Barrierefreiheit in Leichlingen Rollstuhlfahrer und Ratsherr bemängelt Barrieren in Leichlingen

Leichlingen. · Lothar Esser sieht sich immer wieder mit fehlender Behindertenfreundlichkeit konfrontiert. Er spricht auch die Privatwirtschaft an.

Der Außenaufzug vom Bürgerhaus Am Hammer ist kaputt.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

„1969 – Der erste Mann betritt den Mond. 2016 – Rollstuhlfahrer kommen nicht mal in den Zug. Wir sollten weiter sein“, forderte der Sozialverband VdK schon vor drei Jahren. Wo stehen wir heute? Leichlingen, sagt der Rollstuhlfahrer und Ratsherr Lothar Esser, ist gar nicht schlecht aufgestellt. Trotzdem ließe sich noch Einiges tun, damit Barrieren für Menschen mit Behinderungen verschwänden.

Am vergangenen Wochenende wollte Esser an einer Veranstaltung im Bürgerhaus teilnehmen. Gelungen ist es ihm nicht, weil der Außenaufzug kaputt war. „Es passiert häufiger, dass Veranstaltungen nicht barrierefrei sind“, berichtet Esser. Da er sich nicht durch die Gegend tragen lassen wollte, hat er am Sonntag auf die Teilnahme verzichtet. Auch der Treppenlift zum Ratssaal war in den vergangenen Monaten kaputt, die Ausschuss- und Ratssitzungen fanden in der Mensa der Sekundarschule statt. Doch da fehlen Behindertentoiletten, Esser musste ins benachbarte Gymnasium ausweichen.

Die Situation sei zumindest bei Gehwegen und Parkplätzen gut

Selbst bei Neubauten sei für manche Planer Barrierefreiheit fast ein Fremdwort: „Der Architekt der Leichlinger Mensa hatte die Behindertentoilette zuerst in der ersten Etage geplant“, erzählt er.

Insgesamt sieht er die Stadt im öffentlichen Bereich aber gar nicht mal schlecht aufgestellt: „Bürgersteige und Parkplätze sind überwiegend gut gemacht.“ Das Rathaus sei in Ordnung, das Verwaltungsgebäude am Schulbusch zumindest im Erdgeschoss befahrbar. Was er sich wünscht, ist gerade in der aktuellen Investitions- und Bauphase der Stadt eine umfassende Bestandsaufnahme, welche öffentlichen Gebäude barrierefrei sind und welche noch nicht. „Daraus ließe sich ein Maßnahmenplan entwickeln, mit Priorität für die einfachen Dinge, die sofort realisiert werden könnten“, sagt Esser.

„Es ist beschlossene Sache, dass bei Neubauten, Umbauten und Gesamtsanierungen von Gebäuden und Außenanlagen die Barrierefreiheit aller Behinderungen umgesetzt wird“, berichtet Wolfgang Kalski, Chef der städtischen Gebäudewirtschaft. Gerade erst bei der Planung des Neubaus der Kita Büscherhof sei ein Konzept extra für Kitas entwickelt worden. Bei den Altbauten fände schrittweise die Barrierefreiheit Einzug, zum Beispiel bei Behindertentoiletten in Schulen oder barrierefreien Zugängen zu öffentlichen Bereichen.

Besonders in Restaurants
fehlten oft Behindertentoiletten

Mehr Initiative wünscht sich Esser auch von der Privatwirtschaft. Viele Restaurants in Leichlingen seien noch nicht barrierefrei, oft fehlten Behindertentoiletten. In der Brückenstraße sieht er die Verantwortung dafür, dass etliche Geschäfte mit einem Rollstuhl nicht erreichbar seien, aber weniger bei den Ladenbesitzern. „Bei den aktuellen Platzverhältnissen können sie keine Rampen vor ihre Geschäfte bauen. Anders wäre das, wenn die Brückenstraße zur Fußgängerstraße würde.“