Wuppertaler Gesundheitskolumne Bluthochdruck - eine unterschätzte Gefahr

Wuppertal · Erhöhte Werte gehören zu den größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Bluthochdruck muss in den meisten Fällen mit Medikamenten behandelt werden.

Foto: Celiltinnen/Cellitinnen

Der Blutdruck – auch arterieller Hypertonus genannt – ist die Kraft, mit der das Blut auf die Wand der Arterien drückt. Ohne diesen Druck wäre der Blutfluss gestört und die lebenswichtigen Organe könnten nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.

Der Blutdruck wird durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Prozesse im Körper reguliert. Zunächst spielen die Blutgefäße eine zentrale Rolle: Verengen sich die Arterien, steigt der Druck; weiten sie sich, sinkt er. Dieser Mechanismus wird durch spezialisierte Rezeptoren gesteuert, die blitzschnell auf Veränderungen reagieren. Ergänzt wird diese Regulation durch Hormone, die vor allem von Niere und Nebenniere produziert werden und deren Bedeutung für die Blutdruckkontrolle kaum zu überschätzen ist.

Auch das vegetative Nervensystem leistet einen wesentlichen Beitrag. Es setzt sich aus dem Sympathikus zusammen, der die Kraft und Frequenz der Herzschläge erhöht und somit den Blutdruck ansteigen lässt, und dem Parasympathikus, der den Blutdruck senkt. Dieses fein abgestimmte System ist essenziell, damit unser Kreislauf optimal funktioniert.

Dr. Jan Gülker ist Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Rhythmologie am Cellitinnen-Krankenhaus St. Petrus

Foto: St. Petrus

Bluthochdruck ist eine der am weitesten verbreiteten Erkrankungen. Laut der Deutschen Hochdruckliga leidet fast jeder dritte Mensch in Deutschland an dieser chronischen Störung. Er stellt einen der größten kardiovaskulären Risikofaktoren dar – ähnlich wie Diabetes, ein gestörter Fettstoffwechsel, Übergewicht, Bewegungsmangel und Nikotinkonsum.

Die Ursachen für einen Bluthochdruck sind oft nicht eindeutig zu klären. Häufig tritt er als Folge einer Nierenerkrankung oder Hormonstörung auf. Auch das sogenannte obstruktive Schlafapnoe-Syndrom kann in Einzelfällen zu einem schwer einzustellenden Bluthochdruck führen, wobei hier in der Regel die Behandlung der Grunderkrankung im Mittelpunkt steht. Darüber hinaus begünstigen Faktoren wie Übergewicht, vorwiegend sitzende Tätigkeiten, Stress, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum sowie eine salzreiche Ernährung die Entwicklung von Bluthochdruck – insbesondere bei genetisch vorbelasteten Menschen.

Zahlreiche Studien belegen, dass sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einen akuten Schlaganfall deutlich erhöht, wenn neben dem Bluthochdruck weitere Risikofaktoren vorliegen. Ein besonders trügerisches Merkmal dieser Erkrankung: Bluthochdruck verläuft häufig symptomlos oder zeigt nur schwache Anzeichen.

Ab einem Ruheblutdruck von 140/90 mmHg gilt man bereits als hyperton – wobei Behandlungsbeginn und Zielblutdruck stets anhand der individuellen Risikokonstellation festgelegt werden. Zu den typischen Symptomen zählen Schwindel, Kopfschmerzen, Brustschmerzen und Kurzatmigkeit.

Die erste therapeutische Maßnahme sollte stets eine Änderung des Lebensstils sein. Dazu gehören eine Gewichtsreduktion, eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Je nach Risikoprofil ist bei den meisten Betroffenen zusätzlich eine medikamentöse Therapie notwendig.

Als akute Komplikation kann eine sogenannte hypertensive Krise auftreten, bei der systolische - also die oberen - Blutdruckwerte über 180 bis 230 mmHg erreicht werden. Eine solche Krise muss schnellstmöglichst behandelt werdend, um schwerwiegende Folgen wie eine lebensbedrohliche Hirnblutung zu verhindern. Langfristig kann ein dauerhaft erhöhter Blutdruck zu Organschäden führen – insbesondere an Auge, Herz, Gehirn oder Niere.

Dr. Jan-Eric Gülker ist Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Rhytmologie am Cellitinnen-Krankenhaus St. Petrus