Bilanzskandal bei Toshiba kostet Top-Manager den Job
Tokio (dpa) - Ein milliardenschwerer Bilanzskandal hat Toshiba-Chef Hisao Tanaka und sieben weitere Manager des japanischen Technologiekonzerns den Job gekostet.
Eine unabhängige Untersuchungskommission war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Konzern den Gewinn vor Steuern sieben Jahre lang um mindestens 152 Milliarden Yen (1,1 Milliarden Euro) aufgebläht hatte. Mit unrealistischen Vorgaben habe das Management seine Angestellten „systematisch“ unter Druck gesetzt, hieß es.
Die Gutachter sahen denn auch in der „Unternehmenskultur“ des Mischkonzerns, die keinerlei Widerspruch an den Vorgesetzten geduldet habe, den Grund für den Bilanzskandal. Es habe keine interne Aufsicht gegeben. Als Folge sei es in fast allen Geschäftsbereichen zu Unregelmäßigkeiten gekommen.
Die Regulierungsbehörden hatten vor einigen Monaten die Regelverstöße entdeckt. Daraufhin wurde eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt. Diese konzentrierte sich vor allem auf die Rolle Tanakas und seines Vorgängers, Vize-Chairman Norio Sasaki.
Neben ihnen muss auch ein weiterer Vorgänger Tanakas, Atsutoshi Nishida, der zuletzt als Berater fungierte, nun seinen Stuhl räumen. Bis ein Nachfolger für Tanaka gefunden wird, wird Chairman Masashi Muromachi das 140 Jahre alte Unternehmen führen.
Toshiba hatte im April erstmals Probleme in der Buchhaltung eingeräumt. Im Juni berichtete der Konzern dann, er müsse seinen operativen Gewinn für die Jahre 2009 bis 2013 um insgesamt 54,8 Milliarden Yen nach unten korrigieren. Nun liegt der Berichtigungsbedarf aber weit darüber.
Der Skandal habe der Marke Toshiba schweren Schaden zugefügt, räumte Tanaka ein. Er wies jedoch den Vorwurf zurück, die Bilanzschönung „direkt“ angewiesen zu haben.
Toshiba stellt diverse elektronische Produkte wie Computerchips oder Laptops her, baut aber auch Atomkraftwerke. Die japanische Technologiebranche war erst im Jahr 2011 von einem gewaltigen Bilanzbetrug bei Olympus erschüttert worden. Bei dem Traditionskonzern waren Anlageverluste von am Ende 117,7 Milliarden Yen (damals über eine Milliarde Euro) mehr als ein Jahrzehnt lang durch überhöhte Preise bei mehreren Übernahmen verschleiert worden.