Neuer Spender gefunden Jackstädt-Stiftung wird zum Lernraum-Paten in Wuppertal

Wuppertal · Das Projekt unterstützt zugewanderte Kinder und Jugendliche, bis sie einen Schulplatz haben. Da es hierfür fortan keine Fördermittel mehr gibt, ist das Wuppertaler Projekt auf Spenden angewiesen.

Unter anderem Marc Kanzler (v.l.), Annette Berg und Peter Jung haben den Kindern und Jugendlichen beim Lernen über die Schulter geschaut.

Foto: JA/Andreas Fischer

Im Klassenzimmer, das unter dem Dach der Alten Feuerwache auf der Gathe liegt, dreht sich heute alles um das Thema Frühling: Ein geschmückter Tisch mit allerlei bunten Dekostücken steht in der Mitte, an den Wänden sind bunte Ostereier wiederzufinden. Nun sind die Hausaufgaben dran: Reihum legen die Kinder und Jugendlichen von zuhause mitgebrachte Frühlingsgegenstände in die Mitte, legen dann noch einen Zettel hinzu, auf dem sie den Begriff Frühling in ihrer Herkunftssprache aufgeschrieben haben. Polnisch, Arabsich, Aserbaidschanisch, Hindi – es ist ein bunter Sprach-Blumenstrauß, der so inmitten der Kinder entsteht.

Was hier stattfindet, ist kein gewöhnlicher Schulunterricht. Es ist einer von insgesamt vier „Lernräumen“ des Kommunalen Integrationszentrums Wuppertal, der in der Alten Feuerwache einen Platz gefunden hat. Diese Lernräume bieten neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen die Chance, elementare Deutschkenntnisse zu erwerben, soziale Kontakte zu knüpfen und die Stadt kennenzulernen – all das, während sie auf einen Schulplatz warten. So lernen sie schon vor dem Start an einer tatsächlichen Schule wichtige Grundlagen.

Projekt bekommt
keine Fördermittel mehr

Das Angebot, das seit 2022 besteht, kostet pro Lernraum 9000 Euro im Jahr. Und da es hierfür fortan keine Fördermittel mehr gibt, ist das Projekt auf Spenden angewiesen. Ein neuer Spender ist nun dazu gekommen: Die Jackstädt-Stiftung hat die Patenschaft eines Lernraums für ein Jahr übernommen – und war im Zuge dessen in der Alten Feuerwache zu Besuch, um sich das Ganze einmal anzuschauen. „Uns liegt besonders so ein Projekt am Herzen, welches, wenn es nicht privat finanziert würde, gar nicht stattfinden könnte“, so Peter Jung, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal und Vorsitzender des Kuratoriums Kultur und Soziales der Jackstädt-Stiftung. „Ich glaube, es geht in der Perspektive nicht mehr alles über die öffentlichen Mittel, egal, ob Bund, Land oder Kommune. Es gibt einfach so eine Veränderung, sodass die Finanzierung vieler sozialer Projekte oder Vorgehensweisen letztlich auf viele verschiedene Schultern gelegt werden muss“, fügt Sozialdezernentin Annette Berg hinzu. Das Projekt brauche demnach auch weiterhin neue Paten, die sich – so, wie die Jackstädt-Stiftung – an der Finanzierung beteiligen.

Annette Berg (links) und Peter Jung (rechts) haben beim Erraten von Frühlingsbegriffen, wodurch die Kinder und Jugendlichen deutsche Begriffe lernen und festigen konnten, eifrig mitgemacht.

Foto: Leslie Jil Stracke

Aktuell gibt es vier Lernräume, ein fünfter sei in Planung und soll entstehen, wenn die Finanzen das erlauben. Die vier Projektstandorte – Elberfeld, Barmen, Heckinghausen und Vohwinkel – können jeweils maximal 20 Kinder und Jugendliche gleichzeitig fördern. Sie verbringen dann an drei Tagen in der Woche jeweils drei Stunden in den Lernräumen. „Für uns ist es wichtig, dass wir als Stadt ein Übergangsangebot bieten“, erklärt Suna Lenz, Leiterin des Ressorts Zuwanderung und Integration der Stadt Wuppertal, die Motivation hinter dem Projekt. „Wir imitieren quasi schon einmal die Schule in einem kleineren Format, sodass die Kinder das schon einmal lernen.“ Dass das funktioniert, konnten die Beteiligten bereits feststellen. „Wir bekommen von den Schulen widergespiegelt, dass das ein tolles Angebot ist und dass die Kinder aus den Lernräumen wesentlich besser auf die Schule vorbereitet sind“, so Lenz und fügt hinzu: „Dadurch haben sie dann auch einen gewissen Vorteil. Meistens sind es ja Kinder, die in anderen Ländern schon in der Schule waren und für die ist das dann eine schöne Heranführung in einem kleineren Umfang.“ Und auch für die Lehrenden ist das ein Gewinn, da es oft Lehramtsstudierende sind, die in den Lernräumen arbeiten und so wichtige Praxiserfahrungen sammeln können.