Aldi zettelt mit Napster Preiskampf bei Musik-Streaming an
Essen/Berlin (dpa) - Aldi und der Streaming-Dienst Napster wollen mit einem Kampfpreis den deutschen Markt für Musik aus dem Netz aufmischen. Der Discounter startet am Donnerstag das Angebot „Aldi life“ zum Preis von 7,99 Euro pro 30 Tage.
Es ist damit etwa zwei Euro günstiger als aktuell am Markt üblich - und auch als Napster selbst für seinen Service verlangt. Die Nutzer der Aldi-App bekommen aber Zugriff auf das gesamte Napster-Angebot. Aldi hatte sich auf ähnliche Weise mit einem Preisvorteil auch in den Mobilfunkmarkt gekämpft.
Beim Streaming wird die Musik direkt aus dem Netz abgespielt. Genauso wie Napster hat „Aldi life“ keine werbefinanzierte Gratis-Variante. Der Handelskonzern setzt aber auch auf Tarif-Bündel mit seinem Mobilfunk-Angebot. Dabei wird das Musik-Streaming allerdings nicht aus dem monatlichen Hochgeschwindigkeits-Kontingent von 200 bzw. 500 Megabyte ausgeklammert. Weiterer Partner ist Aldis Geräte-Lieferant Medion, der zum weltgrößten PC-Hersteller Lenovo gehört.
Den Namen Napster trug früher die größte illegale Musiktauschbörse, inzwischen betreibt unter der Marke der US-Streamingdienst Rhapsody sein internationales Geschäft. Napster lag im deutschen Musikstreaming-Geschäft bisher an dritter Stelle hinter dem globalen Marktführer Spotify und dem französischen Konkurrenten Deezer. Zudem trat im Sommer Apple in den Markt, der Dienst des iPhone-Konzerns befindet sich aber noch in der kostenlosen Probephase.
Die Streaming-Einnahmen in Deutschland schossen im ersten Halbjahr um mehr als 87 Prozent in die Höhe. Ihr Anteil am 686 Millionen Euro schweren Gesamtmarkt stieg dadurch auf 12,8 Prozent von 7,7 Prozent ein Jahr zuvor. Den Großteil des Geldes bringt in Deutschland allerdings nach wie vor die CD ein.
Napster-Europachef Thorsten Schliesche erklärte, der Preisabschlag für den Streaming-Dienst relativiere sich durch geringere Kosten beim Anwerben der Kunden sowie der Zahlungsabwicklung. „Wir sprechen dadurch eine Kundengruppe an, die wir alleine nicht ansprechen könnten - oder nur durch massivste Investitionen.“
Hohe Nutzerzahlen sind entscheidend im Streaming-Geschäft: Weitere Kunden bedeuten in dem Geschäft kaum zusätzliche Kosten, helfen aber, die Investitionen in die Infrastruktur und Organisation des Dienstes wieder einzuspielen. Die Streaming-Anbieter tun sich bei ihrer aktuellen Größe schwer damit, Geld zu verdienen. Im deutschen Markt hat bereits eine Auslese begonnen: So übernahm Deezer die Kunden des Konkurrenten Simfy.
Zugleich landen meist über 70 Prozent der Einnahmen der Streaming-Angebote bei den Musik-Konzernen. Diese Abgabe werde durch den niedrigeren Preis beim Aldi-Angebots nicht geringer als sonst ausfallen, betonte Schliesche.
Der Preis, auf den sich Napster beim Aldi-Deal einließ, ist auch aus einem weiteren Grund interessant: Aus der Branche wurde nachdrücklich vor einer Aufweichung des Preisniveaus gewarnt, als Spekulationen über günstigere Konditionen der Musikkonzerne für Apple die Runde machten.
Schliesche betont aber, er erwarte durch das Aldi-Angebot keinen generellen Preiskampf im deutschen Streaming-Geschäft. Napster selbst werde seinen Service jedenfalls weiterhin für 9,95 Euro im Monat anbieten. Bereits seit einem Jahr gab es Napster für 7,99 Euro für Kunden des Mobilfunk-Anbieters O2. Und bei Web.de gibt es seit Juni zu dem Preis den Service des Rivalen Deezer für E-Mail-Nutzer.
Napster arbeite daran, den Familien-Tarif aus den USA nach Europa zu bringen, sagte Schliesche. Dort können bis zu fünf Nutzer für 14,99 Dollar im Monat auf den Dienst zugreifen. Allerdings sei offen, zu welchen Konditionen ein Familientarif bei den Partnern angeboten werden könnte, schränkte der Napster-Manager ein. Bisher hat in Europa Apple ein vergleichbares Familien-Angebot zum Preis von 14,99 Euro für bis zu sechs Nutzer.