Autostopp digital: Tipps zu Mitfahrzentralen im Netz
München/Mannheim (dpa/tmn) - Daumen raus an der Autobahn-Auffahrt - das war einmal. Heute finden Reisende passende Mitfahrgelegenheiten im Netz. Fahrer und Mitfahrer können damit eine Menge Geld sparen.
Voraussetzung ist aber, dass sich alle an die Spielregeln halten.
Hohe Benzinpreise, Verschleiß am Auto und stundenlanges Sitzen - Langstreckenfahrten mit dem Auto sind vor allem alleine kein Vergnügen. Mitfahrzentralen vermitteln bereits seit den 50er Jahren freie Plätze in Autos. Früher waren die Börsen Vermittlungsbüros in Großstädten, heute halten die Mitfahrer ihren Daumen im Internet aus dem Fenster. Spezielle Plattformen vermitteln im Netz kostenlos zwischen Anbietern und Suchenden.
Je mehr Fahrten ein Fahrgemeinschafts-Portal anbietet, desto besser finden Mitfahrer eine geeignete Verbindung. Mit über 3,4 Millionen registrierten Nutzern ist Mitfahrgelegenheit.de nach eigenen Angaben das europaweit größte Portal. 2010 gab es hier und beim Partner ADAC-Mitfahrerclub durchschnittlich 60 000 tagesaktuelle Fahrten, sagt Christian Hafensteiner vom ADAC. Etwa 50 Prozent davon wurden erfolgreich vermittelt. Auch bei Mitfahrzentrale.de mit über 700 000 Nutzern gibt es ein umfangreiches Langstreckenangebot. Die Seite Mifaz.de hat sich eher auf regionale Pendler- und Kurzstrecken spezialisiert und kooperiert dafür mit Städten, Gemeinden und Landkreisen.
Für die Sucheingabe bei den Online-Mitfahrzentralen reicht die Eingabe von Datum, Start- und Zielort. Sagt dem Suchenden ein Angebot zu, nimmt er in der Regel telefonisch mit dem Fahrer Kontakt auf. „Beide Teilnehmer sollten bereits am Telefon die wichtigsten Rahmenbedingungen für die gemeinsame Fahrt besprechen“, rät ADAC-Mitarbeiter Hafensteiner. Dazu gehört die Art des Fahrzeugs, die Anzahl weiterer Mitreisender, Pausen und ob unterwegs das Rauchen erlebt ist.
Fahrer füllen ihr Profil und Angebot idealerweise mit allen verfügbaren Informationen, darunter ein seriöses Profilbild und Angaben zum Fahrstil. Die Offenheit erhöht die Chancen, eine Fahrt erfolgreich zu vermitteln. Treffpunkt und Zielort sollten am besten an verkehrsberuhigten Punkten mit Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr liegen.
Der Fahrpreis wird normalerweise bei Erreichen des Zielortes in bar fällig, andere Absprachen zwischen den Teilnehmern sind aber möglich. „Wir empfehlen zwischen fünf und sechs Euro pro Mitfahrer auf 100 Kilometer“, so Hafensteiner. Einen detaillierteren Fahrpreisrechner gibt es auf der Seite des ADAC-Mitfahrclubs. Die Abfahrtszeit sollte im Vorfeld klar abgesprochen sein. Zusätzlich empfiehlt der ADAC-Experte den Austausch von Handynummern: „Irgendwas kann immer dazwischenkommen, und dann ist es wichtig, so schnell wie möglich Kontakt aufzunehmen.“
Wer sich nicht an die getroffenen Vereinbarungen hält und zum Beispiel nicht erscheint oder das Fahrtziel während der Reise ändert, hat mit rechtlichen Folgen zu rechnen. „Zwischen Mitfahrern und Fahrern, die sich über eine Mitfahrzentrale finden und sich anschließend über eine bestimmte Strecke einigen, kommt in aller Regel auch ein Vertrag zustande“, betont Katja Mayer vom Institut für Transport- und Verkehrsrecht der Universität Mannheim. Es handle sich beim Mitnehmen von Personen um keine reine Gefälligkeit, sondern es bestehe ein sogenannter Rechtsbindungswille. Schließlich werde eine konkrete Gegenleistung - im Normalfall Geld - vereinbart. „Die vertragliche Beziehung hat zur Folge, dass auch Schadenersatzansprüche denkbar sind“, sagt Mayer.
Bisher sind die Mitfahrzentralen auf die Vermittlung längerer Fahrten spezialisiert - mit einer gewissen Vorlaufzeit. Spontanreisende finden dort nur schwer Mitfahrer. Die Plattform Flinc versucht seit 2010, dieses Problem mit einem neuen Ansatz zu lösen: Das Portal funktioniert wie ein soziales Netzwerk, das soll Vertrauen zwischen Fahrer und Mitfahrenden schaffen. Unterwegs weist eine iPhone-App per Push-Benachrichtigung auf mögliche Fahrtoptionen hin.
Im Normalfall sind die Online-Portale kostenlos. Nur für Premium-Accounts mit mehr Optionen wird manchmal ein kleiner Betrag erhoben. Doch es gibt schwarze Schafe: Die Verbraucherzentrale Sachsen warnte im September vor der Seite www.mitfahrzentrale-24.de. Diese sehe aus wie ein kostenloses Angebot, beim Ausfüllen des Anmeldeformulars schließt der Nutzer aber eine Zweijahresmitgliedschaft zum Preis von 132 Euro ab. „Das freilich erfährt der Nutzer nur, wenn er regelrecht danach sucht und den eher unscheinbar rechts auf der Seite angebrachten Hinweis entdeckt“, so die Verbraucherschützer.
Inzwischen gibt es Mitfahrzentralen nicht mehr nur für Autoreisen. Bei Deinbus.de wird die Grundidee auf Busse übertragen: Wenn genügend Leute am gleichen Tag dieselbe Strecke zurücklegen wollen, organisiert der Anbieter Fahrzeug und Fahrer. Fußballfans können sich mit anderen Anhängern die Fahrtkosten zum nächsten Auswärtsspiel teilen: Bei Pendlo.de lassen sich gemeinsame Fanreisen per Pkw, Bahn oder Bus vereinbaren.