Amazon: Keine Abschwächung des Cloud-Geschäfts durch NSA
Paris (dpa) - Der Online-Händler Amazon spürt als einer der weltgrößten Anbieter von Cloud-Diensten nach eigenen Angaben keine negativen Folgen des NSA-Skandals. „Wir sehen keine Abschwächung unseres europäischen Cloud-Geschäfts“, sagte Amazon-Technikchef Vogels bei der Internet-Konferenz LeWeb.
„Wir sind nicht Teil des Prism-Programms“, bekräftigte Vogels ohne weitere Details. Über das System Prism bekommt der US-Geheimdienst NSA laut Enthüllungen des Informanten Edward Snowden Zugriff auf Daten bei großen amerikanischen Internet-Unternehmen. „Spionage wird nicht verschwinden - egal, welche Gesetze wir beschließen. Also müssen wir unseren Kunden Werkzeuge an die Hand geben, damit sie ihre Daten schützen können“, sagte Vogels. Ein zentrales Element davon sei Verschlüsselung.
Bei Cloud-Angeboten werden Daten und Software direkt aus dem Internet abgerufen. Nach den Enthüllungen waren in Europa stimmen für europäische Cloud-Lösungen laut geworden, auch EU-Kommissarin Neelie Kroes unterstützt eine entsprechende Initiative.
Über mögliche Auswirkungen des NSA-Skandals auf das Geschäft amerikanischer Internet-Riesen wird seit Monaten spekuliert. Einige Experten erwarten, dass ihnen dadurch in den kommenden Jahren Erlöse von Dutzenden Milliarden Dollar entgehen werden. Doch bislang gibt es kaum belastbare Erkenntnisse. Der Netzwerk-Ausrüster Cisco erklärte jüngst Einbußen im China-Geschäft auch mit Gegenwind durch die Enthüllungen. Es ist allerdings auch ein politisch schwieriger Markt mit starken einheimischen Konkurrenten wie Huawei und ZTE. Google betonte jüngst, man merke keine negativen Folgen im Geschäft mit Cloud-Apps für Unternehmen.
Einige Teilnehmer der LeWeb-Konferenz rechnen zugleich mit dauerhaften Folgen des NSA-Skandals. „Wir werden noch in zehn Jahren über Snowdens Enthüllungen reden“, sagte der frühere AOL- und Yahoo-Manager Brad Garlinghouse, der heute den Cloud-Dienst Hightail führt. Die Überwachung des Netzes müsse sich an den Gepflogenheiten der realen Welt orientieren, betonte der Vater des offenen Betriebssystems Ubuntu, Mark Shuttleworth. „Wir wollen nicht, dass das Internet ein rechtsfreier Raum wird. Aber dazu gehört auch, dass die Polizei anklopft, bevor sie reinkommt.“