10 bis 20 Euro mehr für Endlos-Surfen: Telekom mit Umsatzrückgang

Bonn/Berlin (dpa) - Surfen ohne Tempo-Bremse wird für Telekom-Kunden in den kommenden Jahren 10 bis 20 Euro im Monat teurer.

Diesen Betrag für eine Flatrate ohne Daten-Obergrenzen nannte der scheidende Konzernchef René Obermann am Mittwoch. Damit gab die Telekom erstmals eine Größenordnung für die Mehrausgaben an und stellte auch klar, dass es weiterhin „echte“ Flatrates geben wird.


Laut den am Mittwoch präsentierten Quartalszahlen ging zu Jahresbeginn der Umsatz des Bonner Konzerns zurück, unterm Strich verdiente die Telekom aber etwas mehr als im Vorjahr.

Das schwache Geschäft im europäischen Ausland und in den USA setzte dem Telekommunikationsriesen zu. Der Konzernumsatz fiel im ersten Quartal um knapp fünf Prozent auf 13,79 Milliarden Euro.

Der operative Gewinn sank um gut vier Prozent auf 4,29 Milliarden Euro. Dank geringerer Abschreibungen auf die US-Sparte legte der Überschuss hingegen leicht auf 564 Millionen Euro zu.

Der wichtige Heimatmarkt war dagegen der Fels in der Brandung. Dort konnte die Telekom den Rückgang der Einnahmen aus dem Mobilfunkgeschäft zu Jahresbeginn stoppen. Die Bonner sehen sich auf gutem Weg zurück zu Wachstum und steigenden Kundenzahlen.

In allen drei wichtigen Märkten Deutschland, dem europäischen Ausland und in den USA peilen die Bonner mit ihren konzernweit rund 230 000 Mitarbeitern in den nächsten Jahren eine Trendwende an. Das wollen sie durch milliardenschwere Investitionen schaffen.

Den Großteil des Geldes will die Telekom im Heimatmarkt investieren. Dabei steht der Netzausbau mit den superschnellen Mobilfunk LTE im Fokus. Bis 2016 sollen 85 Prozent der Telefonierer LTE nutzen können.

Mit Blick auf die hohen Kosten strich die Telekom die Dividende für die nächsten beiden Jahre von 70 Cent auf 50 Cent zusammen. Zudem legte sie sich ein Kostenprogramm auf, um in den kommenden drei Jahren zwei Milliarden Euro einsparen. Geld für den Investitionsschub sollen auch Börsengänge von Töchtern bringen.

Einen weiteren Beitrag sollen Vielnutzer leisten: Wer auch künftig ohne Tempo-Bremse im Internet surfen möchte, muss laut Obermann langfristig mit Zusatzkosten von 10 bis 20 Euro für die Flatrate rechnen. Er betonte zugleich, ein genauer Preis sei noch nicht vorhersehbar. Die Daten-Obergrenzen für Internet-Flatrates im Festnetz, ab denen das Tempo drastisch gedrosselt werden kann, sollen frühestens im Jahr 2016 greifen.

Obermann verteidigte den von vielen Seiten kritisierten Plan. Für die allermeisten Nutzer werde sich nichts ändern, verspricht die Telekom. Das Inklusivvolumen werde deutlich größer sein, als das, was ein Normalkunde brauche.

Kritiker stören sich aber auch daran, dass der Telekom-Fernsehdienst Entertain im Gegensatz zu konkurrierenden Angeboten etwa von Apple oder Amazon von der Volumenbegrenzung befreit werden soll. Die Telekom verweist darauf, dass Entertain ein gesondert bezahltes und reguliertes Medienangebot sei.

Dennoch wurden Vorwürfe eines Verstoßes gegen die Netzneutralität laut - das Prinzip, wonach alle Daten im Netz gleich behandelt werden sollen. Die Bundesnetzagentur forderte von der Telekom bereits Aufklärung über die Pläne. Kritik kam auch aus der Bundesregierung.

Auf seiner letzten Hauptversammlung als Telekom-Chef wird sich Obermann, der das Unternehmen Ende des Jahres verlassen und seinen Posten an Finanzvorstand Timotheus Höttges weitergeben wird, am Donnerstag kommender Woche (16.5.) auch dazu auf unangenehme Fragen der Aktionäre einstellen müssen.

Zuletzt konnte Obermann auf der Dauerbaustelle in den USA Erfolge vermelden. Er holte schließlich Apples iPhone ins Programm. Die Wirkung ist sichtbar: 500 000 iPhones wurden in den vergangenen vier Wochen verkauft. Erstmals seit fast vier Jahren stieg die Kundenzahl unter eigener Marke wieder an.

Nach einem monatelangen Hin und Her hatte die Telekom ihre Mobilfunk-Tochter mit dem kleineren börsennotierten Wettbewerber MetroPCS verheiratet. So will Obermann den Kampf mit den Rivalen Verizon, AT&T und Sprint Nextel aufnehmen.

Düster sieht derzeit die Europa-Sparte aus. In mehreren südeuropäischen Ländern hatten Regulierer niedrigere Preise erzwungen. Auch zeigen sich Kunden angesichts des Konjunktureinbruchs wegen der Schuldenkrise knauseriger. Aber auch hier will die Telekom das Ruder umreißen und im nächsten Jahr wieder wachsen.