Demozug durch die Innenstadt Schulterschluss gegen rechte Politik

Krefeld · Tausende Krefelder demonstrierten am Samstag für eine starke Demokratie. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

Auf dem Theaterplatz versammelten sich um am Samstag nach Polizeiangaben rund 5000 Teilnehmer.

Foto: Andreas Bischof

Es ist kurz nach halb eins am Samstagmittag als sich an der Königstraße zum ersten Mal die Polizeidrohne mit einem lauten Summen bemerkbar macht. Sie fliegt über die Köpfe der nach Polizeiangaben rund 6000 Teilnehmer (die Organisatoren sprechen von 10 000) hinweg, die sich um „fünf vor Zwölf“ auf dem Theaterplatz zusammengefunden hatten, um von dort aus loszuziehen und für Demokratie und gegen rechtsextreme Politik zu demonstrieren. Stark präsente Polizeikräfte sicherten die Demonstration ab.

Ein breites Bündnis aus der Zivilgesellschaft hatte zu der Demo eingeladen, entsprechend bunt präsentierten sich die Teilnehmer auf der rund vier Kilometer langen Strecke. Außer Gewerkschaften wie der IG Metall sowie der Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft fanden sich auch zahlreiche Mitglieder aus Krefelder Verbänden, Initiativen und Vereinen unter den Demonstrierenden – etwa von Amnesty International, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, Fridays for Future und der Seebrücke. Letztere setzte sich mit ihren orangefarbenen Warnwesten und einem großen Banner an die Spitze setzte.

Auch Parteien zeigten buchstäblich Flagge, wurden aber gleich zu Beginn von der Versammlungsleitung darum gebeten, die Demo so kurz vor der Bundestagswahl nicht zu Wahlkampfzwecken zu nutzen. Auch deshalb waren Politiker, anders als bei der Großdemo gegen rechts im vergangenen Jahr, dieses Mal nicht als Redner auf der Bühne vertreten. Diesen Job übernahmen bei der Abschlusskundgebung um kurz nach 14 Uhr andere Personen. Es sind keine langen Reden, aber solche, die die Ängste und Sorgen der vielfältigen Gesellschaftsschichten mehr als deutlich machen. Eine der neun Rednerinnen und Redner engagiert sich im Sozialdienst muslimischer Frauen und im Internationalen Frauencafé Krefeld. Sie berichtet mit brüchiger Stimme über die Gespräche, die sie zuhause mit ihren Kindern führt. Da komme die Frage auf, was passiert, wenn die AfD an die Macht komme, ob man das Land dann wirklich verlassen müsse. Eine Antwort darauf hat die Mutter nicht. Sie sagt: „Die AfD verletzt unsere Herzen.“ Doch Aufgaben sei keine Option. „Wir lassen uns nicht vertreiben. Das ist unsere Heimat“, ruft sie ins Mikrofon und fordert die Anwesenden auf: „Kämpft mit uns und seid mutig.“

Demo verläuft friedlich mit
zwei Sachbeschädigungen

Dem Aufruf zur Solidarität schließen sich die übrigen Redner von den Kirchengemeinden, des Jugendzentrums together für queere Jugendliche, der Antifa und des Solihauses Krefeld an. Sie bilden am Ende den Schulterschluss, den es braucht, um die Demokratie zu stärken. Viel Zustimmung für die Wortbeiträge gibt es auf dem inzwischen weniger gefüllten Theaterplatz, auf dem aber immer noch viele kreative Schilder in die Luft gestreckt wurden. In Anlehnung an Wolf Erlenbruchs Kinderbuch gab es etwa ein Schild mit der Aufschrift „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm ins Hirn geschissen hat“ – nur, dass der obligatorische Haufen diesmal nicht braun, sondern blau mit einem roten Haken versehen war. Zu lesen gab es aber auch Sätze wie „Hass ist keine Alternative“ und „Menschenrechte statt rechte Menschen“. Auf vielen Schildern war auch die ablehnende Haltung gegenüber Nazis zu erkennen. Noch deutlicher wurde sie während des Demozugs durch die Innenstadt, als die Teilnehmer laut riefen: „Nazis gibt’s in jeder Stadt, doch ganz Krefeld hat sie satt.“

Für viele Teilnehmer geht es nach der Abschlusskundgebung auf dem Theaterplatz noch weiter zum Platz an der Alten Kirche, wo sich beim Konzert „Standup - Stimm ab“ ebenfalls alles um das Thema Demokratie, aber auch um die Bundestagswahl am Sonntag drehte. Hier lautete der Aufruf: „Geht wählen.“

Aus Sicht der Polizei ist die Demonstration überwiegend ruhig und friedlich verlaufen. Lediglich zwei Sachbeschädigungen in Form abgerissener Wahlplakate vermeldet sie am Samstagnachmittag. Ein Tatverdächtiger sei identifiziert.