Adventskalender: Wir hier im Quartier Wuppertal: „Anonymität gibt es in Dönberg kaum“
Dönberg · Als Dönberger Urgestein weiß Peter Schnell: Wer einmal in dem Quartier lebt, wird hier auch nicht so schnell wieder wegziehen wollen. Das hat das Viertel zu bieten.
Ein Ort, an dem man sich Zuhause fühlt. Ein Ort, von dem man nie wieder wegziehen möchte. Auf den man sich jedes Mal wieder freut, wenn man von einer Reise zurückkehrt. Ein Ort, an dem man aufeinander aufpasst – eine Gemeinschaft bildet. Das ist das Wohnquartier Dönberg, im Osten des Wuppertaler Stadtbezirks Uellendahl-Katernberg gelegen – zumindest für viele der Einwohner.
Der Dönberg gehört erst seit 1975 zur Stadt Wuppertal, vorher zählte das Wohnquartier noch zu Neviges. Damals lebten etwas mehr als eintausend Menschen im Viertel. Heute sind es fast 6000 Menschen auf einer Fläche von 6,4 Quadratkilometern. „Damals, in den 60er Jahren, kannte man noch jeden, der auf dem Dönberg lebte. Mittlerweile zwar noch den Großteil, aber längst nicht alle“, erzählt Peter Schnell. Der 69-Jährige kennt den Ortsteil vermutlich besser als jeder andere. Seine Eltern wurden in der historischen Kirche, dem höchsten Punkt des Wohnviertels, getauft, lernten sich bei der Konfirmation in jener kennen. „Ich wurde hier ebenfalls getauft, konfirmiert und meine Frau und ich haben hier geheiratet. Meine Kinder und Enkelkinder wurden hier auch alle getauft“, erzählt Peter Schnell. Seine Frau zog damals aus Freudenstadt im Schwarzwald auf den Dönberg und „sie kann sich nicht vorstellen, hier jemals wieder wegzuziehen“. So geht es laut Schnell vielen Bewohnern des Viertels. Ist man einmal hergezogen, kann man sich einen Umzug kaum noch vorstellen.
Doch was macht das Viertel so besonders? Was vermittelt dieses heimische Gefühl? „Die Nachbarn passen hier aufeinander auf, es gibt kaum Kriminalität, es finden viele tolle Veranstaltungen statt“, nennt Peter Schnell einige Faktoren, die die Lebensqualität auf dem Dönberg so steigern. Zentraler Treffpunkt ist das „Dreieck“ bestehend aus dem neu gebaute Quartiershaus, der Evangelischen Kirche und der einzigen Bäckerei des Viertels, einer Filiale von Policks Backstube. Davor stehen die Dönberger am Wochenende oftmals Schlange, um frische Brötchen fürs sonntägliche Frühstück oder leckeren Kuchen fürs Kaffeetrinken zu kaufen. Den Weg dorthin und zurück bestreiten die meisten zu Fuß, da das Gebiet im Vergleich zum restlichen Stadtgebiet recht flach ist. Trifft man jemanden unterwegs, so hält man an und verweilt auf ein kurzes Pläuschchen.
Das im Viertel beliebte Quartiershaus wurde in der Mitte der 60er Jahre gebaut, eine Sanierung war also längst überfällig. „Das Gebäude wurde 2021 durch einen modernen Anbau erweitert und von innen neugestaltet. Außerdem wurde der Platz draußen neu angelegt und auch modernisiert“, weiß Schnell, dessen Firma sich ebenfalls im Viertel befindet. „Das Haus wird jetzt nicht mehr nur durch die Kirche genutzt, sondern auch von anderen Vereinen.“ Dazu zählen der Bürgerverein, die örtliche Freiwillige Feuerwehr, die direkt daneben ansässig ist, der Posaunenchor aber auch Gymnastikgruppen. „Einmal im Monat veranstaltet die Kirche freitags den sogenannten Feierabend. Da kann jeder, der Lust hat, vorbeikommen und ein Bierchen, oder was man möchte, trinken. Es ist immer rappelvoll, das ist richtig klasse“, freut sich der 69-Jährige. Wie gut das Quartiershaus genutzt wird, zeigt auch ein Blick auf den Kalender: Bis Juni nächsten Jahres sind die Räumlichkeiten komplett ausgebucht.
Eine weitere Veranstaltung, für die der Dönberg über die Quartiersgrenzen hinaus bekannt ist, ist das jährliche Feuerwehrfest. Von Freitag bis Sonntag verwandelt sich das Viertel dann im August für ein Wochenende in den ultimativen Treffpunkt für viele Menschen. „Die Tickets sind immer sehr früh ausverkauft“, so Schnell, der das Fest bereits seit mehr als 40 Jahren mitorganisiert. Bei Livemusik oder dem Auftritt eines DJ’s kommen Dönberger und Leute aus den anderen Stadtteilen zusammen, um gemeinsam zu feiern. „Damit wollen wir auch zeigen ‚Den Dönberg gibt es noch‘“, sagt Peter Schnell.
Zwischen Entwicklung
und Stagnation
Genau wie die meisten anderen Stadtteile Wuppertals befindet sich auch der Dönberg aktuell im Wandel. Immer mehr jüngere Menschen ziehen ins Viertel. Die Menschen, die in den 70er Jahren gebaut haben, ziehen nach und nach aus, vererben die Immobilien an die nächste Generation oder verkaufen sie an junge Familien. „Das merkt man auch daran, dass der Kindergarten hier total überbelegt ist. Die können gar niemanden mehr aufnehmen“, weiß Peter Schnell um die Lage im Viertel. Doch trotz der Verjüngung des Quartiers, muss man am Dönberg auch Rückschritte einstecken. Bereits seit 30 Jahren setze man sich dafür ein, dass ein Fuß- und Radweg in Richtung Hatzfeld errichtet wird. Fortschritte gibt es in diesem Vorhaben kaum. „Das ist eine ganz gefährliche Strecke, man kann dort aktuell nicht zu Fuß lang“, beklagt das Dönberger Urgestein. Ein weiteres Problem des Viertels: Während es in den 70er Jahren noch drei Lebensmittelgeschäfte gab, gibt es heute keinen einzigen mehr. „Man wünscht sich schon ein kleines Geschäft, wo man alltägliche Dinge kaufen kann. Da kämpfen wir auch schon lange drum“, betont Peter Schnell und hofft so wie viele, vor allem ältere Menschen, auf baldige Besserung. Auch die ansässige Apotheke schloss vor einigen Jahren.
Neben der beliebten Bäckerei findet man im Viertel einige Ärzte, zwei Friseure, eine Pizzeria, ein Griechisches Restaurant und auch eine Eisdiele. Diese ist sowohl im Sommer als auch im Winter immer gut besucht. Bei Eis, Waffeln oder einem Kaffee trifft man sich mit Freunden, Nachbarn oder entspannt nach einem langen Spaziergang durchs Quartier oder eines der vielen beliebten anliegenden Waldgebiete. Vor allem ein Ausflug zu Fuß ins Felderbach- oder Deilbachtal ist bei den Dönbergern sehr beliebt. „Wir haben sehr viele Stammkunden, sowohl ältere als auch jüngere Menschen. Sie sind allesamt sehr ruhig und vertrauenswürdig“, erzählen Marie und Anna, die beide im Eiscafé Il Sole arbeiten. „Man muss hier nie Angst haben, dass etwas passiert.“
Dies unterstreicht auch Peter Schnell: „Wir Dönberger passen aufeinander auf. Durch die vielen Veranstaltungen, sowohl vom Sport- oder Schützenverein als auch privat organisierte, kommt man immer wieder irgendwo zusammen und lernt auch neue Leute kennen. Anonymität gibt es hier kaum, es ist alles sehr persönlich.“