Skulpturenpark Waldfrieden Beuys’ Leben und Werk neu betrachten und diskutieren

Skulpturenpark Waldfrieden startet Vortragsreihe zu Beuys digital.

Philosoph Wolfgang Zumdick setzt sich mit dem Tod in Beuys‘ Werk auseinander. Sein Vortrag wurde aufgenommen.

Foto: Skulpturenpark Waldfrieden)

Nicht viele konnten bislang die Ausstellung „Joseph Beuys. Perpetual Motion“ sehen. Seit dieser Woche ist der Skulpturenpark Waldfrieden  zudem wieder geschlossen. Also weicht das Park-Team in die digitale Welt aus, bringt dort mit Führungen und Vorträgen Leben und Werk des Jahrhundertkünstlers näher. „Ziel ist eine Neubetrachtung und Diskussion zu Beuys, zumal seine Ideen aktueller denn je sind’“, erklärt Cora Faßbender, die zusammen mit den Kuratoren Tony Cragg und Corinna Thierolf das Konzept erarbeitet hat.

Cora Faßbender arbeitet qua Amt an der Verwirklichung des Beuysschen Credos, dass jeder Mensch ein Künstler sei, sein kreatives Potenzial nutzen,  die Gesellschaft gestalten und verändern solle: „Als Kunstvermittlerin fühle ich mich aufgerufen, das schöpferische Potenzial im Menschen zu wecken und zu fördern. Es wirkt aus dem Museum hinaus direkt in die Gesellschaft hinein“, sagt sie. Inwieweit Beuys’ „soziale Plastik“ 35 Jahre nach seinem Tod 1986 Alltag geworden ist und in Kunstprojekten Relevanz hat, ist auch eines der Themen, die in dem sechs Vorträge umfassenden Begleitprogramm zur Ausstellung zur Sprache kommen soll. Sie beginnt am Donnerstag, 22. April (19 Uhr), und hört zwei Tage vor dem Ausstellungsende am 20. Juni auf. Dabei kommen Wissenschaftler und Wegbegleiter mit ihren unterschiedlichen Anknüpfungspunkten und Perspektiven zu Worte.

Den Anfang macht der Philosoph Wolfgang Zumdick, der unter dem Titel „Der Tod hält mich wach. Über Tod und Auferstehung im Werk von Joseph Beuys und Rudolf Steiner“ spricht, dabei Bezüge im Werk des Künstlers zum Werk des Anthroposphen aufdeckt. Die „Innsbrucktafel“, die 1979 zu einem Vortrag entstand und die von Beuys, Klaus Staeck, Georg Meistermann und Willi Bongard 1973 gegründete Freie internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung sind Thema am 12. Mai, dem hundertsten Geburtstag von Beuys. Den  persönlichen Vortrag hält Linde Rohr-Bongard, die mit dem Künstler befreundet war und die Tafel der Ausstellung geliehen hat. Am 20. Mai kommt der Steiner-Experte und Erziehungswissenschaftler Walter Kugler zu Wort, der sich mit der Adaption des Steinerschen „Dreigliederungsmodells“ (Freiheit im Geistesleben, Gleichheit im Rechtsleben und Brüderlichkeit in der Wirtschaft) durch Beuys auseinandersetzt.

Die Geschichte von
dem  „Stuhl mit Fett“

Um das Erbe der sozialen Plastik in Kunst und Bildungseinrichtungen geht es am 2. Juni. Die Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin (Schwerpunkt Performance- und Inszenierungskunst) Karen van den Berg geht der Frage nach, inwieweit Beuys’ Vorstellung umgesetzt worden ist. Eugen Blume ist Kurator (Hamburger Bahnhof) und künstlerischer Leiter des Jubiläumsprojekts „Beuys 2021“. Am Beispiel der legendären Eröffnung der Ausstellung „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ 1965 in der Düsseldorfer Galerie Schmela beschäftigt er sich am 9. Juni mit Beuys’ Beziehung zum Tier, speziell natürlich zum Hasen.

Sein „Stuhl mit Fett“ steht im Zentrum des letzten Vortrages am 17. Juni, der eine lokale Beziehung herstellt. Das Kunstwerk gehörte der bekannten Wuppertaler Sammlerin Stella Baum, bevor sie es - auf Bitte des Künstlers - ans Hessische Landesmuseum Darmstadt gab. Um dort  Teil des „Block Beuys“ zu werden, der größten zusammenhängenden Werksammlung. Unter dem Titel „,Der is doll’ aber: ‚Dat kauft doch keiner’“ (Schmelas Urteil zum besagten Kunstwerk) setzt sich Gabriele Mackert vom Landesmuseum mit dem heute als zentrales Werk im Schaffen von Beuys und  Ikone der Kunstgeschichte geltenenden „Stuhl“ auseinander.

Ergänzend bietet der Skulpturenpark zwei digitale, auf 25 Personen begrenzte Führungen zur Ausstellung an, die am 2. und 16. Mai in Form von Livevorträgen Aufschluss über   Exponate und Auswahl geben. Fragen sind erwünscht. Interessierte erwerben für fünf Euro ein Ticket (und damit den Zoomlink) auf der Website.