Auslese Magie der Illustration – Wuppertaler Künstlerin Ulrike Möltgen stellt neues Buch „Ich war die ganze Welt“ vor
Wuppertal · Im Interview spricht Ulrike Möltgen über ihr neues Werk, ihren kreativen Schaffensprozess und den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf die Kunst.
„Der Bleistift ist eine Art Freund, und der Pinsel ist immer ein Wagnis“. Ein Wagnis, dem sich Ulrike Möltgen auch für ihr neues Werk „Ich war die ganze Welt“ gestellt hat. Das illustrierte Kinderbuch ist nun im Wuppertaler Traditionshaus Peter Hammer Verlag erschienen.
Die Künstlerin ist 1973 in Wuppertal geboren und begeistert seit Jahrzehnten mit ihren preisgekrönten Illustrationen, darunter Werken wie „Der Vogelschorsch“ von Hannes Wirlinger und „Das kostbarste aller Güter“ von Jean-Claude Grumberg die Welt. Im vergangenen Jahr kam mit „Das Märchen von der Vernunft“ der Erich Kästner-Klassiker im Atrium Verlag heraus, illustriert von Ulrike Möltgen. Die Liebe zur Kunst und der Drang, sich im Kreativen auszudrücken, ziehen sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. „Also das, was ich von der Grundschule mitgenommen habe, war der Satz ‚auffallende musische Begabung im Bereich der Kunsterziehung‘, was meine Klassenlehrerin damals geschrieben hat“, erzählt Ulrike Möltgen im WZ-Literaturpodcast. „Ich glaube, das war für mich ein bisschen eine Flucht oder etwas, was mich beruhigt hat. In der Grundschule habe ich viel gezeichnet und wurde dabei auch ruhiger und war in meiner eigenen Welt.“
Die Kunst zu ihrem Beruf zu machen, sei auch ziemlich alternativlos gewesen, berichtet sie. „Also ich wusste, wenn ich nicht irgendetwas professionalisiere, was in eine Richtung geht, die ich kann, dann habe ich nicht unbedingt die Chance auf ein besonders glückliches Leben, weil ich weniger Freiheit haben werde“, sagte sie. „Ich dachte nur immer, ich muss unbedingt professionell sein in einem Bereich, sonst werde ich nicht frei sein. Und das war ein guter Gedanke.“ Mittlerweile hat sie schon rund 60 Bücher illustriert, lehrt an der Folkwang Universität der Künste in Essen, behauptet sich in einer Welt, die sich mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz zunehmend bedroht sieht.
Die Geschichte „Ich war die ganze Welt“ dreht sich um ein Mädchen, das träumt, das es die ganze Welt sei – eine Welt, in der alles möglich und in der alles in Ordnung ist. Bis ein Gegenspieler erscheint, der diese Welt zerstören will. Das Mädchen setzt alles daran, ihre Traumwelt zu verteidigen. Die Handlung erwacht in den detailverliebten Illustrationen zum Leben. Den Lesern eröffnet sich ein farbintensiver Kosmos, in der die unterschiedlichen Elemente zu tanzen scheinen, von Pinselstrich zu Pinselstrich springen und lebendig werden.
Die abstrakten Bilder hat Möltgen zunächst mit Ölfarbe pastos auf eine neutrale Oberfläche gemalt. Diese hat sie dann eingescannt und am Computer noch einmal in unterschiedliche Teile geschnitten und neu zusammengesetzt. Eine Technik, die Künstliche Intelligenz nicht ohne Weiteres imitieren kann. Dem Einsatz von KI in der Kunst steht sie kritisch gegenüber. Grundsätzlich, etwa in Bereichen wie der Medizin, könne KI sehr hilfreich sein. „Aber im kreativen Bereich ist es eine Pest“, sagt Möltgen. „Es ist ein mächtiges Instrument, und wenn es eingesetzt wird, zerstört es viele Berufsbilder“.
Oftmals, wenn sie ein Buch illustriert, ist der Text schon vorhanden. Zunächst liest sie den Text komplett, macht sich Notizen, im zweiten Durchlauf folgen die ersten Skizzen. Im Fall ihres neuen Buchs stammen aber sowohl Text als auch Illustrationen von ihr. Da verhielt es sich ein wenig anders. Denn zuerst gab es eins der Bilder, die auch im Inneren zu finden sind. „In diesem Fall wollte ich auch gerne den Text selber machen und aufgrund dieses einen Bildes hab ich mir einen Text überlegt“, sagt sie. Herausgekommen ist eine traumhafte Reise, die Kinder und Erwachsene verzaubern kann.
Am Dienstag, 18. Februar, präsentiert Ulrike Möltgen ab 19 Uhr „Ich war die ganze Welt“ im Katholischen Stadthaus, Laurentiusstraße 7. Im Gespräch mit Journalistin Annette Hager und Moritz Klein (Peter Hammer Verlag) stellt Ulrike Möltgen ihr Buch vor. Schauspieler Olaf Reitz begleitet das Gespräch mit einer Lesung ausgewählter Textstellen.