Amazon bringt mehr Kindle-Modelle nach Deutschland
Berlin/Seattle (dpa) - Im Kampf um den schnell wachsenden Markt für digitale Bücher bringt Amazon zwei weitere Modelle seiner Kindle-Lesegeräte nach Deutschland. Das Tablet Kindle Fire, das in den USA mit einem Preis von 199 Dollar und Farb-Display für Aufsehen sorgte, ist allerdings nicht darunter.
Stattdessen kündigte Amazon am Dienstag die beiden Geräte seiner Kindle-Touch-Reihe an, die man per Finger-Bewegung steuern kann. Sie nutzen die E-Ink-Technik der klassischen E-Book-Reader mit Graustufen-Display und geringem Stromverbrauch.
Beim Preis orientiert sich der weltgrößte Online-Einzelhändler auch beim Kindle Touch in etwa an den US-Werten. Das Modell mit WLAN gibt es für 129 Euro und mit UMTS-Verbindung für 189 Euro. Der Clou dabei: Amazon übernimmt erneut die kompletten Mobilfunk-Kosten, inklusive möglicher Roaming-Gebühren im europäischen Ausland. Frühe Besteller werden auf ihre Touch-Geräte warten müssen: Sie sollen erst ab 27. April ausgeliefert werden. Bislang waren hierzulande zwei Kindle-Modelle auf dem Markt, das günstigste für 99 Euro.
Amazon hat frühzeitig auf digitale Bücher gesetzt und den ersten Kindle-Reader in den USA 2007 auf den Markt gebracht. Einen deutschen Kindle-Store gibt es seit knapp einem Jahr. Auch andere Anbieter sind in dem Markt aktiv. So hat Apple für sein iPad-Tablet einen eigenen iBookstore aufgebaut. In Deutschland vertreiben die Buchhändler Thalia, Weltbild und Hugendubel sowie Hersteller wie Sony ebenfalls elektronische Lesegeräte.
Amazon gilt als Marktführer im E-Book-Geschäft, nennt aber von Anfang an keine Absatzzahlen zu den Kindle-Geräten und digitalen Büchern. Es heißt immer nur, die E-Reader seien das populärste Produkt im Angebot. Marktbeobachter gehen auf jeden Fall von Millionen verkauften Geräten aus. Die Kindle-Plattform enthält inzwischen rund 75 000 deutsche Buchtitel.
Die Berliner E-Book-Plattform txtr gab am Mittwoch bekannt, dass der japanische Hersteller Toshiba sie in seine Geräte integrieren wird. Ähnliche Partnerschaften gibt es bereits mit Acer, Asus, Motorola und Samsung. Dabei betreibt txtr den E-Book-Shop und wickelt auch alle Transaktionen mit den Kunden ab. Die Einnahmen werden dann mit den Partnern geteilt. Bei txtr sind nach Firmenangaben zurzeit rund 400 000 E-Books zum Kauf sowie 2,1 Millionen kostenlose Titel erhältlich. Die Zahl der deutschsprachigen Titel liegt bei 67 000.
In diesem Jahr erwartet txtr eine Verdoppelung des Geschäfts mit digitalen Büchern in Deutschland. „Der Markt wird dramatisch größer sein als noch 2011“, sagte txtr-Manager Thomas Leliveld der dpa. „Wir erwarten dann einen Anteil von mindestens 2,5 Prozent am gesamten Buchmarkt.“ Im vergangenen Jahr machten E-Books erst ein Prozent des Verlagsgeschäfts in Deutschland aus - verglichen mit mehr als sechs Prozent in den USA. Dort presst auch der große Händler Barnes & Noble sein Nook-Lesegerät in den Markt.
„Europa holt bei der Verbreitung digitaler Bücher schnell zum US-Markt auf“, sagte Amazons europäischer Manager für Kindle-Inhalte, Gordon Willoughby, der dpa. Der Wechsel zu E-Readern bringe die Menschen in verschiedenen Ländern dazu, mehr Bücher zu kaufen. „Schon 2010 stellten wir in den USA fest, dass Leser nach dem Kauf eines Kindle drei Mal mehr Bücher erwarben als vorher. In Großbritannien erreichten wir diese Zahl 15 Monate nach dem Start des dortigen Kindle-Stores, in Deutschland bereits nach sechs Monaten.“
Am Dienstag kam ein weiteres Argument für digitale Bücher hinzu: Die Harry-Potter-Serie erschien erstmals als E-Book - zunächst nur auf Englisch, doch die deutsche Fassung soll folgen. Die Autorin J.K. Rowling konnte einen besseren Deal als die meisten ihrer Kollegen erzielen: Sie vertreibt die digitalen Versionen über ihre eigene Website Pottermore. Auch Käufer etwa aus dem Kindle-Shop von Amazon werden dorthin umgeleitet.