Gesundheit in Meerbusch Wie man Herzschwäche vorbeugen kann
Meerbusch · Die moderne Medizin hat viele Möglichkeiten, Herzschwäche zu behandeln. Welche das sind und wie es gar nicht erst so weit kommt, erklärten Kardiologen im Mataré-Gymnasium.
Tag für Tag absolviert unser Herz ein enormes Pensum: Es schlägt und schlägt und schlägt. 60 bis 80 Mal in der Minute bei einem gesunden Erwachsenen in Ruhe. In dieser kurzen Zeit pumpt das Herz fünf bis sechs Liter Blut in unseren Kreislauf. Dabei werden die Organe und das Gewebe mit lebensnotwendigem Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Mit diesem unerbittlichen Arbeitsprogramm hält uns das Herz am Leben. Welch ein Glück. Was man selbst tun kann, um sein Herz möglichst lange stark zu halten, und was Ärzte tun, wenn es schwach wird, darüber informierten Kardiologen aus Neuss im Mataré-Gymnasium. Dazu eingeladen hatte die Deutsche Herzstiftung, die derzeit die Herzwochen im Rhein-Kreis Neuss veranstaltet.
Wie entsteht Herzschwäche? Dieser Frage ging Ioana-Maria Fiszl nach. Die Oberärztin am Lukaskrankenhaus Neuss erklärte die Funktionsweise des Herzens: Wie eine Saug-Druck-Pumpe zieht sich das Herz zusammen und pumpt das Blut in den Kreislauf, Kardiologen sprechen von der Kontraktionsphase. In der anschließenden Ruhephase weitet sich das Herz und füllt sich mit Blut. Wenn eine der beiden Funktionen beeinträchtigt seien, spreche man von einer Herzschwäche. Bei der chronischen Herzschwäche sei beispielsweise die Kontraktion des Herzens zu gering, erklärte Fiszl. Die Folge sei ein Rückstau in den Venen. Dies bleibe oft längere Zeit unbemerkt. Die Symptome seien dann abnehmende Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Atemnot, rascher Puls und geschwollene Füße und Knöchel durch Wassereinlagerungen.
„Je früher eine Herzschwäche erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden“, erklärte die Oberärztin. Während die chronische Herzschwäche sich über Monate und Jahre entwickelt, kann eine akute Herzschwäche innerhalb von Minuten und Stunden entstehen. „Das ist lebensgefährlich, dann zählt jede Minute“, erklärte Fiszl. Zu den Symptomen gehören stechende Schmerzen in der Brust, Herzrasen, kalter Schweiß, Blässe, blaue Lippen. Ursache können ein Herzinfarkt, eine akute Herzmuskelentzündung oder eine Verschlechterung der Herzschwäche sein. Dann ist der Notarzt gefragt.
Deutsche Herzstiftung wirbt
für den Organspendeausweis
Bekanntlich ist Vorbeugen besser als Heilen. Frank Bernhöft von der Kardiologischen Gemeinschaftspraxis Neuss führte deshalb aus, was man selbst tun kann, um Herzschwäche zu vermeiden. Zwar gebe es Risikofaktoren, die nicht beeinflussbar sind. Dazu gehören Alter und familiäre Vorbelastung. Doch die Liste der beeinflussbaren Risikofaktoren, sei viel länger, erklärte Bernhöft.
Übergewicht, Rauchen, Alkohol und Stressfaktoren belasten das Herz und begünstigen somit eine Herzschwäche. Beim Körperfett sei das Bauchfett gefährlich und müsse reduziert werden, erklärte der niedergelassene Kardiologe. Bei der Ernährung gelte es, viel Gemüse zu essen, weniger Fleisch, dafür mehr Fisch, auch Kräuter seien gesund. Dahinter steht die sogenannte mediterrane Ernährungsweise. „Tiefkühl-Pizza und Pommes sollte man vermeiden, sondern lieber frische Sachen essen“, sagte Bernhöft. Finger weg auch von Weißmehlprodukten und gesüßten Getränken.
Bewegung, idealerweise moderates Ausdauertraining und Muskelaufbau senkten den Blutdruck und hätten einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel. „Laufen, Radfahren, Schwimmen, Tanzen: Alles, was den Kreislauf in Schwung bringt, ist förderlich“, erklärte Bernhöft. Dazu könne man sich auch einer Herzsportgruppe anschließen.
Welche lebensrettenden Therapiemaßnahmen bei Herzpatienten zum Einsatz kommen, erklärte Christoph Brinkmeyer, Oberarzt am Lukaskrankenhaus Neuss. Wenn bei einer bestehenden Herzschwäche die medikamentöse Behandlung nicht ausreicht und Eingriffe nötig sind, haben Kardiologen heute eine große Bandbreite an Möglichkeiten, um Patienten wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Verschlossene Gefäße werden per Katheder mit Ballons und Stents wieder geöffnet. Defekte Herzklappen können entweder per Katheder behandelt oder durch eine neue Herzklappe (vom Schwein oder Rind) ersetzt werden.
Am Ende aller Behandlungsmöglichkeiten einer Herzschwäche steht eine Herztransplantation. Die Deutsche Herzstiftung wirbt deshalb für den Organspendeausweis – und dafür, dass nur wer der Organspende widerspricht, dafür nicht in Frage kommt. „2022 wurden in Deutschland 46 Spenderherzen aus Ländern implantiert, die die Widerspruchslösung haben“, sagte Professor Michael Haude, Chefarzt am Lukaskrankenhaus.