Adventskalender: Wir hier im Quartier Das grüne Herz im Wuppertaler Quartier Kothen
Wuppertal · Zwischen Abenteuern, Sport und Erholung – der Kothener Busch verbindet Generationen und ist ein wertvoller Rückzugsort für Mensch und Natur.
Im Nebel wirkt der Ort mystisch, wie einem Roman entsprungen. Wenn im Sommer das Licht durch das Blätterdach tanzt oder im Winter der Schnee die kahlen Wipfel bedeckt, könnte man glatt vergessen, dass man sich mitten in der Stadt befindet, sondern eher in einem grünen Wunderland. Mit Spaziergängern, Gassigehern, Mountain-Bikern und joggenden Polizisten, die sich den weitläufigen Wald teilen. Den Kothener Busch, das grüne Herz des Wohnquartiers Kothen.
„Im Großen und Ganzen ist es ein Wohnquartier, wo es sich lohnt, hinzuziehen“, sagt Axel Schürhoff, Vorsitzender des Vereins Kothener Freunde. Und er muss es wissen, ist schließlich am Kothen geboren und aufgewachsen, mit dem Quartier fest verwurzelt. Wie die zahlreichen Buchen und Eichen, die teils seit mehr als einem Jahrhundert in dem Mischwald stehen, stille Beobachter ganzer Generationen, die im Wald Abenteuer, Abwechslung und Erholung suchten und fanden.
„Es war das El Dorado schlechthin“, so Axel Schürhoff. Eine Abenteuerlandschaft ohnegleichen, in die man quasi aus der Haustür heraus hineinstolpern konnte. Ob nun von einer der Schulen oder einem der Kindergärten betrachtet – der Wald war und ist nie weit entfernt. Der Wald, der von allen Parteien rege genutzt wird – was jedoch in Bezug auf die Mountain-Biker in der Vergangenheit zunächst für Unmut sorgte, berichtet Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke. „Die Mountain-Biker baten um eine Downhill-Strecke im Kothener Wald. Und das waren heftige Diskussionen, die da geführt wurden“, berichtet er. Bis der zuständige Revierförster eine Empfehlung aussprach. Daraufhin entschied man sich, die Realisierung zuzulassen. „Und auch da wurde uns gesagt, da würden fürchterlich schlimme Unfälle passieren“, sagt er. Was aber nicht eingetreten sei. „Wir haben dort auf jeden Fall eine Sportstätte geschaffen, die sehr stark in Anspruch genommen worden ist und immer noch stark in Anspruch genommen wird“. Durch die Downhill-Strecke, die Ende 2011 eröffnet worden ist, habe sich der Kothener Wald zu einer eigenständigen Sportstätte in der Natur entwickelt. „Und das hat uns gut gefallen“, sagt er.
„Es klappt besser als am Anfang gedacht“, sagt auch Axel Schürhoff. Es gäbe keine Beschwerden und die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Förster Martin Kiefer und der Downhill-Abteilung des RV Adler Lüttringhausen aus Remscheid funktioniere gut.
Der Wald ist fest etabliert als Naherholungs- und Wandergebiet
Als beliebtes Naherholungs-, Sport- und Wandergebiet zieht der Kothener Wald zahlreiche Menschen an. „Fußgänger gibt es am Wochenende ohne Ende“, berichtet Schürhoff. „Da ist auch die Bereitschaftspolizei, die saust regelmäßig durch den Wald“. Der Mischwald, der sich auf rund 58,6 Hektar Fläche erstreckt, beherbergt zahlreiche Arten an Flora und Fauna. „Uns liegt sehr an der Erhaltung des Waldes“, so Schürhoff. Doch auch hier hinterlassen die veränderten Bedingungen durch den Klimawandel ihre Spuren. Hat der Borkenkäfer einigen Bäumen zugesetzt, bei längeren Dürreperioden trocknen Bachläufe aus. „Wir sind da keine Ausnahme, es ist nicht mehr so wie vor 30, 40 Jahren“, sagt Schürhoff. Umso mehr ein Grund, das grüne Herz von Kothen zu schützen.
Der Verein Kothener Freunde zählt aktuell 107 Mitglieder. Viele von ihnen trafen sich jüngst zum alljährlichen offenen Glühweintrinken „Unterm Tannenbaum“ am Richard-Vogel-Platz, bei einem leuchtend hellen Weihnachtsbaum, gespendet vom Wuppertaler Bau- und Sparverein (WBS). Auch Hans-Hermann Lücke war dabei und sagt dazu: „Diese kleine Glühweinstunde da unter dem beleuchteten Weihnachtsbaum ist für mich eines der schönsten Events im Advent in Wuppertal“. Und in diesem Jahr haben sich die Kothener Freunde besonders über den Baum gefreut, denn: „Es ist das erste Mal seit drei Jahren, dass der Weihnachtsbaum nicht zerstört worden ist“, so Schürhoff. In den Jahren zuvor sei etwa ständig die Lichterkette heruntergerissen worden.
Leerstand finde man hier seltener, würden leere Wohnungen doch schnell neu belegt, so Axel Schürhoff. Vieles hat sich in den Jahren dort getan: Schulen wie das Gymnasium Am Kothen oder das Berufskolleg wurden realisiert. Das Quartier biete mit seinem Wald und den liebevoll gestalteten Spielplätzen, dem Bolzplatz oder der Skaterbahn eine breite Palette an Möglichkeiten für die ganz Kleinen und auch die Älteren. Doch eine traurige Entwicklung gibt es: So hat Ende November mit „Wunderbarmen“ die letzte öffentliche Gaststätte im Quartier ihre Pforten geschlossen.