Autoren als Verleger — Selbst publizieren übers Netz

Berlin (dpa/tmn) — Autoren sind heute nicht mehr zwingend auf Verlage angewiesen. Sie können ihre Werke als elektronisches Buch selbst veröffentlichen. Das sogenannte Self-Publishing verlangt Schriftstellern aber einiges ab.

Carina Bartsch hat es geschafft. Nachdem Verlage ihre Manuskripte wieder und wieder abgelehnt hatten, veröffentlichte sie „Kirschroter Sommer“ als elektronisches Buch im Internet. Der Liebesroman schaffte es bei Amazon unter die bestverkauften Belletristiktitel, zusammen mit Büchern aus renommierten Verlagen. Schließlich verlegte Rowohlt das Buch ganz regulär - und noch eine Fortsetzung dazu. „Es war ein Lebenstraum und nun kann ich tatsächlich von dem, was ich liebe, leben“, erzählt Carina Bartsch.

Gelungen ist ihr das mit Self-Publishing, dem Publizieren in Eigenregie. Den neuen Vertriebskanal gäbe es nicht ohne den Erfolg von E-Book-Readern, Tablets und Smartphones. Die Inhalte stammen meist von großen Verlagen, die ihre Bücher parallel zur gedruckten Ausgabe zum Download anbieten. Aber nicht nur: Autoren können einige E-Book-Shops selbst mit ihren elektronischen Werken beliefern, darunter etwa Amazon Kindle Direct Publishing, Apple iTunes Connect, Beam eBook Publishing, Google Books Partner Program oder Kobo Writing Life. Es gibt aber auch verschiedenste Distributoren, die für Autoren gleich mehrere Shop-Kanäle gleichzeitig speisen, etwa Books on Demand (BoD), BookRix, Ciando, Epubli, Feiyr.com, Neobooks, Smashwords, Tredition oder XinXii.

Die technischen Hürden zum Selbstpublizieren sind überwindbar. Das Buch sollte nur relativ genau nach den Vorgaben des jeweiligen Shops oder Distributors formatiert werden. Ein besonderes Augenmerk sollten Autoren auf ein schönes Cover legen, rät Carina Bartsch. Und einen Lektor, der sicher Grammatik- und Rechtschreibfehler herausfischt, sollte man sich auch suchen.

Anspruchsvoll wird es für Verleger in Eigenregie dann, wenn sie ihre Werke auch selbst vermarkten müssen. „Man darf nicht damit rechnen, dass die Welt auf das Buch wartet“, sagt Carina Bartsch. Um den Titel bekanntzumachen, empfiehlt sie insbesondere soziale Netzwerke.

Wie das Rühren der Werbetrommel im Internet genau funktioniert, kann man zum Beispiel im Portal Epublizisten nachlesen. „Niemandem vertrauen wir so sehr, wie unserem sozialen Umfeld“, heißt es dort im „Buchmarketing- und Social-Media-Guide für Autoren“. Der wichtigste Faktor für einen Buchkauf seien persönliche Empfehlungen. Autoren sollten deshalb nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch auf themenspezifischen Portalen präsent sein und dort Texte sowie Kommentare posten. So entstehe Aufmerksamkeit ohne finanziellen Aufwand.

Auf Facebook sollte man eine Fanseite anlegen und sie ständig aktuell halten, Freunden Lesetipps geben, von seinen Erlebnissen als Autor berichten oder auch eine Lesung ankündigen. Außerdem könne man ein Buch verlosen oder den Fans die Möglichkeit geben, eine Szene mitzugestalten. Auf Twitter bietet es sich an, sich mit anderen Autoren, Journalisten und Literaturbloggern zu verbinden. Und im eigenen Blog schließlich könnten Autoren tun, was sie am besten können: schreiben, heißt es in dem Guide.

Niemand darf aber allzu große Hoffnungen hegen, mit Self-Publishing erfolgreich zu werden. „Zwar eröffnet es definitiv Chancen und mag in einigen Fällen echten Sprungbrettcharakter haben — aber eben nicht bei allen, nicht einmal bei einem nennenswerten Teil“, warnt der Autor Tom Liehr vor enttäuschten Erwartungen.

Fraglos sei der Buchmarkt in Bewegung. Doch es gebe eben auch gute Gründe, warum von 3000 unverlangt eingesandten Manuskripten nur eines debütiere: „Die bestehen darin, dass mindestens 2900 dieser Manuskripte besser nie die heimische Festplatte verlassen hätten“, sagt Liehr. Grundsätzlich seien die technischen Möglichkeiten, die Self-Publishing bietet, aber großartig.

Finanziell kann es sich jedenfalls lohnen, sein Buch selbst zu publizieren. Blieben einem Autor mit Verlag vom Verkaufspreis normalerweise nur zwischen 5 und 12 Prozent, seien es beim selbst publizierten E-Book bis zu 70 Prozent, rechnet Carina Bartsch vor. Nur des Geldes wegen hat sie sich aber nicht selbst verlegt. „Ich wollte Leser haben“, sagt sie. Die Rechte für ihre E-Books hat sie deshalb auch nicht an Rowohlt abgetreten, sondern managt sie weiter selbst.