Bauprojekt Wuppertaler Museum als Referenzprojekt für Barrierefreiheit

Wuppertal · Direktor Lars Bluma über Umbau und Konzept des Museums für Frühindustrialisiserung und den Verbindungsbau.

Blick auf die Baustelle „hinter“ dem Engelshaus.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Ein wenig im Aufmerksamkeitsschatten des Engels-Haus-Projektes wird derzeit auch das Museum für Frühindustrialisierung runderneuert und verändert. Für satte 1000 Quadratmeter Fläche wird ein neues Konzept erarbeitet, werden zuvor zwei Gebäude modernisiert: die Kannegießer’sche Fabrik und die Reddehase‘sche Remise. Seit kurzem hat der Bund 2,5 Millionen Euro Förderung in Aussicht gestellt.

Um 1880 war die dreistöckige Bandfabrik mit ihren prägnanten roten Ziegeln erbaut worden, 1911 folgte die Remise als einer der ersten Betonbauten im Wuppertal. Seit 1983 ist in den Gebäuden das Museum für Frühindustrialisierung untergebracht. Mit Originalgeräten und Maschinen und dem Ansinnen, als eines der ersten sozialhistorischen Museen die Geschichte der Industrialisierung  anschaulich und mit vielen Informationen nachzuzeichnen. Seit dem Frühjahr 2018 sind die Gemäuer geschlossen, das Inventar im Depot gelagert. Es wird umgebaut.

Die Arbeiten gehen freilich nicht immer glimpflich ab. Im August 2018 brach bei Brandschutzmaßnahmen im Dach der Remise ein Feuer aus, das zum Glück rasch gelöscht werden konnte. Mittlerweile ist die Dachsanierung  abgeschlossen, derzeit werden  Verbindungsleitungen gelegt.  Unwägbarkeiten wie eine undichte Pferderampe können natürlich nicht eingeplant werden, führen aber zu Verzögerungen.

Dabei geht es Bluma nicht nur um eine Modernisierung. Der Museumsleiter strebt an, den gesamten Komplex (inklusive Engels-Haus) baulich wie inhaltlich zum „Referenzprojekt für Barrierefreiheit“ zu  machen. Was die Architektur selbst betrifft, aber auch „unterfahrbare Vitrinen oder  Inklusion durch einfache Sprache oder sensorisch-haptische Angebote wie große Maschinen und Stoffe“ meint, nennt er Beispiele. Eine spannende Herausforderung sei das, da die historische Bausubstanz nicht dafür gemacht wurde.

Außerdem feilt er am Ausstellungs- und  museumspädagogischen Konzept. Die neue Schau baut einerseits auf der alten auf, soll also weiterhin das Wuppertal als Pionierregion für Industrialisierung in Europa präsentieren. Andererseits  sollen neue Akzente gesetzt werden: Der Museumsdirektor denkt dabei unter anderem an das Thema Globalisierung  mit all seinen Facetten - ob Migration oder Nord-Süd-Gefälle. „Wuppertal war ja nicht isoliert, sondern stand mittendrin in den Strömungen.“

Roter Pavillon bleibt
vorerst Anlaufstelle

Früher hieß es „Ankerzentrum“, heute Verbindungsbau. Im Gefüge der Museumsbauten am Engelsgarten kommt ihm zentrale Bedeutung zu. Und das nicht nur, weil es Engels-Haus und Museum Frühindustrie miteinander verbindet und so für alle die gesetzlich vorgeschriebenen Fluchtwege bereithält. Sondern weil es die Besucher letztendlich in Empfang nehmen soll. Barrierefrei auch dieser Trakt, weshalb er einen Aufzug erhalten soll.

Derzeit ist noch der knallrote Pavillon an der Bundesstraße Anlaufstelle für Besucher und ihre Fragen. Doch das soll so nicht bleiben. „Im Laufe 2022 soll der Bau voll funktionsfähig sein“, hofft  Bluma,  denkt dabei auch  an die Fördermittel des Bundes und den  Umzug seines Teams in die oberen Stockwerke des Engels-Hauses. Bis dahin soll auch der Hof neu gestaltet werden, soll eine Außengastronomie erhalten und so Menschen dazu einladen, hier ihre Freizeit zu verbringen.

Etwas länger wird es mit den anderen Museumsbauten dauern.  Hier lautet das Ziel  Ende 2023. Zeitlichen Druck will sich Bluma aber nicht machten:  Qualität gehe vor Termineinhaltung.