Alternativen zum Top-Modell - Tipps beim Handykauf
München (dpa/tmn) — Wer ein neues Smartphone kauft, muss nicht gleich sein Konto überziehen: Abseits der neusten Flaggschiffe von Apple, Samsung, HTC, Sony und Co. bietet der Handymarkt eine Menge Sparpotential.
Frei nach dem Motto: Wenig Geld für viel Smartphone, und zwar im Tiefpreis- und im Premium-Segment.
An der Frage, wie viel ein neues Smartphone mindestens kosten sollte, scheiden sich die Geister. Experten nennen hier eine Preisspanne von 120 bis 200 Euro als Startpreis. Von den Geräten darf man dann keine Wunderdinge erwarten. „Für viele Nutzer reichen sie jedoch aus“, sagt Manuel Schreiber vom Fachmagazin „Chip“. Wer hin und wieder im Netz surft, seine Mails checkt, SMS und Messenger nutzt, telefoniert oder ein grafisch nicht allzu aufwendiges Spiel startet, wird mit so einem Modell zufrieden sein, meint Schreiber.
„Im Segment ab 120 Euro gibt es oft zeitgemäße Ausstattung zu fairen Preisen“, findet auch Falko Hansen vom Telekommunikationsportal „teltarif.de“. LG, ZTE, Huawei, Acer, Alcatel oder Motorola — all diese Hersteller haben in der unteren Preisklasse Geräte mit vernünftiger Leistung im Angebot, sagt Hansen.
Im Vergleich zu Topmodellen bleiben Abstriche bei der Ausstattung bei so günstigen Preisen nicht aus. „Die Kameras der billigen Geräte taugen meist nur für Schnappschüsse“, erklärt Schreiber. Der interne Speicher liegt in der Regel nur bei vier oder acht Gigabyte (GB). Mit einer SD-Karte lässt der sich vielleicht erweitern. „Weil Apps einen Teil ihrer Daten immer auch im internen Speichers ablegen, ist der schnell einmal voll“, erklärt Falko Hansen,
Wer gerne mehrere Apps gleichzeitig nutzt, profitiert von einer höheren Kernzahl im Prozessor. Allerdings ist reine Menge nicht alles: Ein Quadcore mit vier Kernen und 1,2 Gigahertz (GHz) bringt es nicht auf mehr Leistung als ein höher getakteter Dualcore mit 2 GHz, sagt Hansen. „Obwohl der nur zwei Kerne hat.“ Je nach Anwendung können also mehr Kerne oder ein höherer Takt von Vorteil sein. Ohnehin ist der Prozessor nicht alles: Flüssig läuft es nur, wenn die restliche Hardware passt. Der Arbeitsspeicher sollte nicht unter 1 GB liegen, empfiehlt Christian Schlüter von Stiftung Warentest. Sonst stößt das Smartphone schnell an Grenzen und reagiert träge.
Auch der Funkstandard LTE für schnelles Internet über Mobilfunk ist sinvoll, sagt Schlüter. Dagegen muss der WLAN-ac-Standard für extrem schnelles WLAN nicht sein, findet er. „Chip“-Redakteur Schreiber teilt die Meinung: „Die meisten haben ohnehin noch einen WLAN-n-Router daheim.“ Da neue Router abwärtskompatibel sind, entstehen bei nicht unterstützten ac-Standard im Zweifel nur leichte Geschwindigkeitsnachteile. Internetzugang hat man aber sicher.
Wer nicht allzu viele Abstriche bei der Ausstattung machen will, kann auch zu Vorgängermodellen aktueller Spitzen-Smartphones greifen. „Sobald ein neues Flaggschiff auf den Markt kommt, fallen die Preise für die Vorgänger-Modelle stark ab“, erklärt Schlüter. Der Preissturz sei im Android-Bereich deutlich markanter als bei Apple, wo Vorgängermodelle nur geringfügig billiger werden.
Älter muss dabei nicht schlechter heißen — manchmal sogar im Gegenteil: „Geräte, die schon bis zu anderthalb Jahre auf dem Markt sind, schneiden in unseren Tests mitunter besser ab als die Marktneuheiten“, sagt Warentester Schlüter. Ein jüngeres Beispiel sei das Samsung Galaxy S5 (momentan ab rund 350 Euro), das insgesamt besser als sein Nachfolger S6 (kostet ab 500 Euro) bewertet wurde. Gründe: Beim S6 kann weder der Akku gewechselt noch der Speicher erweitert werden - anders als beim Vorgänger.
Und es gibt noch mehr Sparpotenzial: „Wer wenig Geld für viel Leistung ausgeben will, sollte sich bei den unbekannteren Marken umschauen“, sagt Schreiber. ZTE, Alcatel, Motorola, Huawei oder Honor bieten mit etwa dem Huawei G8 (rund 400 Euro) oder dem Honor 7 (etwa 350 Euro) ordentliche Geräte im Top-Segment, die in ihrer technischen Ausstattung durchaus nah an die Qualität der Flaggschiffe bekannter Marken heranreichen. Und dabei Hunderte Euro weniger kosten.
Der günstige Preis kann allerdings mit Serviceeinbußen verbunden sein - etwa bei der Updatehäufigkeit, wie Schreiber erklärt. „Unter Umständen werden Bugs nicht behoben, und Nutzer bleiben auf den alten Systemversionen sitzen.“ Er rät deshalb, vor dem Kauf im Servicebereich der Hersteller-Webseite und in Kundenforen zu recherchieren, wie es um die Update-Versorgung bestellt ist.