Aderlass bei MySpace - Deutsche Tochter schließt
New York/Berlin (dpa) - Einst war MySpace das weltgrößte Online-Netzwerk und ein Star der Internet-Branche. Doch dann zog der Rivale Facebook die Menschen an. Jetzt wird bei einer Rosskur die Hälfte der Mitarbeiter auf die Straße gesetzt.
Sogar eine Schließung gilt inzwischen als möglich.
Das kriselnde Online-Netzwerk MySpace entlässt fast die Hälfte seiner Mitarbeiter, darunter auch alle 30 Beschäftigten in Deutschland. Weltweit verlieren rund 500 Menschen ihre Jobs, wie Firmenchef Mike Jones am Dienstag ankündigte.
MySpace, einer der Vorreiter der Sozialen Netzwerke im Internet, war vom Konkurrenten Facebook überrundet worden und will sich jetzt als Unterhaltungsplattform neu erfinden. Dem Vernehmen nach prüft Medienmogul Rupert Murdoch den Verkauf des einst teuer erworbenen Netzwerks. Ein Branchenexperte schloss nicht aus, dass MySpace zum Sommer dichtgemacht werden könnte, wenn sich die Lage nicht verbessert.
Im Zuge des Umbaus wird die für MySpace Deutschland zuständige Fox Interactive Media Germany GmbH zu Ende Februar geschlossen. Auch das Geschäft in Großbritannien und Australien ist von der Sparaktion betroffen. Jones argumentierte, das neue MySpace müsse sich von Strukturen der Vergangenheit trennen, um den Weg zu Wachstum und Gewinn freizumachen.
„Ich bedauere die Entscheidung von MySpace sehr, den Geschäftsbetrieb in Deutschland einzustellen“, sagte der bisher für MySpace Deutschland zuständige Manager Joel Berger. Das Geschäft in Deutschland war nach Unternehmensangaben seit zwei Jahren profitabel. In deutschen Firmenkreisen wurde beklagt, dass man keinen Einfluss auf die Produktentwicklung gehabt habe, um die Angebote populärer zu machen.
Es ist nicht der erste Aderlass für MySpace. Im Sommer 2009 hatte der damalige Chef Owen Van Natta bereits rund ein Drittel der 1500 US-Jobs gekappt. Die Einschnitte brachten aber nicht die erhoffte Erleichterung, die Verluste häuften sich weiter auf.
Im vergangenen Jahr verlor Murdoch schließlich die Geduld mit seinem einstigen Lieblingskind. Im November hieß es in einer Telefonkonferenz unmissverständlich, man werde die Verluste des Internet-Geschäfts nicht länger hinnehmen. Das neue Management unter Jones bekam Zeit bis Juni 2011, das Geschäft zumindest operativ auf einen grünen Zweig zu bringen.
Im Jahr bis Juni 2010 habe MySpace knapp unter 100 Millionen Dollar Verlust erwirtschaftet, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Analyst Alan Gould von Evercore Partners sagte daher bereits das Ende von MySpace für diesen Sommer vorher, falls sich die Finanzlage nicht entscheidend verbessere.
Medienberichten zufolge soll das neuerliche Großreinemachen die Bühne für einen Verkauf bereiten. 2005 hatte die von Murdoch gelenkte News Corporation 580 Millionen Dollar für MySpace hingeblättert, damals eine aufsehenerregende Summe für ein Internet-Unternehmen. Der als Zeitungsverleger zum Milliardär gewordene Murdoch ließ sich als Web-Visionär feiern und soll sich mit den MySpace-Gründern Tom DeWolfe und Tom Anderson gern zu einem informellen Bier getroffen haben.
MySpace war 2003 gestartet und hatte sich zum größten Online- Netzwerk der Welt aufgeschwungen, doch dann schlug die Stunde von Facebook. Der Herausforderer wuchs schnell und beziffert die Zahl der Mitglieder inzwischen auf mehr als 550 Millionen. MySpace zählt rund 100 Millionen Nutzer. Mit der gesunkenen Bedeutung schwanden auch die Werbeumsätze und die Hoffnung auf Gewinne.