Mediziner leisten Erste Hilfe aus der Leitstelle Start für das Projekt Telenotarzt
Kreis Mettmann · Wenn es um Leben oder Tod geht, zählen keine Kreis- oder Stadtgrenzen. Nun gehen zwei Kreise und vier Städte noch weiter in der Notfallversorgung.
(dne) Ein Leitstellenarbeitsplatz mit mehreren Monitoren, vor den Bildschirmen sitzt eine besonders erfahrene Notärztin oder ein Notarzt. Von diesem Arbeitsplatz aus können Mediziner ab Frühjahr 2025 den Rettungssanitätern überlebenswichtige Tipps für die Behandlung von Notfällen geben. Als Telenotärzte sehen und hören sie alles, was im Rettungswagen rund um einen Patienten passiert. Zudem wird das Bild des Überwachungsmonitors im Rettungswagen in Echtzeit auf den Arbeitsplatz des Telenotarztes gespiegelt. Diesem stehen unter anderem das diagnostische EKG und alle weiteren mit diesem Gerät erhobenen Lebenszeichen wie Blutdruck, Blutsauerstoffgehalt und andere zur Beurteilung der Patienten zur Verfügung. So kann der Telenotarzt in die Diagnostik, die Notfalltherapie und weitere medizinische Entscheidungen eingebunden werden.
In einigen Wochen sollen die ersten für den Telenotarzt-Betrieb ausgestatteten Rettungswagen auf den Straßen des Kreises Mettmann, des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie der Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal und Leverkusen rollen. Zunächst zwei Fahrzeuge werden dafür jetzt für den Pilotbetrieb ausgerüstet, damit der für das Frühjahr angestrebte Startschuss für das Telenotarztsystem „Bergisches Land“ gegeben werden kann. Die weiteren Rettungswagen werden nach und nach ausgerüstet. Das System wird stufenweise ausgebaut; mit einem Vollbetrieb ist daher erst in einigen Jahren zu rechnen.
Ein Arbeitsplatz für den Notarzt am Bildschirm steht in der Leitstelle des Kreises Mettmann. Der zweite Telestandort ist die Feuerwache in Leverkusen. Installiert wird das System, um Leben zu retten und ärztliches Wissen noch schneller zu den Notfall-Patienten zu bringen. Wichtig ist dem ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Mettmann, Dr. Arne Köster, dass das Telenotarztsystem die bestehende Notfallversorgung ergänzt und es selbstverständlich weiterhin Notärztinnen und Notärzte gibt, die zu einem Einsatzort gebracht werden. Die Verfügbarkeit dieser Notärzte könne durch die Tele-Kollegen für die wirklich kritischen Einsätze sogar verbessert werden. Für das Telenotarztsystem müssen die die Leitstellen des Kreises Mettmann als Kernträger und der Stadt Leverkusen als Hauptstandort sowie die Rettungswagen der sechs beteiligten Gebietskörperschaften mit modernster Technik ausgestattet werden. Parallel dazu werden Notärztinnen und -ärzte für den Telenotarztdienst ausgebildet und weiterqualifiziert.
Die personelle und technische Umsetzung des Telenotarzt-Systems erfolgt in Kooperation mit der ADAC Telenotarzt gGmbH (Personal) und der Umlaut Telehealthcare GmbH – Part of Accenture (Technik), die bereits Erfahrung auf dem Gebiet der Telenotfallmedizin haben. „Wir freuen uns sehr, dass wir die Beteiligten mit unserem länderübergreifenden Angebot von Personal und Technik überzeugen konnten und nun neue Wege gehen, um die notärztliche Versorgung der Menschen in der Region zu verbessern“, erklärt Andreas Estermeier, Geschäftsführer der ADAC Telenotarzt gGmbH.
„Im Notfall sollten Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo sie am schnellsten und am besten versorgt werden. Das muss aber nicht immer das Krankenhaus sein“, sagt Hermann Greven, Leiter der Feuerwehr Leverkusen. „Hier kann ein Telenotarzt sehr hilfreich sein, um die Einsatzkräfte vor Ort zu unterstützen und in Zweifelsfällen zu entscheiden, ob eine sofortige klinische Behandlung wirklich notwendig ist.“