Wuppertaler Nikolausturnen Wuppertaler Nikolausturnen: Behutsam bis zum Sprungtisch

Wuppertal · Auf Küllenhahn wurden die Aufgaben jedem der 150 Teilnehmer gerecht – vom Anfänger bis zum Könner.

Unter dem aufmerksamen Blick von Trainerin Charlotte Überholz setzt Elif Yildiz zum Sprung an – in ihrer Altersklasse noch über den Kasten.

Foto: Florian Schmidt

30 silbern glänzende Pokale warteten am Sonntag beim Nikolaus-Turnen im Sportzentrum Süd auf die jungen Sportlerinnen und Sportler zwischen sechs und 22 Jahren, die ihre Wettbewerbe in Vormittags- und Nachmittagsschicht absolvierten. „Der Nikolaus-Pokal ist der abschließende Höhepunkt des Turnjahres“, erklärte Organisator Jörg Thilo und verwies dabei nicht nur auf die bestens gefüllte Tribüne, sondern auch darauf, dass es mit knapp 150 Meldungen aus den Vereinen Allgemeiner TV (dessen Vorsitzende Verena Hornig war als Wettkampfleiterin im Sportzentrum Süd tätig), BTB Beyenburg, Deutsche Turnerschaft Ronsdorf, Nützenberger TV, Neuenhauser TV, LTV Wuppertal, Oberbarmer TV, VSTV Vohwinkel und Wuppertaler SV großen Zuspruch gegeben hatte.

Neben dem beachtlichen Niveau, das die jungen Turnerinnen und die 14 Jungs (neun vom VSTV, fünf vom LTV) unter Beweis stellten, war es für das Publikum auch interessant, die Entwicklungs -und Leistungsstufen beispielsweise beim Sprung-Wettbewerb zu verfolgen: Bevor sich die lernenden Mädchen und Jungen an den international üblichen Sprungtisch wagen dürfen, steht für die Anfängerinnen und Anfänger der Grätschsprung über den Bock mit anschließender Landung mit geschlossenen Füßen auf dem Programm. Dieser wird mit 14 Punkten bewertet. Die nächste Stufe ist der Sprung über drei Kastenelemente mit anschließender Landung in Rückenlage auf der Matte. Dieser ist mit 15 Punkten dotiert. Dann müssen sich die Kinder an den Sprung über vier Kastenelemente wagen (16 Punkte), ehe es schließlich an den Sprungtisch geht, wo man nach gelungenem Sprung 17 Punkte einheimsen kann.

Die Trainerinnen und Trainer wissen, was sie ihren Schützlingen zutrauen können und melden den Kampfrichtern, was sie von dem jeweiligen Kind zu erwarten haben. Sicher ein Beispiel dafür, wie behutsam man beim Turnen mit den sportlichen Herausforderungen umgeht, und das gilt für alle Elemente des Vierkampfes an den verschiedenen Stationen.

Den zentralen und raumaufwändigsten Punkt auf dem Hallenboden bildete wieder die Mattenfläche für das Bodenturnen, wo die Mädchen des Oberbarmer TV auffallend stark Handstand-Überschlag, Rad und Sprünge demonstrierten. Beflügelt sicher auch durch die neuen schwarzen Turnanzüge mit dezenter Glanzstickerei. „Die haben wir bei der Weihnachtsfeier im OTB bekommen“, war zu erfahren. Und Trainerin Birgit Neumann verriet, dass das Bodenturnen die Lieblings-Disziplin der Mädchen ist. „Da können sie sich selbst die Musik auswählen und auch von keinem Gerät herunterfallen“, so Birgit Neumann, die zusammen mit ihrem Trainerinnen-Team zwei Mal pro Woche mit den jungen Athletinnen übt. „Die Kinder kommen gern zu uns, weil sie auch wissen, dass sie hier in familiärer Atmosphäre nicht überfordert oder gedrillt werden.“ Sicher auch ein Grund dafür, dass nahezu jeder Turnverein Wartelisten hat, denn die Eltern wissen, dass das Ergebnis der Übungsstunden neben einer guten Körperhaltung, konzentriertem Handeln auch soziales Verhalten und Teamgeist sind.

Das gilt nicht nur für die Jüngsten, sondern auch für die reifere Turnjugend, die im zweiten Durchgang an die Geräte ging. Älteste Teilnehmerin war die 22 Jahr alte Fiona Neumann (OTB), die auch als Trainerin, Kampfrichterin und Aktive beim Nikolaus-Turnen und anderen sportlichen Herausforderungen mitwirkt. „Gerade die Älteren sind oft auch als Trainerinnen tätig und damit für ihre jüngeren Schützlinge ein Vorbild.“, berichtet Jörg Thilo und fügt lächelnd hinzu: „Das setzt die Damen zusätzlich unter Druck.“

Wobei das bei allem verständlichen Ehrgeiz mit dem Druck nicht ganz so ernst gemeint ist, werden doch nahezu alle Übungen an den Geräten von den Eltern mit liebevollen, von den Trainerinnen mit aufmerksamen Blicken begleitet. Und selbstverständlich gibt es nachher freundlichen Beifall. Selbst, wenn die Drehung oder der Sprung auf dem Schwebebalken mal unfreiwillig auf der Matte neben dem Gerät endet, werden die Bemühungen mit Respekt honoriert. „Wir verstehen uns hier als Breitensport“, stellt Birgit Neumann deutlich fest.