„+1“: Googles Antwort auf Facebooks „Gefällt mir“

New York/Berlin (dpa) - Google stemmt sich gegen den wachsenden Einfluss des Online-Netzwerks Facebook und will seine Suchergebnisse stärker auf den Freundeskreis eines Nutzers ausrichten.

Ähnlich wie bei der „Gefällt mir“-Funktion von Facebook wird man bei Google künftig einzelne Inhalte mit einem „+1“-Knopf hervorheben können. Bei der Suche etwa nach einem Rezept oder Hotel würde man dann gleich Empfehlungen von Freunden oder Verwandten sehen, erläuterte Google in einem Blogeintrag am Mittwoch.

Die Funktion erinnert an das Konzept der „sozialen Suche“, das Facebook zusammen mit Googles Erzrivalen Microsoft vorantreibt. Die Vorlieben und Informationen der Freunde eines Nutzers seien für ihn relevanter als Treffer, die ein Suchmaschinen-Algorithmus ergibt, erklärt Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Idee. Deswegen sollten sie bei Suchergebnissen prominenter angezeigt werden.

Google ist zwar nach wie vor die unangefochtene Nummer eins bei der Internet-Suche. Mit den kleinen Anzeigen im Umfeld von Suchtreffern verdient der Konzern Milliarden. Facebook mit seinen rund 600 Millionen Nutzern wird inzwischen jedoch oft als potenzielle Gefahr für das Google-Geschäft gesehen: Wenn die Menschen mehr über Facebook und Microsofts Bing suchen, würde Google weniger verdienen. Mit eigenen Aktivitäten im „Social Web“ wie dem Online-Netzwerk Orkut hatte Google nur mäßigen Erfolg.

Die „+1“-Funktion soll schrittweise zunächst für die englischsprachige Google-Suchmaschine freigeschaltet werden. Um sie zu nutzen, braucht man ein Google-Profil. Dort werde man alle seine „+1“-Favoriten verwalten können. Um die Empfehlungen anderer Nutzer sehen zu können, müsse man am Computer auch mit einem Google-Account angemeldet sein.

Zwischen Google und Facebook knirscht es schon länger. Im vergangenen Herbst lieferten sich die beiden Internet-Schwergewichte einen öffentlichen Schlagabtausch als Google Facebook den Zugriff auf die E-Mail-Adresslisten der Nutzer bei GMail bzw. Googlemail sperrte. Das Online-Netzwerk griff darauf zurück, damit neue Mitglieder anhand der E-Mail-Kontakte schneller ihre Bekannten bei Facebook finden konnte. Google will den Zugang erst wieder freigeben, wenn Facebook im Gegenzug seine Datenbestände öffne.

Google braucht den Zugriff auf möglichst viele Informationen, um den Nutzern auf sie zugeschnittene Suchergebnisse bieten zu können. Angesichts der Bedenken von Datenschützern betonte der scheidende Konzernchef Eric Schmidt wiederholt, dass es nur um Daten gehe, die Menschen freiwillig preisgeben. Mit dem Aufstieg von Facebook wandert ein immer größerer Teil solcher personifizierter Informationen aber in den Datenschatz des Online-Netzwerks. Bei einem Klick auf den „Gefällt mir“-Knopf etwa auf einer Website wird eine Verbindung zwischen dem Profil des Nutzers und der Seite hergestellt.

Facebook versucht, auf den anonymisierten Informationen über die Nutzer ein eigenes Werbegeschäft aufzubauen. Google schließt im Gegenzug unter anderem verstärkt Treffer aus dem Kurznachrichtendienst Twitter oder der Foto-Plattform Flickr in die Suchergebnisse ein.