantrieb und einer individuellen Querverteilung der Motorkraft bei flotten Kurvenfahrten.
Nicht minder auffällig als die Sportwagenstudie von Honda ist ein ebenfalls mit Hybridantrieb bestücktes Coupé auf dem Lexus-Stand. Die Studie LF-LC ist zwar noch so weit von der Serie entfernt, dass die Messe-Crew des Herstellers nicht einmal etwas über Motorleistung oder Fahrdaten des 2+2-Sitzers weiß. „Aber die wichtigsten Stilelemente dieses Coupés wird man bereits innerhalb von zwei Jahren an den ersten Serienmodellen wieder sehen“, kündigt Pressesprecherin Sandra Tibor an.
Weil Coupés eine lange Tradition haben, müssen sie der Kundschaft im Autohaus nicht erst umständlich erklärt werden - sie kommen bei den Kunden in der Regel schnell und gut an. Und sie haben einen weiteren Vorteil, der auf der Motorshow in Detroit weidlich ausgeschlachtet wird: Die Autobauer können sie im Handumdrehen auch zu Open-Air-Modellen umrüsten. Messeneuheiten wie der Mini Roadster oder das Porsche 911 Cabrio wären ohne ein entsprechendes Coupé kaum denkbar.
Während sich die Kundschaft bei Mini und Porsche nach dem Start der Modelle in diesem Frühjahr zwischen der offenen oder geschlossen Variante entscheiden muss, arbeitet Volkswagen an einem Auto, das im Grunde genommen zwei vereint: Die sportlich gezeichnete Designstudie E-Bugster, die in Detroit steht, basiert auf dem Beetle, ist drei Zentimeter breiter und neun Zentimeter flacher als das Serienmodell. „Hier auf der Messe zeigen wir den E-Bugster zunächst als Coupé“, erläutert VW-Designer Marc Lichte. „Aber sobald man das Hardtop herunter nimmt, hat man einen reinrassigen Speedster.“