Büderich Büdericher erleben den großen Zoch

KG Blau-Weiß und die Büdericher Heinzelmännchen fuhren gestern in Düsseldorf mit.

Die KG Blau-Weiß Büderich nahm gestern am Rosenmontagszug in Düsseldorf teil.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Es ist 11.48 Uhr als der Präsident der Büdericher Heinzelmännchen, David Burkhardt, erfährt, dass der Start des Rosenmontagszuges sich um eine Viertelstunde verzögern wird. Demnach hätte es sofort los gehen müssen, denn der offizielle Beginn war vom Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) auf 11.33 Uhr festgelegt worden. Doch dann dauerte es noch über eine Stunde, bis der erste Ruck durch den Rosenmontagszugwagen ging. Ein anderer Wagen war wohl wegen Überfüllung liegen geblieben, ein weiterer soll einen Reifenschaden gehabt haben.

Dann aber gab es kein Halten mehr. Die Musik wird auf stimmungskompatible Lautstärke gebracht und die größte Party in der fünften Jahreszeit kann auch für die Heinzelmännchen Fahrt aufnehmen. „Wir haben ja die Hoffnung, dass noch die Sonne raus kommt“, so Burkhardt angesichts des Nieselregens bei leichtem Wind und Temperaturen, bei denen man keine Angst haben muss, dass die Getränke zu schnell warm werden.

Mit einiger Verzögerung
ging es dann doch los

Burkhardts Hoffnung trog, aber weder die Heinzelmännchen noch die KG Blau-Weiß Büderich, noch die 11.524 Narren und Jecken und die mehreren hunderttausend Zuschauer ließen sich die Stimmung vermiesen, sondern gaben schunkelnd, tanzend und singend Vollgas und brachten sich so bereits vor dem Start des „Zochs“ auf erhöhte Betriebstemperatur. Wenigstens hörte der Regen auf und der närrische Lindwurm, darunter 75 Heinzelmännchen und 35 Blau-Weiße, bahne sich weitestgehend im Trockenen den fünf Kilometer langen Weg kreuz und quer durch die Landeshauptstadt.

Erstmalig dabei ist Paulina aus München, die sechsjährige Enkelin von Heinzelmännchen-Vorsitzender Ute Eidinger. „Ich war noch nicht so lange und so oft hier, dass ich mitmachen konnte“, erklärt Paulina. „Ich erwarte, dass die Stimmung toll ist und die Musik laut.“ Und ihre Erwartung wird voll erfüllt. Kaum haben die Heinzelmännchen den regulären Zugweg erreicht, schmeißt sich Paulina förmlich in einen „Wurfrausch“. Schokoriegel, Lakritzschnecken oder Gummibärchen flogen aus ihrer Hand in Massen in das am Wegesrand stehende Narrenvolk. „Die Leute warten doch darauf“, begründete Paulina ihren Wurfeifer und wird mit dankbaren Helau-Rufen belohnt.

Zoch-Premiere feiert auch Büderichs Schützenkönig Rainer Höterkes. „Ich wusste, dass der Schützenkönig bei den Heinzelmännchen im Rosenmontagszug mitfahren darf. Das war für mich eine Extra-Motivation König zu werden“, gesteht Höterkes. „Und meine Frau wollte mir eine Rosenmontagsfahrt zum Geburtstag schenken. Da passte es doppelt, dass mein Königsschuss saß. Ich weiß nur nicht, was billiger wäre.“

Ihm, und auch der Meerbuscher Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage jubelten mehrere Hunderttausend meist verkleidete Rosenmontagszugfans zu. „Das genießt man als Bürgermeisterin besonders, wenn einem Millionen Menschen zujubeln. Das passiert ja nicht so oft“, meint Mielke-Westerlage
augenzwinkernd.

Noch engeren Kontakt mit dem Narrenvolk als die Karnevalisten auf den Gesellschaftswagen haben die Fußgruppen. „Es ist einfach irre, wie vielen verschiedenen Menschen in enorm vielen unterschiedlichen Verkleidungen man in die Augen blicken kann“, sagt Alina Brüggen. Sie ist Tänzerin in der Tanzgarde der KG Blau-Weiß Büderich. So nah am feierwütigen Volk erkennt sie die integrative und gleichmachende Kraft des Karnevals. „Junge und alte Menschen mit unterschiedlichem Aussehen aus hunderten Kulturen und wahrscheinlich mit tausend verschiedenen Religionen. Alles versammelt sich beim Rosenmontagszug und feiert völlig problemlos zusammen“, so Brüggen. „Dass jeder dabei ist, macht den Höhepunkt des Karnevals noch schöner.“

Und der Karneval fördert den familiären Zusammenhalt. Nicole Niederdellmann-Siemes war zum ersten Mal auf dem Blau-Weiss-Wagen, obwohl ihr Vater 33 Jahre lang Senator des Büdericher Karnevalsvereins war. „Jetzt kann ich meinen Vater verstehen, warum er das so lange gemacht hat“, gesteht Niederdellmann-Siemes. „Es ist einfach nur super-megageil, beim Rosenmontagszug dabei zu sein.“ Sie und alle anderen Fans der fünften Jahreszeit müssen keine 365 Tage warten, um erneut eine große Dosis der legalen Droge Rosenmontagszug zu erhalten.

Der Zoch 2021 geht am
15. Februar.