Michael Coll Barroso,Kardiologe des BHC, über die Bedeutung von Bewegung Aktivität fürs Herz: „Alles an Bewegung ist besser als nichts“
Wuppertal · Prof. Dr. med. Michael Coll Barroso gibt Tipps, um das Herz gesund zu halten.
Wer sein Herz gesund halten will, sollte sich bewegen. Und zwar im ganz wörtlichen Sinn: „Alles an Bewegung ist besser als nichts“, sagt Prof. Dr. med. Michael Coll Barroso, Kardiologe und Sportmediziner, der auch das Team des Bergischen Handball-Clubs (BHC) betreut. Er hat auch einige Tipps parat.
Warum Bewegung wichtig für uns ist? „Grundsätzlich ist unser Körper dafür gemacht, sich zu bewegen“, erklärt der Mediziner. „Bewegung hält nicht nur die Muskeln fit, sondern auch das Herz-Kreislauf-System.“ Durch Bewegung blieben Gefäße geschmeidiger, können etwa den Blutdruck besser regulieren.
Er erzählt von einem Patienten, der mit Ende 60 zu ihm kam. Er hatte Übergewicht, musste Tabletten gegen Bluthochdruck und Diabetes nehmen. Einst war er sehr aktiv gewesen, jetzt war er manchmal so schlapp, dass ihm die 100 Meter zum Auto schwerfielen. Dieser Mann habe es mit einem persönlichen Trainer und sehr viel Disziplin geschafft, wieder richtig fit zu werden, wieder Spaß am Leben und am Golfspiel zu haben, das er aufgegeben hatte.
„Das ist natürlich eine Luxusvariante“, räumt Coll Barroso ein. Nicht jeder könne sich einen persönlichen Trainer leisten. Aber auch kleine Dinge können die Gesundheit verbessern. Der Mediziner betont: „Es ist schon hilfreich, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen.“ Die Treppe statt des Aufzugs zu nehmen, Strecken zu Fuß zurückzulegen, das Auto weiter weg von der Arbeit zu parken oder eine Haltestelle früher auszusteigen. „Der erste Schritt sollte sein, möglichst viel Bewegung in den Alltag einzubauen“, sagt Coll Barroso. Studien zeigten, dass jede Bewegung mehr nutze. Das häufig genannte Ziel von 10 000 Schritten am Tag sei durchaus brauchbar. Aber wer bisher nur 50 Schritte gegangen ist, für den sei auch schon positiv, nun 500 Schritte zu gehen.
Noch mehr helfe regelmäßiger Sport. Klassische Ausdauersportarten seien gut geeignet, sagt Coll Barroso. Zählt Radfahren, Schwimmen, Laufen, Skilanglauf, Inline-Skaten und Nordic Walken auf, ebenso klassisches Kardio-Training, das häufig angeboten werde.
„Wichtig ist auch Krafttraining“, betont Coll Barroso. Auch hier zeigten Studien den Nutzen nicht nur für die Muskeln, sondern auch das Herz-Kreislauf-System. Mit Krafttraining lasse sich noch mit Mitte 70 beginnen, ob im Fitness-Studio an Geräten, mit Bändern oder Eigengewicht-Übungen. Wobei es bei Kraftübungen auf die richtige Ausführung ankomme, um sich nicht zu verletzen – daher sei eine Anleitung wichtig.
Wer beschließt, für seine Herzgesundheit auf Sport zu setzen, sollte ab einem gewissen Alter vorher zum Arzt: „Wer über 35 Jahre alt ist, sollte sich checken lassen“, rät Coll Barroso. Denn versteckte gesundheitliche Probleme könnten ein Risiko bedeuten. Ansprechpartner für einen „Sport-Check“ sei der Hausarzt. Zum Check gehörten die Feststellung der Risikofaktoren, ein Belastungstest und ein Ultraschall des Herzens.
Er rät für die sportlichen Aktivitäten zu einem Trainingsplan, den ein Fitnesstrainer, der Hausarzt oder ein Sportarzt entwickeln könnte. Er selbst stelle seinen Patienten manchmal ein „Bewegungsrezept“ aus. Darin ist festgehalten, wie intensiv, wie häufig und wie lang das Training sein soll. Idealerweise werde der Trainingsplan nach dem Sport-Check individuell auf die festgestellten Leistungsdaten abgestimmt. Er wirbt für den Arztbesuch vor dem Trainingsbeginn: „Das ist ein Termin, der es wert ist.“
Sportangebote gebe es etwa bei Krankenkassen oder Sportvereinen. Sie hätten noch einen weiteren Vorteil: Dort treffe man Gleichgesinnte, was zusätzlich motiviere. Die Hauptsache sei ohnehin der Spaß an der Sache. Wenn man sich zwingen müsse, halte die Motivation nicht lange.
Und noch einen wichtigen Rat hat der Sportmediziner: „Man muss milde mit sich selbst sein, kleine Schritte machen und nicht dem Optimierungswahn verfallen.“ Ein gutes Ziel für gesunden Sport seien 150 Minuten Bewegung in der Woche. Das könnten zwei mal 75 Minuten oder drei Mal 50 Minuten sein, dazu zweimal pro Woche Krafttraining. Wer dieses Pensum erreiche, könne das sein Leben lang beibehalten.